Zukunftsfitter Wirtschaftsstandort
Das sind Wiens Visionen für die Wirtschaft

Die Bundeshauptstadt erwirtschaftet mit rund 120 Milliarden Euro fast ein Viertel der gesamten österreichischen Wertschöpfung. Um den Wirtschaftsstandort in Zeiten der anhaltenden Konjunkturschwäche zukunftsfit zu machen, will man auf "kluge Investitionen" setzen.

Eigentlich hätten die "Visionen für die Wiener Wirtschaft" am Donnerstag von Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke und Dominic Weiss, neuer Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien, im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert werden sollen. Da Peter Hanke aber nach einer (erfolgreich verlaufenen) Blinddarmoperation in der Nacht auf Dienstag die nächsten Präsenztermine "erst" wieder ab kommenden Montag wahrnehmen kann, wie er auf LinkedIn mitteilte, wurden die wirtschaftspolitischen Schwerpunkte und strategischen Ziele für den Standort Wien schriftlich mitgeteilt.

In der Aussendung wird zunächst auf einige aktuelle Kennzahlen verwiesen, die durchaus beeindruckend klingen. Demnach erwirtschaftet die Bundeshauptstadt mit rund 120 Milliarden Euro fast ein Viertel der gesamten österreichischen Wertschöpfung, sei Spitzenreiterin bei internationalen Betriebsansiedlungen und damit die treibende Kraft der heimischen Wirtschaft. Das komme nicht von ungefähr, sondern sei die direkte Folge der strategischen Wirtschaftsförderung Wiens. Mit gezielten Investitionen und Förderungen für Wiener Unternehmen sowie internationale Betriebsansiedlungen setze die Stadt seit Jahren starke Impulse für die Wettbewerbsfähigkeit des gesamten Standortes, teilte die Wirtschaftsagentur mit, die dabei laut eigenen Angaben eine Schlüsselrolle spiele: Mit Förderungen in der Höhe von rund 53 Millionen Euro seien im vergangenen Jahr Investitionen von rund 253 Millionen Euro ausgelöst worden. Das entspreche einer Steigerung der Investitionen von fast 50 Prozent im Vergleich zum Jahr 2023.

"Weg der Wirtschaftsförderung wirkt"

"Diese Bilanz zeigt deutlich, dass der Wiener Weg der Wirtschaftsförderung wirkt. Gerade in Zeiten der anhaltenden Konjunkturschwäche ist eine aktive Standortpolitik mit klugen Investitionen das Gebot der Stunde. Wer jetzt die Konjunktur tot spart, riskiert den gesamten Wirtschaftsstandort Österreich", wird Hanke in der Aussendung zitiert. Die Stadt Wien gehe ihren erfolgreichen Weg konsequent weiter, unterstreicht der Wirtschafts- und Finanzstadtrat, denn "jeder Euro, der in Förderungen investiert wird, verfünffacht sich. Das zeigt, wie klug gesetzte wirtschaftliche Anreize wirken. Sie sind Innovationstreiber, machen Unternehmen widerstandsfähiger und schaffen Arbeitsplätze für die Wiener:innen."

Dominic Weiss möchte noch stärker auf datenbasierte Akzente für die Weiterentwicklung der Angebote der Standortagentur setzen: "Mein Ziel ist es, unsere Services und Förderprogramme künftig noch flexibler und rascher an aktuelle Herausforderungen anzupassen und den Unternehmen anzubieten. Wir wollen nicht nur am Puls der Zeit sein, sondern ihr voraus."

Starke Nachfrage nach Förderungen und Infrastruktur

Die Wirtschaftsagentur Wien verfügt laut eigenen Angaben über ein gut funktionierendes Förderportfolio und investiert in die Infrastruktur für Unternehmen. Doch die Welt entwickelt sich laufend weiter. Mit Sprachmodellen wie ChatGPT ist die Künstliche Intelligenz mittlerweile auch in vielen Haushalten angekommen. Für die Wirtschaft sei das ein enormer Teilchenbeschleuniger: "Globale Herausforderungen schlagen immer schneller zu. Mit klugen Investitionen in KI und Digitalisierung nutzen wir den technologischen Vorsprung, um die Marktchancen für Wiener Unternehmen voll auszuschöpfen", sagt Weiss. Wie groß der Bedarf an Unterstützung ist, würden die Zahlen zeigen: 2024 verzeichnete die Wirtschaftsagentur Wien einen starken Anstieg an Digitalisierungsprojekten, die Einreichungen für die Digitalisierungsförderung stiegen demnach im Vergleich zu 2023 um 160 Prozent – 103 Projekte wurden gefördert.

Gut angenommen werden auch die Förderangebote im Bereich Klima und Energie. Weiss sagt dazu: "Nachhaltigkeit ist kein Zukunftstrend mehr, sondern ein wesentlicher Bestandteil wirtschaftlicher Resilienz. Für nachhaltige Lösungen von morgen braucht es heute kluge Köpfe in der Wirtschaft, die innovative Projekte entwickeln. Mit unseren Förderungen setzen wir genau dafür Anreize. Und wir unterstützen Betriebe dabei, in Energieeffizienz zu investieren." Eine Vorzeigeförderung sei der Vienna Planet Fund: ein Klimaförderprogramm, das sich auch an internationale Unternehmen richtet. Es wurde 2024 gestartet und verzeichnet den Angaben zufolge 93 Einreichungen.

Wien bekennt sich zu Wissenschaft und Forschung

"Wir wissen, dass Künstliche Intelligenz bei der Lösung komplexer Probleme helfen kann und die Forschungslandschaft entscheidend prägen wird. Innovationen und Wissenschaft sind für einen modernen Wirtschaftsstandort von entscheidender Bedeutung. Auch Wien hat in ihrer, eben erst evaluierten, Wirtschafts- und Innovationsstrategie Wien 2030 etwa die Bereiche Digitalisierung oder Life Science gestärkt, in denen wir weltweite Exzellenz anstreben. Das bedingt auch ein klares Bekenntnis zu Forschung und Wissenschaft. Damit positionieren wir uns auf Seiten der Wissenschaft und als Gegenpol zu all jenen, die die Freiheit der Wissenschaft infrage stellen", betont Hanke.

Ein herausragendes Beispiel dafür sei Aithyra, das neue Forschungsinstitut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Das Institut wird in ein neues Life Science-Gebäude im dritten Bezirk einziehen, das derzeit von der Wirtschaftsagentur Wien errichtet wird. Läuft alles nach Plan, soll Wien damit im Bereich der KI-Forschung europaweit eine Spitzenposition einnehmen.

Grätzelinitiative wird ausgeweitet

Weiters wird in der Aussendung darauf verwiesen, dass in Wien nicht nur technologischer Fortschritt zähle: Die Stadt sei ein bunter Garten an Unternehmen. Zum Blühen gebracht werde dieser von kleinen Betrieben in den Grätzeln, die Wien unverwechselbar machen und für Lebensqualität sorgen. Von der Tischlerei über den Friseur bis zur Rauchfangkehrerin. "Alle Menschen in Wien brauchen das Grätzel – auch die Forscher:innen und die Unternehmer:innen. Für Tourist:innen ist das Wiener Flair der Bezirke ebenfalls ein einzigartiges Erlebnis. Die Unterstützung von Kleinunternehmen ist uns daher ein großes Anliegen und hat oberste Priorität", so der Wirtschaftsstadtrat.

Ein erfolgreiches Beispiel der Wirtschaftsagentur Wien sei hier die Grätzelinitiative Ottakring, die 2022 als Pilotprojekt zur wirtschaftlichen Belebung eines klar definierten Gebietes gestartet wurde. Von 2023 bis 2024 wurden den Angaben zufolge 72 Projekte von 49 Nahversorgungsbetrieben mit einem Volumen von 736.000 Euro gefördert. Für Weiss ist dieser Pilot ein Erfolgsprojekt mit Potenzial, das er rasch nutzen wolle: "Wir werden auf bestehenden Stärken aufbauen, denn die Unterstützung im Bereich der Geschäftsbelebung ist ein großer Erfolg. Die Grätzelinitiative ist ein Vorbild für die ganze Stadt – daher werden wir diese Maßnahme auf ganz Wien ausweiten", so der neue Geschäftsführer weiter. Das mobile Team der Wirtschaftsagentur Wien soll vergrößert werden und künftig verstärkt Schwerpunktgebiete in der ganzen Stadt betreuen. "Damit können wir die Unternehmen, die Unterstützung brauchen, in den Grätzeln noch besser erreichen", zeigt sich Weiss abschließend überzeugt.

www.wirtschaftsagentur.at

aniko.benkö@ivt.at
So arbeitet Wien ...

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