"Wenn alle Frauen Dirndl tragen würden, gäbe es keine Hässlichkeit mehr", sagte die britische Star-Designerin Vivienne Westwood schon vor zehn Jahren. Wenn Kirtag und Wiesn rufen, greift fast ganz Österreich zu Mascherl, Herzerl und Hirschgeweih. Preislich sind dabei keine Grenzen gesetzt. Kein Wunder, war es doch die im Salzkammergut sommerfrischelnde Oberschicht aus der Stadt, die ab den 1870er Jahren die Arbeitsgewänder ihrer Dienstmädchen zur eigenen ländlichen Freizeitkleidung machte. In der mondänen Salzburger Festspielgesellschaft rund um Max Reinhardt avancierte das Dirndl Anfang des 20. Jahrhunderts als "Standeskleidung“ für soziale Anlässe der "Leichtigkeit des Seins“.
Das bis dato teuerste Dirndl der Welt wurde 2006 vom Münchner Trachtenhersteller Angermaier hergestellt. Reine Wildseide, 150.000 Swarovski-Steine und 300 Stunden Handarbeit sind für den stolzen Preis von 100.000 Euro verantwortlich. Heuer setzte Swarovski bei den Kostümen auf dem Salzburger Domplatz trachtige Akzente mit einem roten Herzen aus Tausenden Kristallen für Jedermanns Mutter sowie bei den Kleidern der Buhlschaft (Brigitte Hobmeier). Karl Lagerfeld entwarf ein schwarzes Lederdirndl für den kommenden Winter.
Auch Sportalm hat sich durch die Konsequenz in der Verarbeitung und Qualität klar ganz vorne positioniert. Als klassische Dirndl kann man die Modelle nur vom Schnitt her bezeichnen, ansonsten geizt das Kitzbüheler Unternehmen nicht mit ungewöhnlichen Farben und Details. "Der mutige und vorurteilsfreie Zugang zur Tracht, die spannende optische Darbietung, ohne sich an festgefahrenen Trachtenvorgaben zu orientieren, und besonderes der hemmungslose und gekonnte Einsatz von Farben – das alles macht Sportalm Dirndln besonders. Dirndln sind zeitlos und Sportalm ergänzt den modischen Aspekt, der das ganze aufregend und zum Trend macht", so Chefdesignerin Ulli Ehrlich.
Die Macht der Tradition
Ohne "Bling-bling" erfolgreich ist Tostmann Trachten. 1949 begann das Ehepaar Jochen und Marlen Tostmann als Zweimannbetrieb mit einem Handwebstuhl und einer alten Nähmaschine im Schreinerhaus auf der Seepromenade in Seewalchen mit der Herstellung von Dirndln, Trachten und kunstgewerblichen Einzelstücken. Mittlerweile sind 100 Mitarbeiter an den beiden Standorten Seewalchen und Wien beschäftigt. "Als Gegenpol zu modischen und oft auch billigen Dirndln verlangen wieder mehr Kundinnen traditionelle Trachten", erzählt Trachtenexpertin Anna Tostmann.
"Ein Hanna Dirndl hebt sich sehr stark von der breiten Masse ab, da wir mit eigenem Stoffdesign arbeiten und eine der wenigen Trachtenfirmen sind, die in den Ateliers in Salzburg und Wien herstellen und das seit über 60 Jahren", ist auch Constanze Kurz, Geschäftsführerin Hanna-Trachten, stolz auf die lange Tradition des Unternehmens. Tracht spiegelt für sie "wunderbar unsere Wurzeln wieder". "Ich habe zum Beispiel, obwohl mir das Dirndl buchstäblich in die Wiege gelegt worden ist, erst wieder während meiner Zeit in Asien einen Bezug dazu gefunden. Wenn man lange im Ausland lebt, verspürt man irgendwann den Wunsch nach Heimat, dem ich durch das Tragen meiner Dirndl nachgehen konnte. So habe ich selbst in Peking regelmäßig Dirndlkleider getragen", erzählt Kurz. Allgemein gesprochen sei die Tracht ein tolles Kulturerbe, das sich weiterentwickeln darf und heutzutage jedermann tragen kann.
Maßschneiderei und "Private Shopping"
Tracht bedeutete von Anfang an, dass man je nach regionaler Herkunft, sozialem - oder Familien- Stand und Beruf bestimmte Kleidungsstücke tragen musste oder durfte, was dazu führte, dass man den Menschen zwar nicht unbedingt an der Nasenspitze, aber eben an seiner Kleidung ansehen konnte, wer sie waren. Bis zu einem bestimmten Grad stimmt das auch noch heute. Denn, es sind mitunter die kleinen Details, die den großen Unterschied machen. Maßschneiderei steht auf jeden Fall für höchste Exklusivität und ist das genaue Gegenteil des heutigen Onlineshopping. Egal ob im Design oder der Passform, ist es individuell auf den Leib geschneidert und somit einzigartig. Auch die Verwendung der Materialien, sowie die Verarbeitung ist wesentlich sorgfältiger als bei Stangenware.
"Die Hanna Maß-Kundin kommt entweder mit einer konkreten Vorstellung in unsere Geschäfte, oder lässt sich von unserem geschulten Personal beraten beziehungsweise von unserer Hanna Trachten Kollektion inspirieren. Zur Auswahl stehen Stoffe in allen Farben und Mustern, verschiedenste Grundschnitte und Details, zu denen Zierleisten, Rüschen, Spitzen, Knöpfe u.v.m. zählen. Steht das Modell fest, werden noch die Maße genommen und die Kundin kann sich das Kleid termingerecht bei uns abholen", erklärt Kurz. Zum Hanna-Kleid passende außergewöhnliche Accessoires entwirft – speziell für die Wiener Wiesn – Künstlerin Sabrina Blagojevic: "Egal ob Tasche, Ohrringe oder Faszinator, jedes Stück ist ein handgefertigtes Unikat aus seltenen Vintage-Trachtenstoffen."
Seit diesem Sommer bietet Hanna-Trachten sogenanntes "Private Shopping" an. Dabei haben Kunden die Möglichkeit, sich außerhalb der regulären Öffnungszeiten, von Kurz ganz persönlich und stressfrei, beraten zu lassen. "Das ist eine tolle Gelegenheit für etwa einen Mädlsabend oder eine Hochzeitsgesellschaft, sich nach der Arbeit bei einem Glas Prosecco einzukleiden", so die Salzburgerin, die bereits einer Kundin das Dirndl aus dem Sissi Film realisiert, einem Haute Couture Designer zur Dirndlkollektion verholfen und für das Jubiläum der Diplomatischen Beziehung zwischen Österreich und der Volksrepublik China "Mandarin-Dirndl" entworfen hat.
Hanna Trachten arbeitet daran, diese Individualität bald den Herren anbieten zu können, denn auch die Herren der Schöpfung haben genaue Vorstellungen, wie ihre Lederne auszusehen hat. Die gleiche Zielgruppe bedient auch Tobias Zant, Lederbekleidung Zant in Zell am See. Die echte Lederne ist ein Stück Tradition, das den Träger ein Leben lang begleitet. Dafür muss er auch einige Zeit des Wartens in Kauf nehmen. Rund 18 Monate muss Mann nach der Bestellung mindestens auf sein Unikat warten – kein Wunder, braucht es doch schon mindestens 40 Arbeitsstunden, um ein einfaches Muster einzusticken. Die aufwändigen Stickmuster – im Salzburgerischen traditionell immer in weiß gehalten – sind teilweise seit sieben Generationen überliefert, teilweise entwirft Zant aber für Kunden auch schon mal ein neues Muster. Diese Stickvorlagen werden dann mit Kreide auf das Leder übertragen und mit Gummi Arabicum fixiert, das sich erst mit der Zeit wieder abträgt.
An der Naht der Lederhose erkennt man, "woher die Leute kommen". Läuft die "Arsch-Naht" (Naht am Hosenboden) im Halbrund über das Gesäß, weist das auf eine Lederhose hin, die ihren traditionellen Ursprung in Bayern, Oberösterreich oder Tirol hat. Trachtenlederhosen aus Kärnten oder der Steiermark haben eine senkrechte “Arschnaht”.
Habsburg Zobel-Mantel schaffte es in die Vogue
Exklusivität spielt auch bei Katharina Schneider, Geschäftsführerin Kleidermanufaktur Habsburg, eine große Rolle. "Das exklusivste Stück aus unserer Manufaktur war ein aufwändig verarbeiteter Zobel-Mantel mit dezent sichtbaren Swarovskisteinen. Das Innenfutter war aus reiner indischer Seide und der dazugehörige Gürtel aus edlem Ziegenvelours. Dieser wurde unter anderem in der deutschen Vogue präsentiert", erzählt die 31-Jährige, "Wichtig ist, meiner Meinung nach, nicht im Alten zu verharren, sondern unser vielfältiges Erbe zeitgemäß zu interpretieren. Tradition soll und muss sich weiterentwickeln." Die Tracht sei gerade in einer multiplen, globalen Welt identitätsstiftend und verleihe dem Träger den Charakter des Besonderen. Hochwertige Materialien, handwerkliche Verarbeitung und langlebige Qualität unterstreichen das. "Tracht ist für mich ein einzigartiger Ausdruck unserer Kultur und unserer Herkunft. Dies fängt bei den Materialien an, die großteils in Österreich hergestellt werden", sagt Schneider. So stammt der Loden beispielsweise aus der Steiermark, das Leinen aus dem Mühlviertel und die Hirschhornknöpfe aus Gmunden.
Man darf auch nicht außer Acht lassen, dass die österreichisch-bayrische Tracht eine der wenigen tragbaren und alltagstauglichen Trachten weltweit ist. Wenn man sich vor ein paar Jahren noch im Dirndl geschämt hat und als konservativ galt, wird die Tracht heute wieder mit Stolz getragen. Um stilvoll in Erscheinung zu treten, bedarf es jedoch mehr als feiner Kleidungsstücke. So ist die hohe Kunst der richtigen Kombination von bedeutender Wichtigkeit. "Nur eine elegante Welt der Gegensätze verwandelt Qualität in Stil", ist sich Schneider sicher. Eine Welt, wie sie die Kleidermanufaktur Habsburg in jeder ihrer Kollektionen neu aufleben lasse – sei es für einen stilechten Auftritt im Alltag oder für ganz besondere Anlässe in anregender Gesellschaft. (red)
www.sportalm.at
www.tostmann.at
www.hanna-trachten.at
www.habsburg.co.at