Mitte April 2022 veröffentlichte News eine von Gastautorin Monika Wogrolly verfasste Coverstory mit dem Titel "Die Psychologie der Macht", die sich intensiv mit der Psyche der Gegenspieler Wladimir Putin und Wolodymyr Selenskyj befasste. Journalist Christian Ortner befand diesen Artikel für "antisemitisch", wie er als Gastautor im Blog Mena-Watch, einem "unabhängiger Nahost-Blog", der sich auch mit Antisemitismus befasst, schrieb.
Das hat dazu geführt, dass der Chef der News-Gruppe, Horst Pirker, den Journalisten Christian Ortner vor dem Wiener Handelsgericht wegen Geschäftsschädigung geklagt haben soll, wie der Standard berichtet.
Konkret gehe es um folgende Passage über Selenskyj: "Das Motiv des Histrionikers ist, seine innere Leere auszufüllen, was er wie ein Vampir unablässig tun muss, und das, indem er lügt und blendet, um sich selbst zu beweisen, wie großartig er ist. (…) Triebfeder kann hier, wie gesagt, das psychologische Trauma der jüdischen Vorfahren (…) sein." Ortner meint, dass das schon von den Nazis verwendete Stereotyp des "blutsaugenden Juden" (Vampir) im Zusammenhang mit "lügt und blendet" zumindest assoziativ eingesetzt werde.
Ein Gutachten unter anderem von Universitätsprofessor Martin Lange vom Institut für Judaistik der Uni Wien und Publizistikprofessor Maximilian Gottschlich soll für Aufklärung sorgen.
Wie wird Putin eingeschätzt?
Mittels Ferndiagnose hat Philosophin und Psychotherapeutin Monika Wogrolly auch Putin eingestuft. Er sei ebenso "narzisstisch": "Er fühlt sich höchstwahrscheinlich medial und zwischenmenschlich unverstanden, abgewertet und ungeliebt, weil er schon jahrelang für die westliche Welt in der Rolle des Bösewichts manifestiert ist", lautet es.
Ferndiagnosen gelten als umstritten, in der psychotherapeutischen Berufspraxis sind sie untersagt, journalistisch jedoch sind solche Einschätzungen bei Personen des öffentlichen Interesses an der Tagesordnung. (jw)
www.news.at
www.mena-watch.com
Kommentar schreiben