"Die Nische Golf gibt es nicht"

Gerhard Krispl erzählt im Interview, warum er in der "Golf Revue" auf Hedonismus setzt, wie er Premium- und Lifestyle-Brands an Land gezogen hat und ab wann man ein guter Spieler ist.

Immer, wenn ein Print-Magazin in die Jahre kommt, wird Gerhard Krispl unruhig. In den letzten Jahren hat der Medienmanager gleich drei Special-Interest-Magazine neu aufgesetzt. Neben dem Kunstmagazin Parnass, dem renommierten architektur.aktuell ist nun auch die Golf Revue zurück auf den Coffeetables der Schönen und Reichen. Wie macht er das? Luxury News hat nachgefragt.

Luxury News: Die Golf Revue wurde vor zweieinhalb Jahren unter Ihrer Federführung neu konzipiert. Seit Kurzem sind Sie auch Herausgeber der Golf Revue. Was hat Sie an dieser Aufgabe gereizt?

Krispl: Die Golf Revue gibt es seit 40 Jahren. Beeindruckend. Aber seit den 70ern hat sich so gut wie alles verändert. Da war es natürlich reizvoll zu schauen: Wie können wir so ein ehemaliges Flaggschiff wieder flott kriegen? Da reicht ein kleines Face-Lifting nicht mehr aus. Wir mussten da radikal in die DNA des Magazins eingreifen, optisch und inhaltlich. In Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Golf-Verband und Medieninhaber VGN Medien Holding um Geschäftsführer Horst Pirker ist die Golf Revue mittlerweile wieder das Leitmedium in Österreich und auf bestem Weg, den DACH-Raum (Deutschland, Österreich und Schweiz) zu erobern. 

Luxury News: Jetzt könnte man einwenden, dass es sich bei der Golf Revue doch "nur" um ein Nischenprodukt handelt, dessen Relevanz begrenzt ist …

Krispl: Keineswegs! Allein in Österreich werden nach Schätzungen der Ennemoser Wirtschaftsberatung jedes Jahr über 2,5 Milliarden Euro Regional-Einkommen generiert, die direkt mit dem Golfsport verbunden sind oder ihm zugerechnet werden können. Allein das Ausgaben-Volumen durch österreichische Golfer und Golf-Touristen beträgt knapp 900 Millionen Euro. Die Zahlen stammen zwar bereits aus dem Jahr 2013, in Summe dürften Umsatzvolumen und Sekundäreffekte aber gleich geblieben sein. In vielen Regionen Österreichs ist der Golfsport somit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Gesamtwirtschaftlich gesehen ist Golf die drittgrößte Sportart in Österreich! Golf ist also definitiv keine exotische Randsportart. Die Nische Golf gibt es nicht.

Luxury NewsWelche Strategie haben Sie aus diesen Insights abgeleitet?

Krispl: Golf ist die Leidenschaft einer immer größer werdenden Menge von erfolgreichen, finanzkräftigen, gebildeten Menschen, die sich nach besonderen Erlebnissen sehnen. Und da geht eine Welt auf: Wir beschränken uns da nicht nur rein auf den Sport, sondern bringen alles hinein in den Kosmos Golf, was das Herz unserer Leserschaft schneller schlagen lässt: Reisen, Turniersport, Kunst, Genuss, Kulinarik, Kultur – kurz: Hedonismus. Ein Beispiel: wir hatten eine Geschichte über Laucala Island, die Privatinsel von Dietrich Mateschitz in der Südsee, wo man sogar mit einem U-Boot das Meer erkunden kann, bevor man eine Runde auf dem Golfplatz dreht. Oder unsere Kunst-Cover mit Nitsch, Brandl und vielen mehr. Die Leute lieben das.

© Golf Revue

Luxury News: Damit grenzt sich die Golf Revue deutlich von anderen Golf-Magazinen ab …

Krispl: Richtig! Damit hat die Golf Revue auch einen neuen Platz gefunden, statt sich mit starken online Medien zu matchen, die im Sekundentakt Sportergebnisse liefern. Das überlassen wir den anderen. Unser Erfolgsrezept sind die Top Storys, die Hintergrund-Geschichten aus der nationalen und internationalen Welt des Golfsports. Also all das, wofür ein Online Medium keine Zeit und Muße hat.

Wir sehen es so: Die Golf Revue ist ein Sammelobjekt, das man nur ungern aus der Hand gibt, das zum Träumen anregt, wenn man gerade nicht am Golfplatz ist. Natürlich mussten wir uns dafür auch die nötigen Partner ins Boot holen. Premium- und Lifestyle-Brands wie Mercedes, Louis Vuitton, Porsche, Rolex, Bucherer, Volvo, BMW etc. kooperieren mit uns überaus erfolgreich – warum? Wir bieten relevanten Content, der nicht auf Produkte fokussiert ist, sondern direkt auf die Zielgruppe. Das macht uns auch so attraktiv für die Werbewirtschaft. Da geht's nicht mehr um Anzeigenmillimeter, sondern um Image, Gefühle, authentische Geschichten für extra viel Reichweite ohne Streuverlust.

Luxury News: Wie wird die Golf Revue im benachbarten deutschsprachigen Ausland wahrgenommen und welches Potential trauen Sie der Golf Revue dort zu?

Krispl: Was für Österreich gilt, lässt sich nicht immer 1:1 auf Deutschland übertragen. Aber auch die deutsche Golf-Community ist gierig auf ein Magazin, das über den Tellerrand hinausblickt. Ein Premiumprodukt, gemacht für Menschen, die das Besondere lieben. Wir unterscheiden uns auch in Deutschland ganz prinzipiell von allem, was es auf dem Markt gibt. Kein schnödes "Sportheftl", sondern ein opulentes Premiummagazin, das einen hedonistischen Lifestyle zelebriert. Das auffällige Cover-Konzept, das stringent umgesetzte Design und die charakteristische Bildsprache sorgen für einen starken  Auftritt.

Luxury News: Kürzlich ist die vierte Ausgabe 2020 der Golf Revue erschienen. Was erwartet die Leser und was sind Ihre persönlichen Highlights der neuen Ausgabe?

Krispl: Zum Abschluss dieses Horror-Jahres haben wir uns mehr denn je ins Zeug gelegt: Gerade jetzt brauchen wir positive Gedanken und Schönes, um uns daran zu erfreuen! Wir entführen unsere Leser in ein Luxus-Paradies in der Südsee, tauchen ein in die rasante Welt von Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko und laden dazu ein, Wien mit allen Sinnen zu erleben. Obendrauf präsentieren wir die neuesten Must-Haves – das Equipment ist immer ein Riesenthema! Und natürlich geben wir Einblicke in die Welt des internationalen Golfsports, die man sonst nirgendwo bekommt.

Luxury NewsDigital vs. Print. Wo waren Ihrer Meinung nach in den vergangenen Jahren die größten Umbrüche?

Krispl: Aus meiner Sicht haben sehr viele Medien im Online-Bereich eine neue Zukunft gesucht, aber nicht gefunden. Ich denke, das kam aus einer natürlichen Abwehrhaltung heraus, die die Print-Medien nicht aufgeben konnten. Da wurden viele Chancen vergeben und ja: Die Neugier auf die Möglichkeiten, die online bietet, die hat allzuoft gefehlt. Damit Print seine Relevanz am Markt behält, müssen jedoch angestammte Plätze in Frage gestellt und gegebenenfalls sogar aufgegeben werden. Ich hab’s zuvor schon erwähnt: Die Golf Revue war fast 40 Jahre alt, als wir mit dieser radikalen Neuorientierung begonnen haben. Heute steht für uns fest: Wir machen im Print nichts mehr, was online besser kann. Wir machen, was online nicht kann. Aus dieser Position heraus können wir die stärksten Synergieeffekte mit Online generieren.

Luxury News: Wie zeigt sich der Umbruch in den Redaktionen und im Verlagswesen?

Krispl: Grundsätzlich geht's darum, relevante Inhalte auf vielen Plattformen reichweitenstark zu vermarkten. Bei uns ist es so: Wir haben die klassische Struktur zwischen Redaktion und Verkauf aufgehoben, die gibt es nicht mehr. Wir setzen auf Leute, die beides beherrschen, Journalismus und Marketing, die wissen, welcher Content relevant für unsere Zielgruppe ist, und bereiten ihn reichweitenstark auf. Da reden wir schon von einem ganz neuen Berufsbild: Das sind Zielgruppen-Manager, die eng mit den Kunden authentische Inhalte entwickeln.

Luxury News: Ab wann ist man eigentlich ein guter Golfer? Zählen hier wirklich nur die Schläge?

Krispl: Ich persönlich sehe es so: Die notwendige Etikette ist Grundvoraussetzung. Das mag elitär klingen, bedeutet aber einfach nur: Man ist in der Lage, den Platz so zurückzulassen, wie man ihn selbst vorfinden möchte. Schafft man das, ist das schon eine Leistung. Wirklich gute Golfer erkennt man natürlich am Spiel. Wobei gut natürlich im Hinblick auf die jeweiligen körperlichen Voraussetzungen zu sehen ist. Schönes Spiel!

Auf www.golfrevue.at finden Sie alle Ausgaben der neuen Golf Revue als E-Paper und in unserer Fotogalerie können Sie einen Blick auf die besten Stories der letzten Ausgaben der Golf Revue werfen.

Film by DKMOTION David Köhlmeier

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