Die Österreichische Post hat am Mittwoch die Geschäftszahlen für das abgelaufene Jahr präsentiert. Wie viele andere Unternehmen hatte auch der Logistikkonzern im Jahr 2022 mit herausfordernden geopolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu kämpfen. Die hohe Inflation sowie Kriegshandlungen in der Ukraine mit den damit verbundenen Energieengpässen beeinflussten das Konsumverhalten, was sich auch auf das Geschäft der Post ausgewirkt hat. Um die Stabilität des Geschäfts aufrechtzuerhalten, müsse das Unternehmen an den Erlösen als auch an den Aufwendungen arbeiten, hieß es im Rahmen der Präsentation.
Zufriedenstellendes Ergebnis
"Vor diesem Hintergrund ist das Jahr 2022 mit einem stabilen Umsatz in Höhe von 2.522 Millionen Euro zufriedenstellend verlaufen", sagte Generaldirektor Georg Pölzl und fügte hinzu: "Während das erste Halbjahr noch mit Umsatzrückgängen von vier Prozent im Vergleich zu den sehr guten Halbjahreszahlen des Vorjahres zu kämpfen hatte, konnten die Umsatzerlöse im zweiten Halbjahr um 4,2 Prozent gesteigert werden."
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 entwickelten sich die Umsatzerlöse in der Division Brief & Werbepost von 1.224,2 Millionen Euro auf 1.218 Millionen Euro (–0,5 Prozent), in der Division Paket & Logistik von 1.245,7 Millionen Euro auf 1.214,6 Millionen Euro (–2,5 Prozent) sowie in der Division Filiale & Bank von 74,7 Millionen Euro auf 122,5 Millionen Euro (+64 Prozent). Der Umsatz 2022 in der Division Brief & Werbepost war laut Pölzl negativ beeinflusst durch den strukturellen Rückgang des adressierten Brief- und Werbepostvolumens aufgrund der elektronische Substitution (E-Prospekte). Positiv hätten hingegen Sondereffekte bei klassischen Briefen ebenso wie Anpassungen in der Preisstruktur im gesamten Produktportfolio gewirkt. Die Division Paket & Logistik zeigte im Geschäftsjahr 2022 reduzierte Umsatzerlöse insbesondere im Paketgeschäft der Türkei, aber auch Rückgänge bei pandemiebedingten Sonderlogistikleistungen. Positive Effekte beim Zins- und Provisionsertrag bewirkten einen Anstieg der Umsatzerlöse 2022 der Division Filiale & Bank. Die detaillierten Ergebniskennzahlen des Jahres 2022 sehen Sie in der Infobox.
Auf Basis dieser Performance und Bilanzlage wird der Hauptversammlung am 20. April 2023 eine Dividende in Höhe von 1,75 Euro je Aktie vorgeschlagen.
Erhöhte Sortierkapazität und Investitionspläne
Laut der Post ist zu erwarten, dass die politischen und konjunkturellen Herausforderungen des Vorjahres auch das wirtschaftliche Umfeld 2023 prägen werden. Daher sei es für das Unternehmen wichtig, diesen Rahmenbedingungen sowohl umsatz- als auch kostenseitig zu begegnen. Konkret peile das Unternehmen, basierend auf dem Konzernumsatz 2022 von 2,5 Milliarden Euro ein Wachstum im unteren bis mittleren einstelligen Bereich an. Trotz dem erwarteten Kostenauftrieb durch die fortlaufende Inflation soll mit dem geplanten Umsatzwachstum für 2023 ein Ergebnis (EBIT) etwa am Niveau des Vorjahres erreicht werden.
Bis Ende 2023 soll auch das Kapazitätserweiterungsprogramm in Österreich fertiggestellt und somit eine Sortierkapazität von rund 140.000 Paketen pro Stunde erreicht werden. Darüber hinaus will die Post in den weiteren Ausbau des nachhaltigen Fuhrparks in Richtung E-Mobilität investieren, denn "wir wollen auch weiterhin hinsichtlich Qualität der Leistungserbringung als auch Effizienz und Geschwindigkeit unsere Spitzenposition mit einer klimafreundlichen Logistik sicherstellen", unterstrich der Generaldirektor. Insgesamt plant die Österreichische Post für das Geschäftsjahr 2023 ein Investitionsvolumen zwischen 160 Millionen Euro und 180 Millionen Euro.
Emissionsfreie Zustellung in Wien
In Wien soll die Zustellung ab dem Jahr 2025 CO2-neutral erfolgen. LEADERSNET fragte nach und wollte wissen, wie viele Zustellfahrzeuge in Wien aktuell noch mit Verbrennungsmotor ausgestattet sind und wie viele E-Modelle bis 2025 hinzukommen müssen, damit das Ziel erreicht werden kann. Die Antwort lautete wie folgt: "Wir haben in Wien rund 1.000 Fahrzeuge im Einsatz. Durch die Inbetriebnahme neuer E-Fahrzeuge werden wir noch im Frühjahr alle Briefe, Werbesendungen und Kleinpakete (Zustellung direkt in die Hausbrieffachanlagen) in Wien vollständig emissionsfrei zustellen, d.h. zu Fuß, mit E-Bikes, E-Mopeds oder E-Transportern. Mehr als ein Drittel unserer Wiener Zustellfahrzeuge verfügen damit über einen E-Antrieb. Bis 2025 benötigt die emissionsfreie Zustellung in Wien rund 600 weitere Fahrzeuge sowie die erforderliche Ladeinfrastruktur, dafür sind wir auch auf einem guten Weg. Noch diesen Herbst wollen wir den ersten Flächenbezirk komplett umgestellt haben, die anderen Bezirke folgen der Reihe nach."
Hilfe für Betroffene der Erdbebenkatastrophe
Am Ende der Bilanzpräsentation des Geschäftsjahres 2022 ging Pölzl auf die Erdbebenkatastrophe in der Türkei und das Engagement der Belegschaft ein: "Gegenwärtig gilt unser Mitgefühl ganz besonders der von den schweren Erdbeben betroffenen Bevölkerung in der Türkei und in Syrien. Die Österreichische Post leistete Soforthilfe mit Großzelten für Notschlafstellen und beteiligte sich zusätzlich mit einer Spendensammelaktion sowie über ihre türkische Tochtergesellschaft Aras Kargo an den Hilfsmaßnahmen und unterstützt Mitarbeiter:innen und die Bevölkerung. Darüber hinaus ein herzliches Dankeschön allen Mitarbeiter:innen sowie Partner:innen der Österreichischen Post. Sie alle haben bei herausfordernden Bedingungen auch 2022 wieder hervorragende Arbeit geleistet. Gemeinsam wird es uns auch weiterhin gelingen, die bevorzugte Partnerin unserer Kund:innen zu sein."
LEADERSNET war bei der Pressekonferenz dabei. Fotos sehen Sie in unserer Galerie.
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Ergebniskennzahlen des Jahres 2022
Das EBITDA erhöhte sich um 0,6 % auf 372,7 Mio EUR (Q4: +10,3 %) und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) reduzierte sich um 8,0 % auf 188,4 Mio EUR (Q4: +3,9 %).
Die Division Brief & Werbepost verzeichnete dabei einen Ergebnisanstieg (EBIT) von 1,6 % auf 157,6 Mio EUR (Q4: +5,7 %). Das EBIT der Division Paket & Logistik verringerte sich von 118,1 Mio EUR auf 88,8 Mio EUR (–24,8 %; Q4: –17,9 %) und die Division Filiale & Bank verbesserte sich 2022 auf minus 26,7 Mio EUR nach minus 39,2 Mio EUR (+32,0 %; Q4: +65,6 %) im Jahr zuvor.
Das Periodenergebnis der Österreichischen Post lag in der Berichtsperiode bei 128,1 Mio EUR nach 158,4 Mio EUR (–19,1 %; Q4: –9,4 %). Daraus ergibt sich ein Ergebnis je Aktie für das Jahr 2022 von 1,86 EUR.
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