Österreichischer Computer kann Corona-Mutationen voraussagen

Künstliche Intelligenz von Innophore und der Universität Graz weiß, wie sich COVID-19 verändern wird, noch bevor neue "Mutanten" entstehen.

Hätte uns vor noch etwas mehr als einem Jahr jemand gesagt, dass schon bald "Mutanten" eines der dominierenden Themen medialer Berichterstattungen zum Weltgeschehen sein würden, hätten wir es wohl maximal als verfrühten Aprilscherz abgetan. Doch mit Ausbruch der Coronpandemie sind Mutationen des Virus zu einer reellen Gefahr geworden, allein in Österreich dominieren mittlerweile mutierte Variationen von COVID-19, die auch als um einiges gefährlicher gelten:  So ist die britische Mutation einer aktuellen Studie zufolge ansteckender und um 55 Prozent tödlicher als die ursprüngliche Variante.

Dem Virus einen Schritt voraus sein

Das Virus verbreitet sich weiter, und es mutiert weiter. Nicht alle Mutationen des Virus sind so gefährlich wie die britische Variante, doch um der Pandemie Herr zu werden, macht es neben der grundlegenden Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen und der Anmeldung zur Impfung auch Sinn, "schneller" als das Virus zu sein, sprich: Diesem einen Schritt voraus zu sein in dem man Veränderungen im Virenstamm voraussagen kann noch bevor diese passieren.

Mutationen können durch Beeinflussung externer Umweltfaktoren aber auch spontan erfolgen, Fakt sei allerdings, dass äußere Faktoren "eine große Rolle" spielen, wie Christian Gruber, CEO des Biotech-Start-ups Innophore, einem Ableger vom Forschungszentrum Austrian Center of Industrial Biotechnology (acib) und der Universität Graz, erklärt. "Aber nicht in der Hinsicht, welche Mutationen überhaupt entstehen, sondern welche sich schließlich durchsetzen", so Gruber gegenüber der futurezone.

© Innophore
© Innophore

Gruber weiß, wovon er spricht, denn gemeinsam mit seinem Forschungsteam beschäftigt er sich schon seit Jänner 2020 (ja, noch vor Ausbruch der Pandemie in Österreich – Anm. d. Red.) mit dem Virus und der Art wie und den Bedingungen, unter denen es mutiert. Basierend auf diesen langen Beobachtungen haben der Innophore CEO und seine Kollegen eine künstliche Intelligenz basierende Anwendung programmiert, die erkennen und voraussagen kann, welche Mutationen  von COVID-19 die besten Durchsetzungschancen haben und für den Menschen gefährlich sein könnten, und zwar bevor das Virus überhaupt mutiert ist.

Im Interview mit der futurezone erklärt Christian Gruber, dass es von der Art des Virus abhängig ist, wie schnell es mutiert. Er meint, dass Corona nicht zu den "schnellsten" mutierenden Viren gehört, sich aber aufgrund seiner mittlerweile großen Verbreitung Mutationen gut durchsetzen können. Das bedeutet auch, dass die Mutationen, mit denen wir aktuell zu kämpfen haben, nicht die letzten "Mutanten" sein werden.

Bis dato unbekannte Mutanten könnten uns noch Probleme bereiten

Zu Beginn ihrer Untersuchungen haben die Grazer Wissenschaftler rund um Christian Gruber den strukturellen Aufbau des Coronavirus untersucht, wodurch sie nachvollziehen konnten, an welcher Stelle es sich verändert und wie es sich in Zukunft verändern könnte. Die Künstliche Intelligenz von Innophore informiert darüber, welche Mutationen potenziell gefährlich werden könnten und welche mit großer Wahrscheinlichkeit irrelevant sind.

Die Grazer KI hat einige aktuell existierende – zwar weniger verbreitete, aber strukturell auffällige – Mutationen, bereits vor einigen Monaten prognostiziert. "Die Mutationen sind genauso eingetreten, wie unser Modell es vorhergesagt hat", erklärt Gruber, der betont, dass wir uns darauf einstellen werden müssen, "dass wir es im Laufe der nächsten Jahre noch mit vielen Mutationen zu tun haben werden". Ein Vorausblick auf potenziell gefährliche und sogar hypothetische Virusvarianten kann lebensnotwendig sein und dabei helfen, deren Verbreitung rasch abzubremsen.

Vorteile für Impfstoffhersteller

Die Zukunftsprognosen der KI kann vor allem für Medikamente- und Impfstoffhersteller einen großen Vorteil darstellen: Je früher Mutanten, die für den Menschen relevant beziehungsweise gefährlich sein können, umso schneller können präventiv Medikamente entwickelt oder existierende Vakzine angepasst werden. (red)

www.innophore.com

www.uni-graz.at

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