"Die Stücke sind zeitlos und haben einen hohen Wiedererkennungswert"

Im Interview verrät "MyMagpie"-Gründerin Stefanie Klausegger, wie es dazu kam, dass man die Wiener Secession auch überm Herzen, am Handgelenk und an den Ohren tragen kann und verlost exklusiv zwei Schmucksets. 

Mit ihrem Schmucklabel "My Magpie" vereint Stefanie Klausegger moderne 3D-Druck-Technik mit den ganz großen Klassikern des Wiener Architekturdesigns. Luxury News hat die Designerin zum Interview gebeten.

Luxury News: Liebe Frau Klausegger, ihr Schmucklabel My Magpie wird heuer vier Jahre alt. Erzählen Sie uns doch ein wenig über sich und die Entstehungsgeschichte von My Magpie.

Klausegger: Ich habe Industrial Design auf der Universität für Angewandte Kunst Wien und in Italien am Politecnico di Milano studiert. Nach meinem Abschluss hat es mich aus beruflichen Gründen nach Zell am See verschlagen. Ich wollte schon immer in einem großen und namhaften Büro für bekannte Firmen arbeiten. Nach einigen Jahren als Produktdesignerin war es wohl der Kinderwunsch, der mich und meinen Wiener Mann wieder zurückgeführt hat. Während meiner Karenz habe ich mich immer wieder gefragt, wo und was ich in Wien beruflich weiter machen möchte. Eigene Produkte zu entwerfen und herzustellen war schon immer mein Wunsch. So kam ich auf die Idee, Schmuckstücke zu entwerfen und diese auch herzustellen. Erfahrungen mit 3D-Druck durfte ich bereits während meiner Zeit als angestellte Produktdesignerin sammeln, diese Kenntnisse sind für mich jetzt sehr hilfreich.

Luxury News:  Der Name "My Magpie" bedeutet ja "meine Elster", ein Tier das für seine Affinität für glitzernde Dinge bekannt ist. Kam es so zur Namensgebung ihres Schmucklabels oder steckt mehr dahinter?

Klausegger:  Das war bestimmt Teil der Namensgebung, aber hinter dem Namen verbirgt sich auch eine lustige Geschichte. Mir ist tatsächlich, als ich von Graz zum Studieren nach Wien gezogen war, eine Elster auf den Kopf geflogen und wollte sich meine Haare stehlen. Das ist meine „Elster-Geschichte", die mir immer wieder eingefallen ist. Und da eine Elster generell gerne mit Schmuck in Verbindung gebracht wird, hat sich der Name MY MAGPIE ergeben. Im Logo trägt die Elster auch mein erstes Schmuckstück im Schnabel.

Luxury News:  Ihre Schmuckstücke sind eng mit Wien verbunden: Sie ziehen ihre Inspiration ikonischer Architektur wie den Fassaden rund um den Naschmarkt, der Secession und ihrem Mitbegründer Josef Hoffmann. Was hat sie dazu bewogen, diese Elemente zum Kern der Marke "My Magpie" zu machen?

Klausegger: Den Jugendstil liebe ich einfach schon immer! Vor allem die Gebäude und die Möbelstücke haben es mir besonders angetan. Reduziert und dennoch verspielt, geometrisch und floral, ich liebe diesen Mix. Ich finde, alle Gebäude strahlen trotz ihres Alters noch immer eine Art Modernität aus. Besonders toll finde ich die Idee des Gesamtkunstwerks – also ein Haus bis hin zum Besteck zu gestalten. Wie gerne würde ich mich in diese Zeit zurückversetzen und die Protagonisten persönlich kennenlernen. Mit meinen Schmuckstücken möchte ich diese Blütezeit wieder neu entfachen und alte Formen, Muster und Ornamente neu interpretieren. Ich portiere den Jugendstil quasi in die heutige Zeit. Der 3D-Druck schien mir da besonders passend. Dieses Fertigungsverfahren wird unser Leben noch nachhaltig verändern – ein Aufbruch in eine neue Zeit...

Luxury News:  Eine weitere Besonderheit ihrer Schmuckstücke ist das Herstellungsverfahren: Der 3D-Druck. Wie funktioniert das?

Klausegger: Alle Schmuckstücke werden von mir ganz klassisch am Papier entworfen und danach am Computer 3D modelliert. Im Anschluss drucke ich die Prototypen bei mir im Büro. Meist braucht es mehrere Prototypen, um die richtige Proportion zu erzielen. Bin ich grundsätzlich zufrieden, werden die Daten zum Lasersintern geschickt. Dieses Fertigungsverfahren schweißt das Granulat Schicht für Schicht zu einem fertigen Bauteil anhand der generierten Daten. Die Einzelteile werden von mir und meinem Mann in Handarbeit zusammengebaut. Das fertige Schmuckstück fällt leider nicht bereits mit all seinen Gold- und Silberkomponenten aus dem Drucker. Erst nachdem meine Mutter, meine drei Schwestern und ich die neuen Kreationen getestet und für gut empfunden haben, kann ein Stück in Serie gehen.

Luxury News: Welche Vorteile entstehen aus dem 3D-Druck, und – heute ein besonders wichtiger, wenn nicht gar der wichtigste Aspekt – wie nachhaltig ist diese Art der Herstellung?

Klausegger: Ein großer Vorteil ist bestimmt, dass beim Lasersintern kaum Abfall während der Produktion entsteht. Gedruckt wird also nur das Schmuckstück, das restliche Pulver wird abgesaugt und kommt beim nächsten Druckvorgang wieder zu Einsatz. Da wird nichts leichtfertig verschwendet. Außerdem versuche ich das Design sehr langlebig zu gestalten, die Schmuckstücke unterliegen keinen aktuellen Trends, denn die Entwürfe sind klassisch und daher sehr zeitlos. Produziert wird ausschließlich in der EU, sogar die Gold- und Silberkomponenten. Eine Produktion in Asien kommt für mich schon wegen der langen Lieferwege nicht in Frage. Derzeit tüftle ich mit 3D-Druck-Spezialisten an einer Eco- Variante. Hierbei handelt es sich um ein Kunststoffgranulat, dass aus 100 Prozent nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird.

Luxury News:  Welche Materialien verwenden Sie für die Schmuckstücke, welches Stück ist das aufwändigste in der Herstellung?

Klausegger: Derzeit verwende ich lasergesintertes Polyamid mit Komponenten in Sterlingsilber 925 und Sterlingsilber vergoldet. Aufwändig wird es, wenn das Schmuckstück aus mehreren Teilen zusammengebaut werden muss. Vor allem das Einsetzen der Goldkugel erfordert Geschick, denn der Kleber darf an keiner Stelle überquellen.

Luxury News:  Wie oft wechseln oder ergänzen Sie ihre Kollektionen? Stellen Sie ihre Schmuckstücke "on demand" her, oder sind die jeweiligen Modelle in limitierter Auflage erhältlich?

Klausegger: Es gibt eigentlich keine klassischen Frühling-, Sommer-, Herbst- und Winter-Kollektionen. Je nachdem, wie mir die Stücke gelingen, wächst das Sortiment. Aber ich werde bereits öfters von Kunden und Händlern gefragt, wann es denn wieder Neuigkeiten gibt. Das freut mich natürlich, macht aber auch etwas Druck. Produziert wird in kleiner Auflage, aber nicht "on demand". Ich versuche immer mehrere Lieferungen zusammenzufassen.

Die "Bloom"- Ohrstecker © My Magpie

Luxury News:  Ihre neuesten Stücke, der Bloom Ring und die Bloom Ohrringe, sind die bislang verspieltesten Stücke ihres Sortiments, vielleicht sogar noch einen Schritt verspielter als die floralen Stücke aus der Ver Sacrum Edition. Ist das eine Reaktion auf Kundenfeedback, welche Design-Präferenzen konnten Sie bislang im Kaufverhalten ihrer Kundinnen und Kunden beobachten?

Klausegger: Das stimmt, ich glaube, da hat mich die Lust auf Frühling und Sommer inspiriert ;-)
Im Lockdown erfreut man sich an den kleinen Dingen. Blühende Bäume zählen bestimmt dazu. Die Ver Sacrum Serie ist wirklich sehr beliebt, wobei sich auch sehr viele Kunden für meine geometrischen Schmuckstücke begeistern. Schön, dass der Jugendstil so vieles von beiden abdeckt. Das positive Feedback bestärkt mich in meinem Tun, meine Kunden und Kundinnen schreiben mir oft sehr persönlich und gratulieren mir zu den Entwürfen, das motiviert. Geometrisch und floral, das schließt sich weder im Jugendstil noch bei My Magpie  gegenseitig aus.

Luxury News:  Ist die nächste My Magpie-Kollektion schon in Planung und wo soll die Reise hingehen? Ziehen Sie auch Inspirationen außerhalb Wiens in Erwägung, wie beispielsweise von Gaudi in Barcelona? Soll es beim Architekturthema bleiben oder wird es auch kreative "Ausflüge" zu anderen Inspirationsquellen geben?

Klausegger: Ja, bald gibt es einige neue Stücke - ich bin bereits am Probetragen, und mein Skizzenbuch ist wirklich sehr voll! Wien bietet noch sehr viel und hat in der Jugendstil-Zeit wirklich eine Vorreiterrolle übernommen. Es gibt noch so tolle Bauwerke, denen ich ein Schmuckstück widmen möchte. In Zukunft werde ich bestimmt auch andere Städte in Angriff nehmen, aber derzeit geht mir die Inspiration in Wien noch nicht aus.

Luxury News:  Wo sind die Schmuckstücke erhältlich, welche Vertriebswege nutzen Sie in Lockdown-Zeiten?

Klausegger:  Alle Schmuckstücke sind in meinem Onlineshop auf www.mymagpie.at erhältlich. Ich freue mich aber auch auf Besuch in meinem Atelier im Shop Sylvie T, Zollergasse 28 in 1070 Wien, momentan leider nur nach telefonischer Voranmeldung möglich. Ausgewählte Stücke sind unter anderem auch im MQ-Point des Museumsquartiers, in den Österreichischen Werkstätten in der Kärntnerstraße und einigen Hotels erhältlich.

Luxury News:  Wenn alles möglich wäre – wo sehen Sie ihr Unternehmen in drei, in fünf und wo in zehn Jahren?

Klausegger: Langsames Wachsen scheint mir sinnvoll. Das Zusammenbauen der Schmuckstücke würde ich aber gerne bald auslagern, denn mein Mann und ich verbringen derzeit so viele unserer Abende. Ein eigenes Geschäft in der Innenstadt wäre mein Traum, aber dafür sind meine Kinder aktuell noch zu klein. Ich möchte die Nachmittage nicht immer im Geschäft sein. Im Moment bin ich sehr glücklich in der wunderschönen Modeboutique von Sylvie T.! Der Onlineshop soll auf jeden Fall wachsen und international noch bekannter werden. In zehn Jahren würde ich mich freuen, wenn meine Kinder mithelfen wollen und sich auch für diese Materie interessieren. Wenn ich Frauen auf der Straße sehe, die meinen Schmuck tragen, freue ich mich natürlich immer! Dass die Stücke zeitlos sind und einen hohen Wiedererkennungswert haben, hilft dabei natürlich. (red)

Luxury News verlost zwei Schmucksets. Zum Mitmachen einfach eine E-Mail mit dem Betreff "Schmuckset" an event@leadersnet.at schicken. Die Teilnahme zum Gewinnspiel ist bis 21.4.2021 bis 23:59 Uhr möglich. 

www.mymagpie.at

Stefanie Klausegger © mymagpie