Der Sport-Dachverband ASKÖ (Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur in Österreich) präsentierte am Freitag im APA-Pressezentrum eine bei Triple M (Matzka Markt- und Meinungsforschungsinstitut) in Auftrag gegebene Studie zu aktuellen Änderungen des Bewegungsverhaltens in Österreich. Ausgangspunkte der ASKÖ-Studie waren die sich abzeichnenden sozialen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie in Österreich auf das Bewegungsverhalten.
Bewegung gewinnt an Bedeutung
Zu den wichtigsten Erkenntnissen der Studie zählt, dass die Coronakrise für Stress bei den Österreicherinnen und Österreichern sorgt. Gestresst fühlen sich besonders jene, die aufgrund von Corona arbeitslos geworden sind (59 Prozent) und Personen, die sich in Ausbildung befinden (65 Prozent). Mehr unter Druck stehen 46 Prozent Frauen als Männer (41 Prozent). Unter 50-Jährige sind deutlich stärker gestresst als über 50-Jährige.
Für ein Drittel (34 Prozent) der Österreicher haben Bewegung und Sport an Bedeutung gewonnen. Für 49 Prozent hat sich nichts verändert. Für jene, die in Ausbildung stehen, (54 Prozent), unter 30-Jährige (48 Prozent) und Personen, die durch Corona arbeitslos geworden sind (44 Prozent) ist Bewegung noch wichtiger geworden.
Sport besonders für Junge und Arbeitslose wichtig
Für sich selbst halten 55 Prozent aller Befragten Bewegung und Sport in der Zeit der Coronakrise für sehr wichtig bzw. wichtig. Dies gilt besonders für 69 Prozent der aufgrund von Corona arbeitslos gewordenen Menschen und für 74 Prozent der in Ausbildung befindlichen. Je älter, desto weniger wichtig sind für sie Bewegung und Sport.
Für die Zukunft, glauben 62 Prozent aller Befragten, dass durch die Corona-Krise die Bedeutung von Bewegung und Sport zunehmen wird, vor allem die bis 30-Jährigen (74 Prozent). 25 Prozent meinen, dass sich der Zugang zu Sport durch die Krise nachhaltig verändert, 54 Prozent glauben das nicht.
Ausgleich, Fitness und Gesundheit
Als die drei wichtigsten Gründe für Bewegung und Sport in der Coronakrise wurden Ausgleich (38 Prozent), fit bleiben (35 Prozent) und gesundheitliche Gründe (28 Prozent) genannt. Das tatsächliche Bewegungsverhalten haben 38 Prozent der Befragten geändert: 19 Prozent machen mehr Bewegung, durchschnittlich 3,5 Stunden pro Woche mehr und weitere 19 Prozent machen weniger Sport, durchschnittlich 3,6 Stunden pro Woche weniger.
35 Prozent betreiben während Corona genau so viel Sport wie vorher. 27 Prozent machen während Corona – so wie vorher auch – keinen Sport. Hier sind jene, die am meisten Sport betreiben, in Ausbildung befindliche Jüngere bis 30 Jahre und durch Corona arbeitslos gewordene Menschen und Personen, die sich stärker gestresst fühlen. Für jene, die mehr Bewegung gemacht haben, ist zu 67 Prozent der Grund, dass die Stimmung positiv beeinflusst wird. Für jene, die weniger Sport machen konnten, liegt es zu 32 Prozent daran, dass sie im Wohnbereich keine Möglichkeit haben.
Ein Viertel nutzt Online-Bewegungsaktivitäten
73 Prozent der Befragten nutzen Online-Bewegungsaktivitäten nicht, ein gutes Viertel nutzt sie. Neun Prozent nutzen erst seit der Coronakrise Online-Bewegungsangebote, 18 Prozent nutzen seit der Corona-Krise gleichviel oder mehr Online-Bewegungsangebote, haben diese jedoch schon vor Corona genutzt. Jede Zweite der unter 30-Jährigen (49 Prozent) und 30 Prozent der Frauen nutzen solche Online-Bewegungsangebote.
Für ASKÖ-Präsident Hermann Krist ist die Studie eine Bestätigung dafür, dass die Österreicher sehr wohl für noch mehr Bewegung und Sport zu begeistern sind und dass wir allen Altersgruppen, aber vor allem den jungen Menschen zu Bewegung und Sport ermöglichen müssen: "Die Menschen haben in der Coronakrise die positiven Wirkungen des Sports erkannt, Sport ist das beste Mittel gegen Stress, dieser Fakt bleibt stehen."
ASKÖ-Präsident fordert "mutige Schritte"
Krist fordert nun von der Politik ein, in Einbeziehung von Experten "mutige Schritte" zu setzen. "Vorschläge und Konzepte liegen schon genug am Tisch, jetzt müssen rasch Taten folgen", so der ASKÖ-Präsident. "Wenn zum Beispiel Kinder im Sportverein trainieren dürfen, warum dürfen sie dann in der Schule keinen Sport machen und warum dürfen unsere Bewegungsexperten nicht ihre Arbeit wie bisher machen? Das versteht kein Mensch."
Zudem fordert Krist den Ausbau der Aktion "Kinder gesund bewegen" der Dachverbände ein. Der ASKÖ-Präsident möchte die Erkenntnisse der Studie nutzen um in Seniorenheimen, Tagesheimstätten und ähnlichen Betreuungseinrichtungen für mehr Bewegung zu sorgen, auch Programme für arbeitslose Menschen sollen verstärkt angeboten werden: "Über 500.000 Arbeitslose brauchen nicht nur Bewerbungstraining, auch die Fitness ist für den weiteren beruflichen Lebensweg unverzichtbar." In diesem Zusammenhang verweist er zudem auf die ökonomischen Wirkungen des Sports, der jährlich helfe, "mehr als 1,1 Milliarden Euro an Krankheitskosten" zu vermeiden. "Alleine das ASKÖ Fit Programm spart jährlich knapp 19 Millionen an Krankheitskosten, das wollen wir ausbauen", gibt Krist zu bedenken. (red)
Bilder von der Präsentation der Studie finden Sie in unserer Galerie.
www.askoe.at