"Routine glaubt man zu haben, man wird aber jährlich doch eines Besseren belehrt"

LEADERSNET traf KSC Präsident Michael Huber zum Interview über seine Beziehung zum Verein, den touristischen und sportlichen Stellenwert Kitzbühels und seine Ziele.

Der Skizirkus ist – neben den Traditionsbällen, Sissi, Stephansdom, Schnitzel und Sachertorte – wohl einer der Inbegriffe Österreichischer (Sport-)Kultur, Skifahren unser Nationalsport. Ganz oben auf der Liste der wichtigsten Schlagwörter der Skisaison stehen das Hahnenkammrennen und sein Austragungsort Kitzbühel.

Zum letztwöchigen Rennen der Superlative, das 39.000 Besucher und 85.000 Zuschauer fesselte, traf LEADERSNET den Mann, der sich mit der Materie wohl auskennt wie kein Zweiter: Michael Huber, seit zehn Jahren Präsident des Kitzbüheler Ski Club (KSC) – und fünfmal so lange Mitglied des Clubs – zum Interview über seine Beziehung zum Skiclub Kitzbühel, die Bedeutung des Hahnenkammrennens (HKR), Herausforderungen und Pläne seiner Tätigkeit und seine persönlichen Lieblingspisten.

LEADERSNETSehr geehrter Herr Huber, Sie sind bereits 2009, also seit 10 Jahren Präsident des KSC – Herzliche Gratulation zum Jubiläum! Ihre Tätigkeit reicht aber viel weiter zurück, Sie sind ein unglaubliches halbes Jahrhundert Mitglied des KSC und haben einen Großteil seiner Geschichte miterlebt. Was sind ganz besondere Erinnerungen, die Sie an Ihre Zeit im Club haben?

Huber: Vielen Dank. Ja das stimmt, eine lange und schöne Zeit voller schöner, besonderer und denkenswerter Momente. Etwas ganz Besonderes was mir aber spontan einfällt war mein Einstieg beim KSC als Trainer während meines Studiums. Diese Zeit war prägend, lehrreich und fordernd zugleich und sie hat meine spezielle Beziehung zum Ski Club noch verstärkt.

LEADERSNET: Was hat sich Ihrer Meinung nach am meisten verändert, und was denken Sie wird sich in den nächsten 50 Jahren verändern?

Huber: Alles und Nichts. Wissen Sie, ein Verein ist ein Abbild des Lebens, eine spezielle Zelle bestimmter Aktivität. So wie das Leben sich ständig verändert und doch seit Jahrtausenden gleich bleibt, ist es der Verein, wenn auch erst für eine auf Erdzeitalter völlig vernachlässigbare Zeitspanne. Da lässt sich also schwer eine bestimmte Veränderung herausfiltern, hier ist alles im Fluss.

LEADERSNET:  Wo liegt Ihrer Meinung nach die größte Stärke der Skiregion Kitzbühel, touristisch/wirtschaftlich und sportlich gesehen?

Huber: Nun, weder der touristische noch der wirtschaftliche Aspekt sind mein persönliches Fachgebiet – ich habe dazu zwar natürlich meine subjektiv persönliche Meinung, aber kein objektives Statement abzugeben – darum bleibe ich lieber bei meinem Spezialgebiet und gehe gerne im Detail auf den sportlichen Aspekt ein: Also sportlich ist die größte Stärke der Skiregion wohl zweifelsohne und eindeutig die geographische Sonderstellung unserer Skiregion. Die sanften Grasberge in mittlerer Höhe, das Bichlach als Schoß der Geborgenheit mit freiem Blick auf den Wilden Kaiser, der uns von der Nordseite schützend eingrenzt, ebenso die Südberge Richtung Hohe Tauern: all das macht uns, macht Kitzbühel schon wirklich besonders. Dieses "Ensemble" ist im Alpenraum soweit mir bekannt einzigartig und gleichermaßen unvergleichlich motivierend für jegliche Art von sportlicher Aktivität. 

LEADERSNET:  Der KSC veranstaltet ja das HKR, eine der wichtigsten internationalen Skisportveranstaltungen überhaupt. Was bedeutet Ihnen das Rennen persönlich, und welche Herausforderungen ergeben sich für den Skiclub bei der Organisation dieses Mega-Events? Oder ist es mittlerweile Routine?

Huber: Nun persönlich scheint es schon fast eine familiäre Verpflichtung zu sein in dritter Generation (lacht). In meiner Familie ist uns das Hahnenkammrennen mittlerweile wirklich in Fleisch und Blut übergegangen. Es ist eine schöne Aufgabe und eine Ehre, das weiterzuführen. Das ist meine persönliche Beziehung zum Hahnenkammrennen. Die größte Herausforderung ist, wohl wenig verwunderlich: das Wetter, dann das Wetter, und zum Schluss nochmals das Wetter. Der Rest sind 51 Wochen Vorbereitung für eine Rennwoche im Jahr. Was die Routine anbelangt, tja – Routine glaubt man zu haben, man wird aber jährlich doch eines Besseren belehrt.

LEADERSNET:  Wenn wir schon bei großen Herausforderungen und Organisationsfragen sind: der KSC ist mit rund 9.300 Mitgliedern Österreichs größter Ski Club. Das ist eine beeindruckende Zahl, gibt es hier genauere Informationen zum Wachstum der letzten Jahre? Wie groß kann man noch werden, ist das Knacken der 10.000er Marke in den nächsten Jahren realistisch?

Huber: Da steckt kein Marketingprojekt dahinter, das ist schlicht und ergreifend gelebter Vereinsalltag. Die Mitglieder fühlen sich wohl im Kreise der KSC- Familie und halten uns die Treue – eben weil es ein Verein ist, eine zweite Familie. Das Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt und bindet. Ebenso Neumitglieder, das ist ein natürlicher Prozess. Ob dieser Trend anhält, nun das wird man sehen.

LEADERSNET: Bei so einem großen Ski Club ist es klar, dass der Jugendarbeit ein sehr hoher Stellenwert eingeräumt wird. Wie sieht diese im Detail aus? Wie fördern Sie Ihre Jugend?

Huber: Selbstverständlich, die Förderung unserer Jugend ist sehr wichtig, so wie sie es in jedem Bereich sein sollte. Darin investiert man gern. Das Jugendförderbudget des KSC beträgt darum jährlich auch rund 350.000 Euro. Damit werden circa 150 Kinder und Schüler ganzjährig von 15 Trainern und Betreuern in allen Wintersport-Wettkampfdisziplinen des ÖSV ausgebildet. Darauf legen wir sehr hohen Wert und die Leistungen und die Freude unseres Nachwuchses geben uns Recht.

LEADERSNET: Was sind Ihre persönlichen Pläne und Ziele für den KSC?

Huber: Das ist für mich ganz klar und einfach zu beantworten: Mein Ziel ist es, eine nächste Generation an verantwortungsvollen Funktionären heranzuführen, um auch in Zukunft das "KSC- und HKR-Gen“ am Leben zu erhalten.

LEADERSNET: Last but not least: Wo fahren Sie persönlich am liebsten Ski, haben Sie eine Lieblingspiste?

Huber: Mein "Hotspot" ist ganz klar das Kitzbüheler Horn. Die schönste Route ist für mich der Weg vom Gipfel zur Mittelstation Pletzeralm über den Lärchenhang und dann mit der Gipfelbahn wieder retour. 

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