Netflix erzürnt mit hochdotierter Stellenausschreibung ganz Hollywood

| pte 
| 26.07.2023

Inmitten des Streiks sucht der Streaming-Riese einen KI-Produktmanager, der fürstlich entlohnt wird. Beobachter nennen das "einfach nur makaber".

Unterhaltungskonzerne wie Netflix wollen trotz Kritik weiter kräftig in die Technologie mit Künstlicher Intelligenz (KI) investieren. So hat der Streaming-Riese nun eine Stelle für die Position eines KI-Produktmanagers ausgeschrieben. Die Anzeige wird von Branchenbeobachter:innen als ziemlich unpassend angesehen. Denn aktuell protestieren Schauspieler:innen und Autoren:innen gegen den vermehrten Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Mit ihrem Streik haben sie Hollywood derzeit komplett lahmgelegt.

Dass der KI-Posten bei Netflix mit stolzen 900.000 Dollar (rund 812.768 Euro) Gehalt pro Jahr vergütet wird, dürfte die Gemüter zusätzlich erhitzen.

"Einfach nur makaber"

"Das Job-Board des Streaming-Anbieters beinhaltet gegenwärtig eine Position als Produktmanager - Machine-Learning-Plattform. Es weist für die Stelle ein Gehalt aus, das typischerweise zwischen 300.000 und 900.000 Dollar liegt", berichtet der Techblog Engadget. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem sich ganz Hollywood versammelt habe, um gegen KI zu protestieren und viele Schauspieler mit nicht mehr als 200 Dollar pro Tag über die Runden kommen müssten.

"Also, ein Soldat in ihrer gottlosen KI-Armee verdient 900.000 Dollar pro Jahr. Mit diesem Geld könnten sich 35 Schauspieler:innen und ihre Familien für eine Krankenversicherung qualifizieren", meint etwa der US-Schauspieler, Komiker und Drehbuchautor Rob Delaney. Die Tatsache, dass Netflix diesen Job gerade jetzt ausschreibe, sei "einfach nur makaber": "Ich kann versichern, dass es in dieser Branche genug Geld gibt. Es ist nur eine Frage der Prioritätensetzung."

Hollywood steht still

Seit dem 24. Juli steht in Hollywood alles still. Wochenlang hatten zuvor die Schauspielgewerkschaft Screen Actors Guild of America - American Federation of Television and Radio Artists und der Verband der TV- und Filmstudios, die Alliance of Mitoon Picture and Television Producers, vergeblich verhandelt. Dabei ging es nicht nur um höhere Löhne, sondern auch um den Umgang mit KI.

Während Autor:innen fürchten, dass Sprachmodule wie ChatGPT bald ganze Drehbücher schreiben, kämpfen Schauspieler:innen um das Recht am eigenen Bild. Moderne KI-Algorithmen eröffnen Studios die Möglichkeit, das eingescannte Abbild eines Darstellers beliebig zu nutzen. "Eine neue Art der Ausbeutung in der hart umkämpften Filmbranche", warnen die Gewerkschaften und wollten daher im Tarifvertrag möglichst faire Weichen für eine KI-betonte Filmproduktion stellen.

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