AKV-Insolvenzstatistik – 1. Quartal 2025
Österreich steuert auf drittes Rekordpleitenjahr in Folge zu

Die ersten drei Monate des Jahres 2025 zeichnen ein düsteres Bild. Die Passiva belaufen sich jetzt schon auf Milliardenhöhe.

Die Wirtschaftsprognosen wurden vor Kurzem aufgrund der schwachen Konjunktur im Euro-Raum und wegen der Unsicherheiten durch die Wirtschafts- und Zollpolitik der USA neuerlich nach unten revidiert. Österreich steckt mitten im dritten Rezessionsjahr und steuert auch auf das dritte Rekordpleitenjahr in Folge zu.

Am Mittwoch hat der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) rund um Hans Musser, Vorstandsmitglied
Alpenländischer Kreditorenverband und Cornelia Wesenauer, Mitglied der AKV-Geschäftsleitung, -Pressesprecherin und -Datenschutzbeauftragte, seine Insolvenzstatistik für das erste Quartal 2025 veröffentlicht.

Düsteres Bild

Laut der Insolvenzstatistik zeichnen die ersten drei Monate des Jahres 2025 ein düsteres Bild, nachdem die 1.134 eröffneten Firmeninsolvenzen in diesem Zeitraum sogar mit 3,94 Prozent über den Werten des Rekordpleitenjahres 2024 liegen.


Entwicklung in den ersten drei Monaten © AKV

Besorgniserregend sind jedoch die Verfahrensabweisungen mangels Masse. Diese Verfahrensabweisungsbeschlüsse haben im ersten Quartal 2025 um 50,79 Prozent zugenommen, nachdem 861 Insolvenzanträge abgewiesen wurden, weil kein kostendeckendes Vermögen vorhanden war. Darin dokumentiert sich, dass bei zahlreichen Unternehmen die Liquiditätspölster und Aktiva aufgebraucht sind.

Entwicklung nach Bundesländern

Von den 1.134 eröffneten Firmeninsolvenzen im ersten Quartal entfielen 404 auf Wien, 216 auf Niederösterreich, 133 auf Oberösterreich, 126 auf die Steiermark, 69 auf Tirol, 68 auf Salzburg, 57 auf Kärnten, 34 auf das Burgenland und 27 auf Vorarlberg. Den größten Anstieg gab es in Tirol (+60,47 Prozent), gefolgt von Salzburg (+23,64 Prozent). In Wien beträgt die Steigerungsrate +1,25 Prozent. Entgegen dem Bundestrend haben in den Bundesländern Burgenland (-12,82 Prozent), Kärnten (-10,94 Prozent) und Vorarlberg (-3,57 Prozent) die eröffneten Firmeninsolvenzverfahren abgenommen.

Gefährdende Arbeitsplätze

Das Arbeitsmarktservice (AMS) veröffentlichte letzte Woche die Arbeitslosenzahlen. Im Unterschied zu den Vorjahren und mit Ausnahme der Insolvenz Palmers Textil AG wurden im ersten Quartal 2025 weniger Unternehmen mit einer hohen Anzahl an Dienstnehmer:innen insolvent. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass die insolventen Unternehmen im Immobilienbereich zwar über hohe Passiva, aber nur über wenige Dienstnehmer:innen verfügen. Die Anzahl der betroffenen Dienstnehmer:innen, die zum Zeitpunkt der Insolvenzeröffnung noch beschäftigt waren, war im ersten Quartal 2025 3.861. Im Vergleichszeitraum 2024 waren es 5.673.

Betroffene Branchen

Während man im Bauwesen hofft, die Talsohle erreicht zu haben und mit einer moderaten Erholung gerechnet wird, zeigt die Baukrise der letzten Jahre am Insolvenzsektor nun massive Reflexwirkungen auf die Branche "Grundstücks- und Wohnungswesen". Im ersten Quartal 2025 rückte diese Branche an die fünfte Stelle, in Wien sogar an die dritte Stelle.
Von den zehn nach Passiva größten Insolvenzen entfallen neun eröffnete Verfahren auf die Immobilienbranche. Dabei betreffen die größten Verfahren in dieser Branche mehrere Unternehmensgruppen, nämlich jene der Signa/Benko, LNR (Lukas Neugebauer), 6B47 und Sveta. Die Handelsinsolvenz der Palmers Textil AG mit 69,19 Millionen Euro Passiva ist der einzige Ausreißer in den Top-10 nach Passiva, wobei von dieser Insolvenz andererseits jedoch mit 515 die meisten Dienstnehmer:innen betroffen sind.

Am häufigsten sind Insolvenzen weiterhin in den Branchen Handel (299), Bau (250) und Gastronomie (167) zu verzeichnen.

Passiva – Top 10 – Erste Quartal 2025 © AKV

Gesamtpassiva der eröffneten Unternehmensinsolvenzen

In den Jahre 2023 (circa 16,74 Milliarden Euro) und 2024 (circa 19,5 Milliarden Euro) haben die Passiva historische Rekordwerte erreicht. Wenngleich im ersten Quartal 2025 nur eine "Milliardenpleite" zu verzeichnen war, so sorgten die zahlreichen Immobilieninsolvenzen dennoch für Passiva in Höhe von circa 3,91 Milliarden Euro. Im Vergleich waren es im ersten Quartal 2024 6,47 Milliarden Euro.

In diesem Zeitraum lagen bereits zwei Fälle mit Passiva in Milliardenhöhe vor, nämlich die Insolvenz der Familie Benko Privatstiftung mit 2,27 Milliarden Euro und jene des Unternehmers Rene Benko mit 2,42 Milliarden Euro, wobei ein Großteil der angemeldeten Forderungen weiterhin bestritten ist.

Im ersten Quartal 2025 hatte Österreich eine "Milliardenpleite" zu verzeichnen, nämlich jene der Herkules Holding GmbH (bis zum 26. Februar 2025 unter dem Namen Laura Holding GmbH im Firmenbuch eingetragen) mit Passiva von 1,023 Milliarden Euro.

Die ersten acht Plätze und der zehnte Platz sind ausschließlich der Immobilienbranche zuzuordnen, nämlich die ersten sieben der Signa/Benko-Gruppe und bei den Plätzen 8. und 10. handelt es sich um zwei Immobilienkonzerngesellschaften aus Wien. Nur den neunten Platz belegt das Handelsunternehmen Palmers Textil AG.

Ausblick

Der AKV rechnet zwischenzeitig aufgrund der jüngsten Wirtschaftsprognosen mit einer gleichbleibenden Entwicklung bis zum Jahresende 2025, sodass der AKV ein drittes Rekordpleitenjahr in Folge im Bereich der eröffneten Firmeninsolvenzen befürchtet und mit über 4.500 eröffneten Firmeninsolvenzen rechnet. Bis zum Jahresende sind einschließlich der Insolvenzabweisungsbeschlüsse fast 8.000 Gesamtinsolvenzen laut dem AKV zu erwarten.

www.akv.at

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV