Gebrauchtmarkt-Boom
Diese Second-Hand-Waren kaufen die Österreicher am liebsten

| Redaktion 
| 11.09.2024

Laut einer aktuellen Studie boomt hierzulande der Gebrauchtwarenmarkt und ist bereits zwei Milliarden Euro schwer. Das führt auch zu einem starken Anstieg von stationären Geschäften.

Der Kauf von Gebrauchtwaren wird immer beliebter. Das sind die Ergebnisse des jüngsten Consumer Check, den das Marktforschungsinstitut Reppublika für den Handelsverband durchgeführt hat. Ein Trend, der zum Mainstream wird, ist sich Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes sicher. "Fast jede:r zweite Bewohner:in unseres Landes kauft mehrmals im Jahr Second-Hand-Waren und gibt dafür im Schnitt 195 Euro jährlich aus", sagt Will und ergänzt: "In Summe gehen wir derzeit von einem Marktvolumen von rund zwei Milliarden Euro jährlich aus."

Second-Hand-Shops im Trend

Second-Hand-Shops gibt es so viele wie noch nie zuvor und es werden immer mehr, egal ob in den Einkaufsstraßen oder im Internet. Drei Viertel der Österreicher:innen haben schon einmal Gebrauchtwaren gekauft. Von diesen machen dies 18 Prozent zumindest einmal im Monat, weitere 40 Prozent mehrmals im Jahr. Das zeigen die Ergebnisse. Die Nase vorne am Second-Hand-Markt hat die Online-Welt. 59 Prozent der Gebrauchtwaren-Käufer:innen nutzen Gebrauchtwarenplattformen wie willhaben oder Ebay. Mit 52 Prozent sind aber auch die klassischen Flohmärkte weiterhin sehr beliebt. 37 Prozent kaufen in spezialisierten Second-Hand- oder Vintage-Geschäften, 36 Prozent kaufen Gebrauchtwaren auch privat im Familien-, Freundes- oder Bekanntenkreis. Beliebt sind auch auf Second-Hand-Waren spezialisierte Online-Händler wie Refurbed, Vinted, Sellpy oder Momox (25 Prozent). Aber auch die altmodische Kleinanzeige hat nach wie vor ihr Publikum mit 23 Prozent, ebenso wie Tauschmärkte oder Tauschpartys mit zehn Prozent.

Die zehn beliebtesten Sortimentbereiche

Aber es eignen sich nicht alle handelsüblichen Waren gleich gut dafür, weiterverkauft zu werden. Die zehn beliebtesten Sortimentsbereiche sind:

  • Bücher/Filme/Tonträger/Games (44 Prozent der Second-Hand-Käufer:innen haben schon einmal eine dieser Waren gebraucht gekauft)
  • Bekleidung für Erwachsene (41 Prozent)
  • Spielwaren (35 Prozent)
  • Möbel/Wohnbedarf (32 Prozent)
  • Haushaltsgeräte/-waren (28 Prozent)
  • Kinderbekleidung (27 Prozent)
  • Handys/Computer/Tablets (27 Prozent)
  • Fahrräder (24 Prozent)
  • Taschen/Accessoires (22 Prozent)
  • Heimwerkerbedarf (21 Prozent)

Die HV-Umfrage zeigt, dass der Trend zu Second Hand gekommen ist, um zu bleiben. Sieben Prozent der Befragten sagen, sie wollen in Zukunft "viel häufiger" Gebrauchtwaren kaufen, weitere 30 Prozent wollen dies "etwas häufiger" tun, immerhin 59 Prozent gleich oft. Künftig seltener Second-Hand einkaufen wollen hingegen nur vier Prozent der Konsument:innen.

Nachhaltigkeit und Sparsamkeit

Der HV hat in seinem aktuellen Consumer Check ebenfalls erhoben, was die wichtigsten Gründe dafür sind, Waren Second-Hand zu kaufen. Demnach stehen sowohl der Nachhaltigkeits- als auch der Spargedanke gleich stark im Vordergrund. Dazu kommen noch jene, die an den Gebrauchtwaren das "besondere Etwas" schätzen:

  • 77 Prozent der Second-Hand-Käufer:innen wollen mit ihrem Einkauf Produkten, die ansonsten in der Entsorgung landen würden, eine zweite Chance zu geben.
  • 75 Prozent schätzen, dass sie so bei gleichem Budget mehr Waren einkaufen können als üblicherweise.
  • 74 Prozent versuchen, durch Second-Hand-Käufe Geld zu sparen.
  • 69 Prozent glauben, so besondere Dinge erwerben zu können, die es im normalen Handel gar nicht (mehr) gibt.
  • 66 Prozent versuchen, durch den Kauf gebrauchter Waren nachhaltiger zu leben und die Umwelt zu schonen.
  • 58 Prozent finden Second-Hand einfach cool.

Chancen für den klassischen Handel

Vor dem Hintergrund des seit Jahren anhaltenden Wachstums des Gebrauchtwarenmarktes setzt auch der klassische Einzelhandel immer stärker auf dieses Geschäft. Im Speziellen in Möbelhäusern und Modegeschäften finden sich zunehmend eigene Abteilungen für Second-Hand-Waren, teils unter zeitgemäßen Labels wie "Pre-owned" oder "Pre-loved".
Mit den neuen Regulatorien, die im Moment im Rahmen des "Green Deals" der Europäischen Union implementiert werden – u.a. Ökodesign-Verordnung, Recht auf Reparatur, noch weiter beschleunigen.

67 Prozent der befragten Second-Hand-Käufer:innen begrüßen, wenn künftig mehr Einzelhandelsgeschäfte die Möglichkeiten bieten, auch gebrauchte Artikel zu kaufen. Und gar 70 Prozent würden sich freuen, wenn man im Einzelhandel verstärkt Produkte zurückgeben könnte, die man selbst nicht mehr braucht oder die nicht mehr passen, um sie anschließend weiterzuverkaufen.

"Wir wissen aus unseren Befragungen, dass besonders die jüngeren Konsument:innen unter 30 Jahren sowie Bevölkerungsgruppen mit niedrigem Einkommen Second-Hand-Angebote sehr schätzen", betont Rainer Will und ergänzt abschließend: "Jene Händler:innen, die diese Zielgruppen ansprechen, werden in Zukunft ihr Angebot in diese Richtung weiter ausweiten. Der Nachhaltigkeit und der Geldbörse zuliebe."

www.handelsverband.at

www.reppublika.com

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