"Full House" ist beim Pokern ein sehr gutes Blatt, und beim Innovation Day der Casinos Austria und Österreichische Lotterien Gruppe mittlerweile Programm. Denn das Studio 44 war mit über 300 Teilnehmern bis zum Rand gefüllt, als sich Experten aus dem In- und Ausland dem Thema "The Future of Corporate Agility – Reinventing the modern Company" stellten.
"Management-Exorzist" trieb Zuhörern das große Staunen ins Gesicht
Volatilität, Ungewissheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit – kurz VUCA – sind die neuen Rahmenbedingungen, an denen sich Unternehmen heute orientieren müssen. Das Zeitalter des linear Planbaren ist endgültig vorbei – einfache Ursache-Wirkungszusammenhänge gibt es nicht mehr. Der Unternehmenserfolg ist daher nicht mehr so stark geprägt vom Besitz der Ressourcen wie Kapital, Güter oder Wissen, sondern von den Beziehungen und Partnerschaften, die eingegangen werden. Die neue Erfolgsformel lautet: agiles Management.
Niels Pfläging, etablierter "Management-Exorzist" im deutschsprachigen Raum, trieb bei seiner Keynote so manchem Anwesenden mit seinen Thesen das große Staunen ins Gesicht. "Die Sozialtechnologie 'Management' ist ein Zombie aus dem Industriezeitalter und so wie wir sie kennen – mit reichlich Planung, hierarchischer Steuerung und funktionaler Teilung – ist sie für komplizierte Wertschöpfung mit geringer Komplexität und Dynamik geeignet", so Pfläging bei seinem Vortrag. Doch heute seien wir mit dem genauen Gegenteil konfrontiert. Hohe Komplexität und Dynamik kombiniert mit Management von anno dazumal führen zum Kollaps von Unternehmen. Seine Kernbotschaft: "Wir haben keine Wahl und müssen uns auf die Agilität einstellen. Bilden Sie Teams, kleine Mini-Unternehmen im Unternehmen, und vernetzen Sie diese."
Unternehmen setzen falsches "Betriebssystem" ein
Mit dem Norweger Helge Tennø ging es in den Nachmittag. Sein "Fit for Uncertainty" zeigte deutlich, dass es Unternehmen nicht an Talent, Phantasie oder Initiative mangele. Vielmehr werde das falsche "Betriebssystem" eingesetzt. Sowohl die Software (Customer Insight und Metrics) als auch die Hardware (Strategie, Governance und Organisationsdesign) gehört bei Organisationen des 21. Jahrhunderts auf Flexibilität und Experimente eingestellt. Als Chief Innovation Officer beim Red Bull Media House ist Andreas Gall für die Themen Innovation und Change Management zuständig. Er zeigte in seinem Impulsvortrag, wie er in den letzten Jahren diverse Experimente mit neuen Technologien und Kanälen – vor allem im Bereich Virtual Reality – vorangetrieben hat.
Die letzte Keynote des Innovation Day 2017 kam von der Expertin für Organisationsentwicklung Barbara Heitger. Sie betonte, dass Agilität auf keinen Fall mit agilen Methoden verwechselt werden dürfe. Um Agilität auf den Weg zu bringen, müssten alle vier Dimensionen – Strategie, Organisation, die Führung und die Personen – mitentwickelt werden. Leider werden in solchen Prozessen meistens die beiden Dimensionen Strategie und Führung nicht entsprechend betrachtet. Insgesamt zehn Impulsvorträge und Praxisbeispiele begeisterten die über 300 internen und externen Teilnehmer, darunter Vertreter namhafter Unternehmen wie ÖBB, Asfinag, ÖAMTC und Drei.
Großes Finale für "Innovation to Company"
Ein besonderes Highlight des diesjährigen Innovation Day war das Finale von "Innovation to Company" der Wirtschaftskammer Wien. Die Casinos Austria und Österreichische Lotterien Gruppe nahm an der dritten Auflage dieser Start-up-Challenge teil und suchte Start-ups aus dem Bereich Virtual Reality, Augmented Reality und Mixed Reality für die Zusammenarbeit. Bereits am Vortag des Innovation Day fand der Innovation-Pitch statt, bei dem die beiden Finalisten Black Cell und Holo Light ihre Konzepte präsentierten. Beim Innovation Day selbst entschied das Publikum nochmals. Bei beiden Pitches überzeugte Holo Light mit dem innovativen Konzept für das Casino und erhielt das Preisgeld von 7.777 Euro überreicht.
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