Eigenes Auto & eigene vier Wände
Beim Streben nach Eigentum klaffen Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander

Eine aktuelle Studie zeigt, welche Bedeutung Wohneigentum und ein eigenes Auto in Österreich noch haben und für wen diese Errungenschaften überhaupt noch erreichbar sind. Häufig gibt es eine große Diskrepanz zwischen Wunsch und finanzieller Realität.

Besitz und Eigentum spielen nach wie vor eine zentrale Rolle im Leben vieler Menschen, insbesondere im Hinblick auf Wohneigentum und Autos. Ersteres gilt als Symbol für Stabilität und Sicherheit, Letzteres steht für Mobilität und Unabhängigkeit. Steigende Kosten, wirtschaftliche Unsicherheit und sich ändernde gesellschaftliche Werte führten jedoch in den letzten Jahren dazu, dass traditionelle Modelle von Besitztum zunehmend hinterfragt werden.

Nun zeigen die Ergebnisse eines Studienprojektes von Marketagent in Kooperation mit dem Masterstudiengang "Consumer Research & Data Driven Marketing" der FH Wiener Neustadt, welche Bedeutung Wohneigentum und ein eigenes Kfz in Österreich derzeit haben und für wen diese Errungenschaften überhaupt noch erreichbar sind.

Eigenheim: Begehrt, aber oft unerreichbar

Auch wenn vier von zehn Befragten der Ansicht sind, dass sich Statussymbole im Wandel befinden (44 Prozent) und jede:r Zweite bezeugt "Memories, not things" zu sammeln (50 Prozent), machen die Ergebnisse der vorliegenden Umfrage laut Marketagent und den Studierenden deutlich, dass persönlicher Besitz immer noch einen hohen Stellenwert für die Österreicher:innen einnimmt (59 Prozent). Wohneigentum hat für die 1.000 Umfrageteilnehmer:innen eine besonders große Relevanz. Zwei Drittel stufen den Besitz der eigenen vier Wände demnach als sehr oder eher wichtig ein (66 Prozent). Entgegen der landläufigen Meinung sei die Bedeutsamkeit dieses traditionellen Lebensziels auch für jüngere Generationen ungebrochen. Fast jede:r zweite Angehörige der Generation Z ist überzeugt, dass Wohneigentum zum Erwachsensein dazu gehört (46 Prozent). 64 Prozent wünschen sich für die Zukunft ein eigenes Haus bzw. eine Eigentumswohnung. Fast die Hälfte könnte sich sogar vorstellen, den Lebensmittelpunkt zu wechseln, um sich eine Immobilie leisten zu können (49 Prozent).

  • Gründe für Erwerb von Wohneigentum

© Marketagent/FH Wiener Neustadt

"Wohneigentum hat immer noch eine hohe Begehrlichkeit – auch für die jüngeren Generationen. Seine Erreichbarkeit hat sich jedoch in den letzten Jahren signifikant verändert. Die Preise für Immobilien sind in vielen Regionen stark gestiegen. Diese Entwicklung macht es für immer mehr Menschen zunehmend schwieriger, Wohneigentum zu erwerben. Lediglich ein Viertel der Österreicherinnen und Österreicher glaubt, dass der Besitz einer Wohnung oder eines Hauses für sie aktuell erreichbar wäre", erläutert Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent. Umgekehrt sieht jede:r Zweite für sich bei der derzeitigen Lage keine Leistbarkeit. Selbst Personen, die sich finanziell im heimischen Durchschnitt verorten, würden sich mehrheitlich nicht imstande fühlen, eine Eigentumswohnung oder -haus zu finanzieren (51 Prozent). Darüber hinaus machen die Umfrageergebnisse ein klares Stadt-Land-Gefälle deutlich: Während die eigenen vier Wände in ländlichen Gebieten noch am ehesten leistbar scheinen, wirken sie für Personen aus Wien besonders unerreichbar (63 Prozent). Wenig überraschend sei also, dass vier von zehn Großstädter:innen unter diesen Umständen lieber mieten, anstatt ewig für eine eigene Immobilie zu arbeiten.

Die Bedeutung von Wohneigentum gehe weit über das reine Statussymbol hinaus, so die Studienautor:innen. Eine eigene Immobilie steht demnach, vor allem für Sicherheit, Beständigkeit und Planbarkeit (54 Prozent). Fast die Hälfte der Österreicher:innen (47 Prozent) ist außerdem der Ansicht, dass Kaufen in Summe und auf lange Sicht gesehen günstiger wäre als Mieten. Hier schließe sich jedoch der "finanzielle Teufelskreis" wieder. Denn die Top-Hinderungsgründe gegen den Erwerb von Eigentum stellen eindeutig die finanzielle Belastung und das Schuldenrisiko (59 Prozent) sowie die Schwierigkeiten bei der Finanzierung (43 Prozent) dar.

Autoland Österreich: Notwendigkeit im Wandel

Bundeskanzler Nehammer Karl Nehammer bezeichnete bei seinem "Autogipfel" Österreich als Autoland. Und das würden auch die Ergebnisse der vorliegenden Umfrage veranschaulichen. Sieben von zehn heimischen Befragten ist der Besitz eines eigenen Kfzs sehr oder eher wichtig. Die Relevanz scheint dabei stark mit der Notwendigkeit zu korrelieren: Bewohner:innen ländlicher Gebiete weisen dem eigenen Fahrzeug der Umfrage zufolge eine signifikant höhere Bedeutung (78 Prozent) zu als jene aus städtischen Bereichen (68 Prozent) bzw. der Bundeshauptstadt Wien (53 Prozent).

  • Gründe für den Besitz eines eigenen Autos

© Marketagent/FH Wiener Neustadt

Damit übereinstimmend liegen die Hauptmotive für den Besitz eines eigenen Autos auch in der Erreichbarkeit abgelegener Orte (72 Prozent) und der Flexibilität und Spontanität (71 Prozent). Das größte Hindernis, das der Anschaffung eines eigenen Pkws im Wege steht, sind erneut die Finanzen: 46 Prozent der Nicht-Auto-Besitzer:innen berichten, dass ihnen die Kosten für Kauf, Versicherung und Instandhaltung zu hoch seien.

Während der Reiz einer eigenen Immobilie auch bei den jüngeren Generationen ungebrochen ist, scheint die Anziehungskraft des eigenen Kfz jedoch etwas zu bröckeln. Die Umfrageergebnisse ließen, ganz im Sinne der "Sharing Economy", ein Umdenken weg von Besitzen hin zu Nutzen erkennen. Während insgesamt 67 Prozent der Befragten ein Auto ihr Eigen nennen, liegt der Anteil innerhalb der Generation Z nur bei 47 Prozent. 40 Prozent der Unter-30-Jährigen seien außerdem der Meinung, dass der Besitz eines eigenen Fahrzeugs an Bedeutung verloren hat. In dieser Altersgruppe können sich darüber hinaus 70 Prozent vorstellen, ein Auto mit anderen Personen zu teilen. Zum Vergleich: In der Gruppe der Babyboomer kommt das nur für 44 Prozent infrage.

  • Vergleich: Wichtigkeit persönlicher Besitz Wohneigentum versus Auto

© Marketagent/FH Wiener Neustadt

Diskrepanz zwischen Wunsch und finanzieller Realität

"Auch wenn Besitz nicht mehr als einziges Maß für Erfolg angesehen wird, zeigen die Ergebnisse der Studierenden, dass der Wunsch nach Eigentum weiterhin stark ist. Das ist nicht verwunderlich, schließlich spielen Besitztümer eine bedeutende Rolle für das Wohlbefinden und die Identität von Menschen. Sie schaffen ein Gefühl der Sicherheit und Stabilität. Dies erklärt auch, warum viele Menschen trotz der wachsenden 'Sharing Economy' weiterhin den Wunsch nach persönlichem Besitz haben. Wir sehen aber auch eine deutliche Diskrepanz zwischen Wunsch und finanzieller Realität, die es für immer mehr Menschen schwierig macht, sich traditionelles Eigentum zu leisten", resümiert Julia Krall, Leiterin des Studiengangs Consumer Research & Data Driven Marketing der FH Wiener Neustadt.

www.marketagent.com

www.fhwn.ac.at

Studiensteckbrief

  • Eigenstudie in Kooperation mit dem Studiengang Consumer Research & Data Driven Marketing der Fachhochschule Wiener Neustadt
  • Methode: CAWI | Marketagent Online Access
  • Instrument: Online-Interviews über die Marketagent reSEARCH Plattform
  • Erhebungszeitraum: 7. bis 15. Mai 2024
  • Sample-Größe: n = 1.000 Netto-Interviews
  • Kernzielgruppe: Personen im Alter zwischen 14 und 75 Jahren | Inzidenz: 100 Prozent
  • Quotensteuerung: Sample repräsentativ für die österreichische Bevölkerung

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Studiensteckbrief

  • Eigenstudie in Kooperation mit dem Studiengang Consumer Research & Data Driven Marketing der Fachhochschule Wiener Neustadt
  • Methode: CAWI | Marketagent Online Access
  • Instrument: Online-Interviews über die Marketagent reSEARCH Plattform
  • Erhebungszeitraum: 7. bis 15. Mai 2024
  • Sample-Größe: n = 1.000 Netto-Interviews
  • Kernzielgruppe: Personen im Alter zwischen 14 und 75 Jahren | Inzidenz: 100 Prozent
  • Quotensteuerung: Sample repräsentativ für die österreichische Bevölkerung

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