LEADERSNET: Was gibt es Neues in der PR? Hat COVID-19 und das Jahr 2020 die Branche verändert? Welche Kommunikationskanäle haben in den letzten 12 Monaten besonders an Relevanz gewonnen?
Loebell: Es gibt derzeit einen spürbaren Reboot der sozialen Medien, besonders im Corporate und Event Bereich. Klar, die Realität wird in der Distance-Meeting und -Working Kultur 2020 durch das Digitale abgelöst. Zoom und Teams gehören zum Corporate Meeting und Konferenz Alltag und LinkedIn - neben dem High End Medium Twitter – ist heute das breiteste Corporate Netzwerk und Wirtschaftsmedium geworden: Wir haben uns im professionellen Umgang in den letzten 12 Monaten stark transformiert: Profil statt Visitenkarte, Blog statt Smalltalk, Vernetzen statt Kennlernen, Kommentieren statt Austauschen, Teilen, Verlinken, Sharen statt Empfehlen und einander Bekanntmachen. Wo tummeln sich schon so konzentriert 50 Millionen Marken und Unternehmen und 722 Millionen Mitglieder weltweit – davon nur im Dachraum 15 Millionen? Wo sonst finden so geballt Wissensaustausch, Diskussion und Recruiting statt? LinkedIn wurde lange als Pool digitaler Kontakte und Visitenkarten verwendet. Das hat sich geändert: In Zeiten des globalen, kontaktlosen Umgangs von Meinungsbildnern, Multiplikatoren und Branchenexperten ist es auch für die eigenen Positionierung eine nicht mehr wegzudenkende Meinungs- und Informationsplattform.
LEADERSNET: Naja, im Vorteil liegt hier auch wohl das größte Hindernis derselben: Wie kann man sich auf einer solchen digitalen Bühne von fast bald 1 Mrd Playern noch Gehör und Interesse verschaffen?
Nordberg: Wie in jeder anderen Kommunikationsarbeit fällt der LinkedIn Auftritt – also das Profil und dessen laufende Betreuung - unter die Funktion "Arbeit". Von nichts kommt nichts: Das heißt – Do your Homework! - überlege dir deine DNA, deinen Meinungsmarkt, deine Themen und Ziele und dein persönliches Profil. Das ist Business Developement und Kommunikationsarbeit, wie sie im Lehrbuch steht. Wer nicht weiß, wer er ist, woher er kommt und wohin er will und – vor allem - mit wem, der soll es lieber lassen. Nur dabei sein bringt noch keine Positionierung. Arbeit heißt: Bau dir ein strategisches Netzwerk auf, knüpfe Kontakte und generiere Business Opportunities. Damit meine ich nicht: "Schreib mal alle an und putze Klinken wie Staubsaugervertreter", sondern generiere Interesse und Aufmerksamkeit für Themen, Marken und Services deiner Welt. Information bieten statt "zumüllen". In den letzten Jahren stieg die Beitragsdichte auf LinkedIn um 50 Prozent an. Sei daher ein themengebender, inspirierende Toughtleader und Experte, erhalte und teile Updates zu relevanten Businessthemen, aber generiere auch selbst regelmäßig interessante Beiträge für deine Community. Und pflege diese, kommentiere sie, share sie und tagge sie. Eine eigene Meinung dabei zu haben, lohnt sich, mach dich unverwechselbarer und nachhaltiger, schärft dein Profil und den Fußabdruck.
LEADERSNET: Apropos Profil: Was ist aus Kommunikationssicht relevant und wichtig oder nutzlos?
Rommel: Das LinkedIn Profil dient heutzutage als digitale Visitenkarte. Bei der Personensuche im Netz zählt es häufig zu den obersten drei Ergebnissen und ist damit ein essenzieller Bestandteil der digitalen Präsenz. Ein wichtiger Unterschied zwischen LinkedIn und anderen sozialen Netzwerken ist die Wichtigkeit der Profilgestaltung. Klickt man bei LinkedIn auf ein Profil, werden direkt die personenbezogenen Informationen angezeigt und nicht wie sonst der Newsfeed mit Beiträgen und Aktivitäten. Ein vollständiges und professionelles Profil ist – neben regelmäßigem Liken und kommentieren - daher die Grundvoraussetzung für einen gelungen LinkedIn Auftritt. Um ein gutes in ein exzellentes LinkedIn Profil zu verwandeln, gilt es auf die kleinen Details zu achten und alle Features voll auszuschöpfen. Besondere Bedeutung kommt dabei den Bereichen Profilslogan, Info-Text und Berufserfahrung zu, da diese vom Algorithmus für das Erstellen der Suchergebnisse herangezogen werden. Hier heißt die Devise: Keywords einbauen!
Die Integration von Rich Media in das Profil ist nicht nur ein tolles Mittel, um sein Profil aufzuwerten, sondern kann auch dazu genutzt werden, Inhalte und Projekte alle Art zu präsentieren und auf externe Seiten zu verweisen.
LEADERSNET: Klingt alles nach einer schönen Kreation des eigenen professionellen Ichs. Was hat das dann noch mit seriöser Informationsbereitstellung zu tun, wenn das dermaßen in die Entwicklung der eigenen Marke geht?
Loebell: Authentizität ist auch bei der Ich-Markenentwicklung das Wichtigste. Es bringt nichts, ein Profil zu entwickeln, das man nicht leben, erfüllen, leisten kann. Eine Marke ist ein Versprechen, das man auch halten muss. Die Klarheit bei den grundlegenden Fragen kann sich jeder nur selbst beantworten. Bei der Übersetzung für die unterschiedlichen Bühnen und Plattformen helfen sinnvollerweise Profis. Hier ist es wichtig, dass man sich mit den Menschen, mit denen man in diesem Bereich arbeitet, wohlfühlt. Denn es wird zunächst sehr persönlich und herausfordernd, wenn die Positionierung die größtmögliche Wirkung erzielen soll.
LEADERSNET: Sie betreuen seit Jahren CEOs in ihrer Positionierung. Inwieweit spielt LinkedIn da eine Rolle?
Nordberg: Eine wichtige, aber nicht die einzige. Auch hier braucht es – wie in der gesamten Kommunikationsarbeit - einen durchgängigen Auftritt mit zugeordnetem Themenkreis, 360 Grad platziert – real, digital, sozial. LinkedIn ist eine wichtige Plattform für professionelle Expertenpositionierung – aber mit eigenen Spielregeln, Ansprüchen und Erwartungen. Nach der Devise: Play the Game! Ist die Positionierung mal erarbeitet, die DNA herausgefiltert und ein Themensetting festgelegt, dann muss für jede Plattform der richtige Ton und Angelpunkt gefunden und erarbeitet werden. Bei LinkedIn sehe ich persönlich viel Potenzial, gerade wegen der Breite und Vielfalt der Marktteilnehmer und noch immer stechen nur einige wenige, wirkliche gute heraus. Wie bei einem Formel1 -Rennen: Checke die Strecke, die Themen und Erwartungen deiner Mitstreiter, deiner Partner und der Fans, checke die hinter dir und auch die, denen du folgst. Hafte dich an die Fersen wirklich guter Thementreiber und hänge dich in deren Windschatten, lade dich in ihrer Community und Performance auf und mach dich mehr und mehr selbstständig. Aber bleibe dabei unverwechselbar und on point in einem Medium mit weltweit 722 Millionen Kreateuren und Konsumenten. (jw)
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