Zehn Jahre nachdem sich Frankreich und die Arabischen Emirate auf eine in dieser Form völlig neue kulturelle Kooperation geeinigt und einen damals historischen Vertrag unterschrieben haben, ist das „erste Universalmuseum der arabischen Welt, das erste des 21. Jahrhunderts“ fertig, gibt Jean-Luc Martinez, Chef des Pariser Louvre, bekannt. Für Abu Dhabi ein wichtiger Schritt, um sich zu einer internationalen kulturellen Drehscheibe zu entwickeln.
Österreichisches Unternehmen maßgeblich beteiligt
Knapp 100.000 Quadratmeter Fläche umfasst der imposante Monumentalau des französischen Architekten Jean Nouvel, insgesamt 8.600 Quadratmeter sind Ausstellungsfläche, darunter 6.400 für die Dauerausstellung und 2.000 für die Wechselausstellungen. Das atemberaubende Herzstück des Louvre Abu Dhabi bildet ein 180 Meter breites Kuppeldach aus fast 8.000 Metallsternen, die in einem komplexen geometrischen Muster angeordnet sind. Die unglaubliche Kuppelkonstruktion ist das Werk eines österreichischen Unternehmens - der Firma Waagner-Biro. Das einfallende Sonnenlicht durch das silberne Dach erzeugt einen „Lichtregen“, der an die Palmblätter in den arabischen Oasen erinnern soll.
Das neue Museum wird künftig Kunstwerke verschiedener Zivilisationen aus der ganzen Welt beherbergen und dabei die gesamte menschliche Geschichte abbilden – von prähistorischen Objekten bis zu modernen, speziell für das Museum angefertigten Meisterwerken.
Für die mehr als beachtliche Sammlung des Museums wurden in den letzten Jahren mehr als 600 Kunstwerke erstanden, die durch 300 Leihgaben aus 13 führenden französischen Kunsteinrichtungen ergänzt werden. Die verschiedenen Kunstwerke in den 23 Galerien sind in zwölf Kapitel unterteilt und sowohl chronologisch als auch thematisch geordnet. Der Bogen spannt sich dabei von den ersten bildlichen Kunstdarstellungen gegen Ende des 3. Jahrtausends vor Christus, über Exponate aus dem alten Ägypten bis zur Entstehung der Weltwirtschaften. Ein Raum ist den universellen Religionen gewidmet und zeigt unter anderem eine Seite aus dem „Blauen Koran“, eine gotische Bibel, ein Pentateuch sowie Texte über den Buddhismus und Taoismus. Der künstlerische Austausch auf den Handelswegen im Mittelalter und in der Moderne wird unter anderem durch bedeutende Keramik veranschaulicht. Angekommen in der Moderne, können die Besucher beispielsweise Édouard Manets „Die Zigeuner“, Paul Gauguins „Junge Ringkämpfer“ und Piet Mondrians „Komposition mit Blau, Rot, Gelb und Schwarz“ entdecken, ehe die Ausstellung mit einem monumentalen Werk des Künstlers Ai Weiwei und der Hinterfragung der Globalisierung endet.
Eine Sonderausstellung zur Eröffnung, sie ist ab dem 21. Dezember 2017 öffentlich zugänglich, zeichnet mit 145 Kunstwerken die Geschichte des Pariser Musée du Louvre nach. In drei Teile gegliedert, zeigt sie die Kunstsammlungen im Schloss von Versailles unter König Ludwig XIV., das Wirken der Akademie der Wissenschaften und Architektur sowie die diversen „Salons“, die in diesem Kunstpalast abgehalten wurden, und die Entstehungsgeschichte des modernen Musée du Louvre.
Eine Vereinbarung zwischen den Regierungen von Abu Dhabi und Frankreich garantiert dem neuen Louvre die namentliche Anlehnung an das Musée du Louvre für eine Zeitspanne von 30 Jahren und sechs Monaten, dazu Wechselausstellungen über 15 Jahre hinweg sowie die Leihgabe von Kunstwerken für zehn Jahre. Als die Arabischen Emirate das Projekt 2007 initiiert haben, ging es wohl auch um eine Zukunftsvision für die Zeit nach dem Öl. Der Louvre sollte dabei nur der erste, spektakuläre Baustein sein. Folgen sollen demnächst im Saadiyat Cultural District auf Saadiyat Island das Zayed National Museum, das vom British Museum unterstützt und von Sir Norman Foster gebaut wird, und das Guggenheim Abu Dhabi, ergänzt durch lokale Kunst- und Kultureinrichtungen, Universitäten und Forschungszentren. (et)
www.louvreabudhabi.ae