Die neue Folge "Peter & Paul" dreht sich dieses Mal rund um das Thema, wie Wirtschaft mit Bildung und Finanzkompetenz gesteuert werden kann. Dabei spricht Paul Leitenmüller (CEO Opinion Leaders Network), mit seinen beiden Gästen Martin Unger (Leiter Sektor Konsumgüter & Handel, EY Österreich) und Michael Heritsch (GF der FHWien der WKWien). Gedreht wurde die aktuelle Folge in der Eventlocation Ariana in der Seestadt Aspern.
Neue Rahmenbedingungen für den Wirtschaftsstandort Österreich erforderlich
Martin Unger verantwortet den Sektor Konsumgüter & Handel bei Ernst & Young (EY) Österreich, einem der weltweit größten Beratungs- und Prüfungsunternehmen mit insgesamt rund 400.000 Mitarbeitenden. In Österreich sind rund 1.400 Menschen für EY tätig, und alleine am Standort Wien im IZD Tower beschäftigt EY etwa 750 Personen. Die Aufgabe von Unger ist es, Unternehmen dabei zu begleiten, nachhaltig noch erfolgreicher zu sein, wobei er gemeinsam mit seinem Team individuelle Wachstumsstrategien entwickelt. Zentrale Aspekte sind dabei, Unternehmen innovativer zu machen sowie die Kosten langfristig zu senken, etwa mittels Prozessoptimierung.
"Ich denke, dass wir momentan in einer sehr herausfordernden Zeit leben, die von vielen krisenhaften Entwicklungen gekennzeichnet ist, die gleichzeitig auf die Unternehmen einprasseln", erläutert Unger. Dies seien etwa Kriege, damit einhergehende steigende Energiepreise, wachsende Lohnkosten sowie die Herausforderungen im Bereich Digitalisierung. So würde etwa Künstliche Intelligenz (KI) einerseits viele Chancen mit sich bringen, aber andererseits neue Fähigkeiten und damit auch Investitionen erfordern. Ebenso würde der "Bürokratiedschungel", wie Unger es nennt, die Unternehmen deutlich beschäftigen. "Ich glaube, dass wir neue Rahmenbedingungen brauchen für den Wirtschaftsstandort Europa und Österreich, den wir in den letzten Jahren einfach vernachlässigt haben. Wir laufen Gefahr, dass wir hier massiv an Wettbewerbsfähigkeit verlieren."
Persönliche Entwicklung nicht vernachlässigen
Ein wesentlicher Punkt, um dem entgegenzuwirken, sind gut ausgebildete Fachkräfte. Das weiß auch Michael Heritsch, Geschäftsführer der FHWien der WKW, die sich mit ihren rund 3.000 Studierenden zwischen den fünf Fachhochschulen der Hauptstadt als Spezialist für betriebswirtschaftliche Themen und Digitalisierung hervortut. Man bildet Nachwuchstalente in 18 Studiengängen, die sich von Immobilienweisen, Tourismusmanagement und Journalismus bis hin zu Finanzwirtschaft sowie Marketing und Sales erstrecken, aus. Überdies bietet die Hochschule mit dem zugehörigen Hernstein Institut weitere akademische Lehrgänge.
Um den aktuellen und künftigen Anforderungen an Fachkräfte gerecht zu werden, stehen Heritsch und sein Team im regelmäßigen Austausch mit der heimischen Wirtschaft, um zu besprechen, was sie sich für die kommenden Jahre wünschen. "Interessanterweise ändert sich das aber wenig. Der Grundtenor ist der, dass vor lauter fachlicher Spezialisierung oft zu wenig Zeit für die persönliche Entwicklung bleibt." Der FHWien der WKW-Geschäftsführer betont, dass in einer Zeit, in der Maschinen immer mehr Tätigkeiten übernehmen, gerade Fähigkeiten wie Empathie, Kreativität oder generell die Kommunikation essenziell sind, weil diese der Mensch immer noch besser kann als jeder Computer. "Ich höre immer wieder: 'Ich habe eine:n tolle:n Kolleg:in dort sitzen – der weiß alles, aber er kann es nicht weitergeben'." Die Aufgabe von Bildungseinrichtungen wie seiner sei dementsprechend, solche persönlichen Fähigkeiten mit "Mainstream-Themen", wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit, zu verknüpfen.
Heritsch meint, er würde gelegentlich "wirklich ganz wunderbare Rückmeldungen von Wirtschaftstreibenden bekommen, die in etwa lauten: 'Wenn wir eine:n Bewerber:in von euch haben, wissen wir, der:die ist gut ausgebildet'. Das ist das größte Kompliment, das man als Bildungsanbieter bekommen kann. Trotzdem liegt es immer in der Hand des:der Einzelnen, was er:sie damit macht. Wir unterstützen, wir begleiten, wir trainieren – aber wir machen keine fertigen Menschen daraus."
Umgang mit KI in der Ausbildung fördern
In Bezug auf die Zukunft meint Unger, dass es seiner Meinung nach wieder mehr Aufbruchstimmung in Österreich und Europa bräuchte, und mit dieser sollte man dort, wo es notwendig ist, "beherzt" Reformen angehen. "Wir haben viele tolle Unternehmen und Organisationen, und wir haben viele sehr gute Ausbildungsstätten. Wir haben sehr viele kluge Menschen und Talents in Österreich. Wenn wir hier in die richtige Richtung gehen, die richtigen Strategien angehen und umsetzen, bin ich überzeugt davon, dass wir auch aus diesen durchaus herausfordernden Zeiten erfolgreich und vielleicht sogar gestärkt herauskommen können."
In Hinblick auf Bildung sei laut Heritsch für die kommenden Jahre besonders essenziell, sich stetig weiterzubilden. "Das Wichtigste ist, dass man überhaupt lernt. Das kann auf eine ganz altmodische Art und Weise sein, aber auch mit neuen Methoden, etwa über Künstliche Intelligenz und Social Media. Wichtig ist, das Lernen nicht aufzugeben und dabei auf die Quellen zu achten, dass man auch das Richtige lernt."
Bezüglich Künstlicher Intelligenz betont auch Unger, dass es wichtig sei, den Umgang mit dieser an Fachhochschulen und Universitäten zu lehren, aber auch, dass Unternehmen diese Innovation dann auch leben. KI könne – sofern sie richtig eingesetzt wird – nämlich dazu beitragen, den Unternehmen neue Wachstumsimpulse zu bringen. "Wir werden in vielen Bereichen effizienter werden und zu besseren Ergebnissen kommen." Ihm sei aber wichtig zu betonen, dass KI den Menschen nicht ersetzen soll, sondern ihn unterstützen, damit sich der Mensch wieder wichtigeren Aufgaben widmen kann.
Was Martin Unger und Michael Heritsch zum Thema "Bildung und Finanzkompetenz" noch sagen, sehen Sie in unserem Video und hören Sie in unserem Podcast. Zwischen den Themenblöcken gibt es im Video wie gewohnt ein Business-Event, dieses Mal einen Nachbericht zur Präsentation der Studie "Wie nachhaltigkeits-fit ist Österreichs Wirtschaft" im Rahmen des Forum Alpbach.
Alle "Peter & Paul"-Folgen zum Nachschauen finden Sie hier.
Fotos vom Dreh sehen Sie in der Galerie.
www.ey.at
www.fh-wien.ac.at
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