Video "Peter & Paul"
"Mittlerweile lacht sich ja jeder außerhalb Europas schlapp über das, was wir hier machen"

In der neuen "Peter & Paul"-Sendung sprechen Leonhard Schitter, CEO der Energie AG und Ralf-Wolfgang Lothert, Mitglied der Geschäftsleitung und Director Corporate Affairs & Communication von JTI Austria, u.a. über die Energiewende, nachhaltiges Wirtschaften und Forderungen an die künftige Regierung. Zudem wird nicht mit Kritik an der Politik gespart.

Das Thema der neuen "Peter und Paul"-Folge lautet "Nachhaltiges Wirtschaften – geht das?!". Paul Leitenmüller, CEO Opinion Leaders Network, spricht darüber mit seinen beiden Gäste Leonhard Schitter, CEO der Energie AG und Ralf-Wolfgang Lothert, Mitglied der Geschäftsleitung und Director Corporate Affairs & Communication von JTI Austria. Letzterer ist quasi auch der Gastgeber, denn gedreht wurde die Sendung in den Räumlichkeiten von JTI – Japan Tobacco Austria im dritten Wiener Gemeindebezirk. Bevor es über das eigentliche Thema geht, stellen sich die beiden Gäste, ihren Werdegang und ihre Unternehmen kurz vor. Danach geht es aber gleich ans Eingemachte.

Große Themen nicht angegangen

Ralf-Wolfgang Lothert beschäftigt sich fast sein ganzes Berufsleben lang mit politischen Rahmenbedingungen. Über die aktuelle politische Lage in Europa, Österreich und seinem Heimatland Deutschland zeigt er sich wenig erfreut. Der seit vielen Jahren versprochene Bürokratieabbau müsse endlich umgesetzt werden. Ansonsten drohe unsere Wirtschaft im globalen Wettstreit noch weiter zurückzufallen. Über die nun zu Ende gehende Legislaturperiode sagt Lothert: "Ich würde nicht sagen, dass es fünf verlorene Jahre waren, aber wir haben schon ein bisschen verloren. Denn die großen Themen wie die Transformation der Energie, der Bürokratieabbau sowie das Pensions- und das Gesundheitssystem, die sich der Staat nicht mehr leisten kann, wurden nicht angegangen." Zudem müsse sich Arbeit und Leistung wieder mehr lohnen. Die Wirtschaft werde von allen Parteien eher stiefmütterlich behandelt. Laut Lothert gibt es also einige offene Baustellen, mit denen sich die nächste Regierung auseinandersetzen wird müssen. Dieses Mal müsse es wirklich zu Veränderungen kommen, ein sich "irgendwie Herüberretten" wie bisher werde nicht mehr möglich sein, so Lothert. 

Weiters appelliert er an alle Unternehmer:innen in Österreich mehr mitzusprechen: "Meiner Meinung nach, sollte jede:r Unternehmer:in etwas lauter sagen, was er:sie meint. Die Wirtschaft ist bisher relativ ruhig geblieben, weil man sich denkt, ich will nicht anecken, mit der einen Partei oder mit der anderen Partei. Das kann ich zwar verstehen, aber ich glaube, die Zeit ist gekommen, dass die Unternehmer:innen aufstehen müssen und sagen, was sie tatsächlich brauchen. Das ist doch das Notwendigste."

Mammutaufgabe ohne Alternative

Leonhard Schitter ist jemand, der für die Energiewende brennt wie hierzulande kaum ein anderer. Das wurde auch bei dieser Peter & Paul-Folge einmal mehr sichtbar. Laut dem CEO der Energie AG befinde sich die Energiewirtschaft derzeit in einem Umfeld, das sich so verändert wie keine andere Branche je zuvor. Er freue sich, die Energie AG nun gemeinsam mit seinem Team ganz klar in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaneutralität verändern zu können. Aus der Bevölkerung verspüre er viel Rückhalt. So habe eine kürzlich durchgeführte Umfrage unter 1.500 Österreicher:innen ergeben, dass mehr als zwei Drittel die Energiewende – im Sinne von weg von fossiler Energie hin zu erneuerbarer Energieerzeugung - als unabdingbar sehen. Bis 2035 will die Energie AG klimaneutral sein.

Insgesamt sei die Energiewende eine Mammutaufgabe. "Aber gibt es Alternativen? Aus meiner Sicht nicht. Wir müssen es machen. Dabei geht es nicht nur um die Österreicher:innen und unsere Kund:innen. Vor allem geht es dabei um die nächsten Generationen. Wollen wir denen eine lebenswerte Umwelt oder eine andere überlassen? Da ist die Antwort auch sehr klar. Und deshalb gehen wir natürlich in die Klimaneutralität", so Schitter. Würden wir nicht in den Klimaschutz und die Nachhaltigkeit investieren, kämen auf die Österreicher:innen in den kommenden Jahren milliardenschwere Ausgaben zu. Deshalb müsse man auch der Politik zu verstehen geben, dass die Energiewende und die damit notwendigen Maßnahmen, also der Bau von Kraftwerken für die erneuerbaren Energien, von Netzen, von Infrastruktur, von Speichern und von Managementsystemen, das größte Investitionsprojekt in der zweiten Republik sein muss beziehungsweise sein wird. Zu den benötigten Summen der nächsten Jahre sagt Schitter: "Allein bis 2030 gehen wir davon aus, dass wir in Österreich 60 Milliarden Euro investieren müssen oder müssten, damit es eine 'Mission Possible' und keine 'Mission Impossible' wird."

Weitere Forderungen an die Politik

Auf die Frage, was es braucht, um den Wirtschaftsstandort Österreich zu attraktiveren, sagt Ralf-Wolfgang Lothert: "Egal welche Transformation wir machen, was grundsätzlich fehlt, ist die Mitnahme der Bevölkerung und aller Stakeholder. Das, was wir vor uns haben – egal in welchem Bereich -, ist so groß, dass wir alle mitnehmen müssen." Aus rein wirtschaftlicher Sicht sei der Bürokratieabbau am wichtigsten. Gleich danach folge, dass wir vom "Nanny-Staat" wegkommen müssen. Der Staat dürfe nicht alles regeln, es brauche wieder mehr Selbstverantwortung. "Mittlerweile lacht sich ja jeder außerhalb Europas schlapp über das, was wir hier machen", so Lothert. Die notwendigen Schritte bzw. Reformen würden zum Teil auch ernste Einschnitte bedeuten, beispielsweise bei den Pensionen oder dem Gesundheitsbereich. Hier brauche es mehr Selbstvorsorge. Zudem bedürfe es Lothert zufolge sicherlich mehr Anreiz für die Arbeit - Leistung müsse sich wieder lohnen. Lothert nimmt sich wie immer kein Blatt vor den Mund: "Das, was man in Österreich an Abgaben bezahlt, ist der Wahnsinn."

Auch Leonhard Schitter hat eine klare Forderung an die Politik, laut ihm fehle nämlich die rechtliche Grundlage, um die Energiewende tatsächlich zu schaffen. "Wir gehen davon aus, dass sich im Jahr 2040 im Vergleich zu heute der Energieverbrauch in Österreich verdoppeln und die Kapazitäten der Kraftwerke verdreifachen werden. Wir als Energieunternehmen sind so weit, das auch zu tun – auch mit selbst erwirtschaftetem Geld. Doch jetzt sind wir in der paradoxen Situation, dass wir eigentlich die Mittel und auch das Verständnis hätten, zu investieren, aber die Politik uns noch nicht alle rechtlichen Maßnahmen und Möglichkeiten gegeben hat", so der CEO der Energie AG.

Was Ralf-Wolfgang Lothert und Leonhard Schitter zum Thema "Nachhaltiges Wirtschaften – geht das?!" noch sagen und ob sie sich auf die Zukunft freuen, sehen Sie in unserem Video und hören Sie in unserem Podcast. Zwischen den Themenblöcken gibt es im Video wie gewohnt ein Business-Event, dieses Mal einen Nachbericht zum European Forum Alpbach 2024.

 

Alle Peter & Paul-Folgen zum Nachschauen finden Sie hier

Fotos vom Dreh sehen Sie in der Galerie.

www.jti.com

www.energieag.at

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