Während zuletzt viele Finanzexpert:innen davon ausgegangen sind, dass der US-Aktienmarkt gegenüber dem europäischen ein relativ sicherer Hafen sei, gibt es nun eine andere Einschätzung. Dem aktuellen "MLIV Pulse Survey" zufolge steht den US-Kreditmärkten nämlich das Schlimmste noch bevor, berichtet Bloomberg. Für den Bericht wurden 707 Anlageexpert:innen und Einzelanleger:innen befragt.
Nur wenige glauben an gehäufte Insolvenzen
Die meisten Befragten geben der US-Notenbank Fed die Schuld für ihre Befürchtungen. Diese hatte die Zinsen mit dem schnellsten Tempo seit Dekaden angehoben. Drei Viertel der Befragten meinen, dass eine straffere Geldpolitik das größte Risiko für den Markt für Unternehmensanleihen darstelle.
Lediglich jeder Dritte (27 Prozent) zeigt sich besorgt, dass sich die Unternehmensinsolvenzen in den nächsten sechs Monaten häufen. Inhaber festverzinslicher Papiere haben in der ersten Jahreshälfte die stärksten Verluste seit mindestens Anfang der 1970er Jahre erlitten.
Begrenzte Abwärtsspirale
Auf der einen Seite glauben die Befragten nicht, dass der problematische Lauf vorbei sei, da mehr als drei Viertel glauben, dass sich die Renditen 2022 auf neue Höchststände gegenüber Staatsanleihen ausweiten würden. Aber gleichzeitig erwarte eine Mehrheit, dass der Abwärtstrend relativ begrenzt sein werde. So wird prognostizieren, dass der Spread – ein wichtiger Gradmesser für die zusätzliche Entschädigung, die für das wahrgenommene Risiko gefordert wird – deutlich unter dem Niveau liegen werde, das während des COVID-Crashs im März 2020 oder der durch den Abschwung des Immobilienmarktes ausgelösten Rezession zu beobachten war.
"Es gibt definitiv viel mehr Nachteile und Risiken", sagt Kurt Daum, Senior Portfolio Manager bei USAA Investments, einem Franchise von Victory Capital. Die Renditen von Unternehmensanleihen seien während der Verkaufswellen, die in diesem Jahr durch die Rentenmärkte rasten, gegenüber US-Staatsanleihen stetig gestiegen. Dieser Spread erreichte laut "Bloombergs Index" des gleichnamigen Wirtschaftsinformationsdienstes im Juli bis zu 160 Basispunkte, bevor er sich leicht zurückzog.
Stress unbedingt vermeiden
Die relativ gedämpften Spread-Erhöhungen, die für die Zukunft erwartet werden, zeigen jedoch: Anleger:innen erwarten, dass der Corporate-Finance-Markt die Art von Stress vermeiden wird, der auf die Rezession von 2007 bis 2009 folgte, als die Investment-Grade-Renditen auf mehr als 600 Basispunkte über US-Staatsanleihen stiegen. Im März 2020 erreichte diese Lücke fast 400 Basispunkte, was die Fed dazu veranlasste einzugreifen, um sicherzustellen, dass ein Mangel an verfügbaren Krediten der Wirtschaft keinen weiteren Schlag versetzt.
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