Fotos von der HV-Neujahrs-PK
"Der österreichische Handel steht am Scheideweg"

2024 konnten die heimischen Einzelhändler:innen den Umsatz auf 77,2 Milliarden Euro steigern. Der Handelsverband verweist jedoch auf das herausfordernde Umfeld und stellt fünf zentrale Forderungen, um die Branche vor einer Insolvenzwelle zu schützen.

Am Mittwoch präsentierte der österreichische Handelsverband mit führenden Branchenvertreter:innen im Rahmen der traditionellen HV-Neujahrs-Pressekonferenz den Status Quo des heimischen Handels. Darüber hinaus wurden fünf zentrale Empfehlungen aus dem Plan H (LEADERSNET berichtete), dem Zukunftspaket des österreichischen Handels, präsentiert.

"Der österreichische Handel steht am Scheideweg. Ohne eine Kurskorrektur zugunsten des Wirtschaftsstandorts ist unser Wohlstand nicht zu halten. Wir begrüßen, dass es laut Regierungsverhandlern keine neuen Massensteuern geben soll, sondern man im staatlichen System ansetzt. Gleichzeitig braucht es spürbare Anreize, damit der Wirtschaftsmotor wieder hochtouriger läuft und damit Betriebsschließungen und steigende Arbeitslosigkeit verhindert werden", sagte Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes.

Jahresumsatz 2024 im Einzelhandel gestiegen

Laut Wifo-Prognosen konnten die österreichischen Einzelhändler:innen im Gesamtjahr 2024 einen Umsatz von 77,2 Milliarden Euro erwirtschaften. Das ist ein inflationsbereinigtes Umsatzplus von 0,7 Prozent und dies im Vergleich zum Krisenjahr 2023. Seit Herbst 2024 verzeichnet Österreich wieder eine VPI-Entwicklung im Normalbereich bei rund zwei Prozent, die Inflationskrise konnte somit im Vorjahr überwunden werden.

"Der regionale Handel ist der Beschäftigungs- und Wirtschaftsmotor der Republik Österreich. Unsere Händler:innen stellen ein Viertel aller Betriebe, wir sind größter privater Arbeitgeber und umsatzstärkster Wirtschaftsbereich des Landes. Während jeder zweite Euro im Export erwirtschaftet wird, wird jeder 'erste Euro' von der inländischen Wirtschaft umgesetzt. Doch viele Händler:innen, kleine Einzelkämpfer:innen, aber auch große Traditionshäuser, kämpfen zurzeit ums wirtschaftliche Überleben. Neben drängenden Maßnahmen fordern wir ein Bekenntnis zum heimischen stationären und Onlinehandel und zum Lebensmittelhandel als Vertriebsorganisation unserer kleinstrukturierten Landwirtschaft, um Stadt- und Ortskerne zu erhalten. Die Stärkung der Konkurrenzfähigkeit beschäftigungsintensiver österreichischer Betriebe muss im Regierungsprogramm absolute Priorität haben", so Will.

Bürokratiedschungel kostet Milliarden

Der Handel verzeichnet laut aktueller KSV1870-Hochrechnung mit 1.146 Firmenpleiten (+16 Prozent) die meisten Insolvenzen aller Branchen (LEADERSNET berichtete). Das sind vier Insolvenzen pro Werktag. Die jüngste Blitzumfrage des Handelsverbandes vom Dezember 2024 bestätigt die herausfordernde Lage. Laut Eigenauskunft haben 38 Prozent der Händler:innen im Gesamtjahr 2024 einen Gewinn erwirtschaftet, 41 Prozent einen Verlust, 21 Prozent ein ausgeglichenes Ergebnis.

Im Speziellen die hohen Kosten für Mieten, Personal, Energie und Logistik vs. stagnierende Umsätze belasten laut dem Handelsverband fast jeden Handelsbetrieb. Vor allem der "Regulierungs-Overkill" soll den Unternehmen zu schaffen machen. Je nach Studie kostet der Bürokratiedschungel in Österreich pro Jahr rund zehn bis 15 Milliarden Euro.

Fünf Forderungen

Laut dem HV ist es höchste Zeit, die Reißleine zu ziehen. Denn ohne eine Kurskorrektur zugunsten des Wirtschaftsstandorts sei der Wohlstand in Österreich nicht mehr zu halten. Fünf zentrale Empfehlungen aus dem Plan H wurden bei der Pressekonferenz am Mittwoch vorgestellt.

  1. Halbierung der Bürokratiebelastung bis 2030 - Einführung der 1-in-2-out-Regel.
  2. Umfassende Reform des Arbeitsmarktes - Beschäftigungsanreize & LNK-Senkung.
  3. Praxistauglicher Klimaschutz & Kreislaufwirtschaft - EU Green Deal praktikabel umsetzen.
  4. Level Playing Field im eCommerce - Fernost-Plattformen in die Pflicht nehmen.
  5. Bundesweite Technologie- & Innovationsoffensive - Förderung disruptiver Technologien (KI).

(Den vollständigen Plan H finden Sie hier)

Ausblick 2025

Laut Agenda Austria ist seit 2019 das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf um -1,7 Prozent zurückgegangen. Österreich ist damit im EU-Vergleich Schlusslicht. Laut dem Handelsverband sei eines klar, Österreich muss sein Budget konsolidieren. "Nicht nur der Bund sollte seine Ausgaben in Österreich auf Sicht reduzieren, auch die Länder müssen sparsamer mit ihrem Geld umgehen. Denn die Schulden von heute sind die Steuern von morgen", sagte Handelsverband-Präsident Stephan Mayer-Heinisch und ergänzt: "2025 ist die letzte Chance, um den wirtschaftlichen Turbo anzuwerfen. Und wir müssen endlich Schluss machen mit der Bürokratielawine - sowohl auf nationaler wie auch auf EU-Ebene. Es braucht eine Entbürokratisierungsoffensive, eine Innovationsoffensive, eine Entlastungsoffensive und eine Anreizoffensive. Das erwarten wir uns von der nächsten Bundesregierung, um den mehr als 93.000 österreichischen Handelsunternehmen Zukunftswachstum zu ermöglichen."

Das Wifo erwartet für das Gesamtjahr 2025 eine moderate Steigerung der privaten Konsumausgaben um +0,8 Prozent. Für dieses Jahr rechnen laut dem HV 39 Prozent der heimischen Händler:innen mit einem Gewinn, 38 Prozent mit einem ausgeglichenen Ergebnis und 23 Prozent mit einem Verlust. Positiv ist, dass die Sparquote ihren Zenit absehbar erreicht haben dürfte, heuer wird vom Wifo nur noch ein minimaler Anstieg von aktuell 11,4 Prozent auf 11,5 Prozent erwartet.

LEADERSNET war bei der Neujahrs-Pressekonferenz. Einen Eindruck können Sie sich hier machen. 

www.handelsverband.at

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