Mit der Global Automotive Consumer Study erhebt Deloitte jährlich die Einstellung von Verbraucher:innen zu aktuellen Entwicklungen im Automobilbereich. Für die aktuelle Ausgabe hat das Beratungsunternehmen 31.000 Konsument:innen aus 30 Ländern befragt, darunter 1.000 Personen aus Österreich. Die Umfrage geht mit den Pkw-Neuzulassungen 2024 d'accord, wo es bei den Stromern erstmals nach Jahren einen leichten Rückgang gab (LEADERSNET berichtete). Der Elektroauto-Markt trete in Österreich – im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern – weiterhin auf der Stelle und es sei keine Besserung in Sicht, heißt es in der Deloitte-Analyse.
Rückschlag für Mobilitätswende und Hersteller
"Die Nachfrage an Elektrofahrzeugen ist hierzulande sehr gering. Laut Studie würden sich lediglich sieben Prozent der Befragten beim nächsten Autokauf für ein komplett batteriebetriebenes Fahrzeug entscheiden, nur acht Prozent für einen Plug-In-Hybrid", erklärt Matthias Kunsch, Partner bei Deloitte Österreich und fügt hinzu: "Das sind erschreckend niedrige Zahlen, die die Mobilitätswende hierzulande gefährden." Aktuell jedenfalls bleibe Altbewährtes an der Spitze: Mehr als die Hälfte der Österreicher:innen (57 Prozent) bevorzugt der Umfrage zufolge nach wie vor Pkw mit Verbrennungsmotoren.
Dabei darf man nicht außer Acht lassen, dass dieser geringe Zuspruch auch für die Autobauer und die heimischen Importeure einer Hiobsbotschaft gleich kommt. Denn diese müssen heuer deutlich mehr Stromer verkaufen, um die strengeren Flottenvorgaben der EU zu erreichen. Demnach dürfen neue Fahrzeuge im Schnitt nur noch knapp 94 Gramm CO₂ pro Kilometer ausstoßen. Wird dieser Wert überschritten, drohen Strafzahlungen, die schnell in die Milliarden gehen können. Laut heimischen Branchenvertreter:innen (u. a. von der VW-Gruppe oder Stellantis) muss der Anteil an Elektroautos bei den Neuzulassungen im Jahr 2025 rund 25 Prozent betragen, um die Vorgaben zu erfüllen. Sie zeigten sich bei ihren Jahresauftaktpressekonferenzen zwar zuversichtlich, dass das erreichbar sei, doch der Studie zufolge dürfte das eine große Herausforderung werden.
Kostenfaktor von zentraler Bedeutung
Doch warum sind die Österreicher:innen gegenüber Elektroautos derart skeptisch? Die Gründe, die laut den Befragten gegen ein Elektroauto sprechen, sind vielfältig. Vor allem die vermeintlich geringen Reichweiten (49 Prozent) sowie die hohen Anschaffungskosten (43 Prozent) wirken für viele abschreckend. "Die Preise sind definitiv ein Grund, warum der E-Auto-Markt in Österreich nicht in die Gänge kommt. Immerhin will der Großteil der Befragten nicht mehr als 30.000 Euro für das nächste Fahrzeug ausgeben. Es gibt zwar mittlerweile auch preiswertere Modelle, doch das Angebot in diesem Segment muss definitiv breiter werden", betont Kunsch.
Gleichzeitig sei der Kostenfaktor ein ausschlaggebender Motivator für den Kauf eines E-Fahrzeuges: So nennen viele Konsument:innen niedrigere Treibstoffkosten (48 Prozent) sowie staatliche Subventionen (27 Prozent) als wesentliche Anreize. Das aktuell diskutierte Zurückfahren von öffentlichen Förderungen würde die Kaufbereitschaft für Stromer daher wohl weiter dämpfen.
Hohes Potenzial für öffentliche Ladeinfrastruktur
Auch schnelles, einfaches Laden sowie eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur gelten für heimische Konsument:innen als Voraussetzung für den Kauf eines Elektroautos. Für viele sei das Laden zu Hause keine Option: Jede:r Dritte gibt an, stattdessen lieber den Arbeitsplatz oder öffentliche Ladestationen zu nutzen, um das eigene E-Fahrzeug aufzuladen. Oft ist die Installation einer Ladestation nicht durchführbar (38 Prozent). Außerdem geben 18 Prozent der Befragten an, dass die Kosten für die Installation einer privaten Ladestation schlichtweg nicht tragbar seien.
"Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass der Erfolg der Mobilitätswende nicht nur von der Verfügbarkeit von E-Fahrzeugen abhängt, sondern vor allem von einem umfassenden und leicht zugänglichen Angebot an Ladeoptionen. Ein weiterer Ausbau des Ladenetzes in Österreich ist dementsprechend unbedingt notwendig", so der Deloitte-Experte.
Neue Mobilitätstrends als Chance
Während der E-Auto-Markt laut der Studie noch ausgebremst wird, seien neue Mobilitätsmodelle in der Automobilbranche am Vormarsch. So sei fast ein Viertel der Österreicher:innen dafür offen, künftig "Mobility as a Service" (MaaS) zu nutzen und dafür auf ein eigenes Auto zu verzichten. Auch bei den Fahrzeugen selbst setze man auf moderne Technologien. Viele Österreicher:innen seien bereit, für eingebaute Dienstleistungen wie Anti-Diebstahl-Überwachung (49 Prozent), Soforthilfe in Notfällen (46 Prozent) sowie automatische Fußgänger- und Fahrzeugerkennung (45 Prozent) extra zu bezahlen. Die Möglichkeit, das Fahrzeug mit dem Smartphone (40 Prozent) oder KI-Tools (35 Prozent) zu verbinden, gewinne ebenfalls an Bedeutung.
"Die neuen Trends können einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende in Österreich leisten, indem sie den Kostenfaktor für Konsument:innen reduzieren, den Zugang zu umweltfreundlichen Fahrzeugen erleichtern und das allgemeine Mobilitätsverhalten verändern. Viele Befragte wären bereit, auf solche alternativen Mobilitätslösungen umzusteigen, wenn es attraktive Angebote am Markt gibt", zeigt sich Kunsch abschließend überzeugt.
www.deloitte.at
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