Interview mit Billa-Vorstand Brian Beck
"100 Billa-Kaufleute bis Ende 2027"

| Wolfgang Zechner 
| 11.02.2025

Brian Beck leitet bei Billa als Vorstand das Ressort "Großhandel und Kaufleute". Im KEYaccount-Interview spricht er über die ambitionierten Pläne in Hinblick auf die Billa-Kaufleute-Offensive. Bis Ende 2025 soll die Anzahl der Selbstständigen, die ihren eigenen Billa-Supermarkt führen, fast verdoppelt werden.

KEYaccount: Das Kaufleute-Modell bei Billa ist etwas mehr als zwei Jahre alt. Wie zufrieden sind Sie mit dem bisher Erreichten?

Brian Beck: Wir sind mit der bisherigen Entwicklung des Billa-Kaufleute-Modells sehr zufrieden – sowohl die Billa-Kaufleute als auch wir als ihr Partner sehen den Erfolg. Unsere Vision war von Anfang an klar: In der Billa-Familie machen wir gemeinsam Kaufleute in Österreich groß – und genau diesem Anspruch folgen wir Tag für Tag. Das spiegelt sich nicht nur in den wirtschaftlichen Kennzahlen wider, sondern auch in der hohen Zufriedenheit von Kund:innen und Mitarbeiter:innen. Die Kaufleute sind das lokale Gesicht von Billa in den Gemeinden – und diese Nähe wird geschätzt.

KEYaccount: Was haben Sie sich schwerer, was leichter vorgestellt?

Beck: Bei der Entwicklung eines in Österreich völlig neuen Geschäftsmodells gibt es natürlich Herausforderungen, aber auch positive Überraschungen. Einerseits konnten wir auf die jahrzehntelange Erfahrung von Rewe Deutschland zurückgreifen, andererseits mussten wir das Modell an den österreichischen Markt anpassen – das war ein kontinuierlicher Lernprozess. Besonders erfreulich ist, wie schnell die Billa-Kaufleute das Konzept mit Leben füllen. Ihr Unternehmergeist und ihre Nähe zur Region haben dazu geführt, dass lokale Sortimente und Initiativen oft noch schneller umgesetzt werden, als wir erwartet hätten.

KEYaccount: Wie viele Kaufleute gibt es aktuell bei Billa und wie viele sollen es bis Jahresende sein?

Beck: Aktuell zählen wir 23 Billa-Kaufleute. Unser Ziel ist es, diese Zahl bis zum Jahresende auf 45 nahezu zu verdoppeln. Dabei weiten wir unseren Fokus geografisch aus: Neben Wien, Niederösterreich, Burgenland, Oberösterreich und der Steiermark werden 2025 auch die ersten selbstständigen Märkte in Kärnten eröffnen.

KEYaccount: Können Sie mir langfristigen Ausblick auf das Billa-Kaufleute-Programm geben? Wie viele sollen es in fünf Jahren sein? Gibt es eine theoretische Obergrenze?

Beck: Unser nächster Meilenstein ist es, bis Ende 2027 insgesamt 100 Kaufleute-Partnerschaften aufzubauen. Langfristig wird das Kaufleute-Modell als starke Säule neben dem Filialsystem von Billa bestehen. Selbstständigkeit ist Teil der DNA der Rewe Group, und wir sind überzeugt, dass sich beide Formate optimal ergänzen.

KEYaccount: Auch Billa-Plus-Märkte werden inzwischen von Selbstständigen betrieben. Mit welchen Herausforderungen sind Kaufleute im Verbrauchermarkt-Segment konfrontiert?

Beck: Das Verbrauchermarkt-Segment bietet zusätzliche Möglichkeiten für unsere Billa-Kaufleute. Unser erster Kaufmann in einem Billa Plus, Emir Spahic, hat dies gleich eindrucksvoll unter Beweis gestellt: Mit der Einführung einer eigenen Billa-Pflanzilla-Welt hat er gezeigt, wie groß das Potenzial für Individualisierung und Regionalisierung in größeren Märkten ist. Die größere Verkaufsfläche bietet Kaufleuten aber nicht nur mehr Spielraum für regionale Produkte und Zusatzsortimente, sondern auch für Kooperationen wie Post-Partnerschaften.

KEYaccount: Die Kaufleute und Billa teilen sich das Risiko. Wie genau funktioniert diese Aufteilung genau?

Beck: Wir legen großen Wert darauf, unsere Billa-Kaufleute von Beginn an umfassend zu unterstützen, sodass sie sich auf das Wesentliche konzentrieren können: ihre Kund:innen und Mitarbeiter:innen. Bereits vor dem Start begleiten wir angehende Kaufleute intensiv – von einer umfassenden Beratung bis hin zu einem Orientierungs-Assessment-Center. Nach der Marktübernahme profitieren sie von unserer Unterstützung in Bereichen wie Buchhaltung, IT, Logistik und Marketing. Gleichzeitig haben die Kaufleute unternehmerische Freiheit, um ihr Geschäft individuell zu gestalten. Das Modell verbindet also Stabilität mit maximaler Eigenständigkeit – und das zeigt sich auch im wirtschaftlichen Erfolg unserer Partner:innen.

KEYaccount: Können Sie nach zwei Jahren einen Umsatzvergleich zwischen konzerngeführten Billa-Filialen und Märkten, die von Kaufleuten betrieben werden, ziehen?

Beck: Die Entwicklung des Billa-Kaufleute-Modells ist äußerst erfreulich. Wir sehen, dass sich die Kaufleute in kurzer Zeit etabliert haben und mit ihrem unternehmerischen Engagement einen echten Mehrwert für ihre Regionen schaffen. Das merken wir auch in den Zahlen. Die Performance der selbstständigen Märkte liegt im Durchschnitt über der von Filialen – ein klares Zeichen dafür, dass die Kombination aus Unternehmertum, Kundennähe und regionaler Identität funktioniert. Genaue Zahlen kommunizieren wir dazu nicht, aber eines steht fest: Wir sind mit der Entwicklung des Modells überaus zufrieden und sehen großes Potenzial für die Zukunft.

KEYaccount: Wie finden Sie eigentlich geeignete Kandidat:innen für das Kaufleute-Programm, und wie hoch ist der Frauenanteil?

Beck: Unser Fokus lag in den ersten Jahren darauf, talentierte Rewe- und Billa-Mitarbeiter:innen für das Kaufleute-Programm zu gewinnen – insbesondere Marktmanager:innen und Personen aus dem Vertrieb. Erfreulicherweise ist bereits 2023 die erste Billa-Kauffrau gestartet, und weitere folgten schnell. Aktuell liegt der Frauenanteil bei etwa 20 Prozent, mit steigender Tendenz. Wir möchten aber noch mehr Frauen für das Modell begeistern und arbeiten aktiv daran, mehr potenzielle Kauffrauen anzusprechen.

KEYaccount: Letzte Frage: Bis vor zwei Jahren hatte Adeg innerhalb des österreichischen Rewe-Kosmos das Alleinstellungsmerkmal der Kaufleute. Hat sich hier durch die Billa-Kaufleute nicht eine konzerninterne Konkurrenzsituation ergeben?

Beck: Die beiden Modelle ergänzen einander gut. Die Adeg-Kaufleute sind seit 130 Jahren ein wesentlicher Bestandteil der österreichischen Nahversorgung und tief in ihren Gemeinden verwurzelt. Durch die Einführung des Billa-Kaufleute-Modells wurde das Bekenntnis der REWE Group zum Unternehmertum noch weiter gestärkt. Adeg-Kaufleute sind zu 100 Prozent selbstständig, während Billa Kaufleute mit Billa eine gemeinsame Gesellschaft gründen. Wichtig ist also, dass die Unternehmer:innen das Modell wählen, das am besten zu ihnen passt. Adeg-Kaufleute agieren häufig in ländlichen Regionen mit kleineren Flächen, das Billa-Modell bietet dagegen eine Alternative mit größeren Verkaufsflächen und einer anderen Struktur. Zudem profitieren beide Modelle voneinander: Durch den Know-how-Transfer zwischen Billa und Adeg konnten wir die Großhandelskompetenz weiter ausbauen – was schließlich allen Kaufleuten zugutekommt.

www.billa.at

www.adeg.at

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