Creditreform KMU-Umfrage
Jedes vierte Unternehmen will Personal abbauen

| Redaktion 
| 10.07.2024

Eine aktuelle Creditreform KMU-Umfrage zeigt, dass sich der österreichische Mittelstand noch immer im Sog der Rezession befindet.

Die aktuelle Frühjahrsstudie der Creditreform Wirtschaftsforschung, in der 1.700 Unternehmen befragt wurden, zeigt, dass die mittelständische Wirtschaft in Österreich keine spürbare Konjunkturerholung im Jahr 2024 erwartet. Demnach haben sich die Geschäftserwartungen im Mittelstand während der letzten sechs Monate kaum verbessert und bleiben mehrheitlich pessimistisch.

Geschäftsklima Österreich, Frühjahr 2024 © Creditreform

Wirtschaft in der Rezession

2023 rutschte die österreichische Wirtschaft in eine Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) verringerte sich um 0,8 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Die Konjunktur wurde vor allem durch eine rückläufige Warenproduktion und die negative Entwicklung im Handel belastet. Im Vergleich zu 2022 schrumpfte der private Konsum und auch die Investitionsausgaben gingen zurück. Kurzzeitiges Aufatmen kam auf, als das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorquartal nicht weiter sank. Etwas Hoffnung auf eine Trendwende machte zuletzt auch der (nominelle) Anstieg der Arbeitnehmerentgelte. Auch die Inflation schwächte sich zudem ab, bleibt jedoch weiterhin hoch.

Schwache Geschäftsentwicklungen

Die Österreichische Nationalbank (OeNB) rechnet mit Blick auf 2024 mit einer leichten Konjunkturbelebung. Gleichwohl bleiben die Belastungen für die Wirtschaft hoch. Viele Unternehmen hatten in den vergangenen zwei Jahren vor allem wegen der massiven Kostensteigerungen zahlreiche Probleme. Infolge der Zinswende haben sich zudem die Kreditbedingungen erschwert, sodass die Unternehmensfinanzierung weiterhin eine Herausforderung ist.
Auch im Frühjahr 2024 entwickelten sich die Geschäfte im Mittelstand schwach. Die rund 1.700 befragten Unternehmen schätzten die Geschäftslage sogar schlechter ein als im Vorjahr.

"Die Geschäftslage war im vergangenen Winterhalbjahr mehr als unbefriedigend, vor allem im Baugewerbe und im Verarbeitenden Gewerbe. Die Ertragslage kann sogar als katastrophal bezeichnet werden, über der Hälfte der Unternehmen meldete rückläufige Erträge", fasst Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer vom Österreichischen Verband Creditreform, die Ergebnisse zusammen.

Zukünftige Auftragsentwicklung Österreich, Frühjahr 2024 © Creditreform

So sinkt das Creditreform Geschäftsklima-Barometer, das die Ist-Lage, die Erwartungshaltung und als Conclusio daraus die aktuelle Stimmung darstellt, auf minus 5,0 Punkte. Im Vorjahr waren es noch plus 9,7 Punkte. Dieser schlechte Wert war aber weder während der Finanzkrise 2009 noch am Höhepunkt der Corona-Pandemie zu sehen.

Die Ergebnisse der Creditreform-Umfrage zeigen auch, dass in den ersten Monaten des Jahres der Mittelstand eine insgesamt schwache Konjunkturlage verzeichnete. Großteils wurden gesunkene Auftragsbestände gemeldet. Die Umsätze entwickelten sich deutlich schwächer als üblich zu dieser Jahreszeit. 18,4 Prozent der befragten Unternehmen verzeichneten ein Umsatzplus, während 43,6 Prozent der Unternehmen einen Rückgang meldeten.

Pessimistische Erwartungen

Die Geschäftserwartungen werden in allen Wirtschaftsbereichen von der Rezession beeinflusst und sind größtenteils pessimistischer als im letzten Frühjahr. Der Erwartungsindex des Mittelstandes bleibt im negativen Bereich und lässt eine weiterhin schlechte Geschäftslage in den kommenden Monaten erwarten. Im Speziellen sind zwei Branchen, der Handel und das Verarbeitende Gewerbe, pessimistisch. Im Baugewerbe wird der übliche positive Saisoneffekt im Frühjahr dieses Mal von der Krise überlagert.

"Die Erwartungen im Mittelstand sind so zurückhaltend wie seit der Finanzkrise 2009 nicht mehr. Bei den Unternehmen herrscht eine große Unsicherheit, bedingt durch den Ukraine-Konflikt, mögliche Veränderungen in der Geldpolitik und der allgemein schlechten Konjunkturlage", sagt Weinhofer.

Personalabbau geht weiter

Im letzten Winter haben die KMUs in Österreich mehr Personal abgebaut als neue Stellen geschaffen. Das sei laut den Creditreform-Expert:innen auf unsichere Wirtschaftsaussichten und eine schlechte Auftragslage zurückzuführen. 29,5 Prozent der Unternehmen meldeten eine verkleinerte Belegschaft. Im Vorjahr waren es 21,0 Prozent, im Verarbeitenden Gewerbe fast jeder Zweite (45,1 Prozent). Demnach dürfte sich in den nächsten Monaten der Personalabbau zudem fortsetzen, denn jedes vierte Unternehmen will Personal abbauen.

Zukünftige Personalentwicklung Österreich, Frühjahr 2024 © Creditreform

Auch die Bereitschaft zu investieren, wird durch die hohen Finanzierungskosten und pessimistischen Konjunkturaussichten gebremst, die auf den niedrigsten Stand seit 1997 gesunken ist. "In allen Bereichen des Mittelstandes sinkt die Investitionsbereitschaft. Entsprechend gering ist aktuell die Kreditnachfrage der Unternehmen", erläutert Weinhofer. Aufgrund der Verschärfung der Finanzierungsbedingungen wachse gleichzeitig die Sorge vor einer Kreditklemme. 50,9 Prozent der Befragten befürchten, keine Finanzierung mehr zu bekommen. 2023 waren es noch 38,0 Prozent.

www.creditreform.at

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