Fridays For Future, Thomas Cook - Pleite und ewig grüßen die Streiks – die Liste der Hürden ist lange und es ist kein Geheimnis, dass sich die Flugbranche gerade durch ein veritables Meer an Turbulenzen navigieren muss. Zusätzlich drängen immer neue Bewerber auf den heiß umkämpften Markt, der trotz dem von Greta Thunbergs erfolgreich angestoßenen Umdenken um unser aller CO2 Footprints – und einer daraus resultierenden, steigenden Anzahl an entschiedenen Nicht-Fliegern – und dank der global ausgebrochenen "Wanderlust" nach wie vor keinesfalls um Flug-Nachfrage von Reisewütigen bangen muss.
Im September dieses Jahres nahm ein neuer Bewerber aus dem Mittleren Osten mit einer Verbindung von und nach Sharjah nahe Dubai den Betrieb am Flughafen Wien auf. Dieser scheint sich "gekommen um zu bleiben" in großen Lettern auf die Fahnen geschrieben zu haben, und die Zahlen scheinen für den Low Cost Carrier (LCC) zu sprechen: die Rede ist von Air Arabia, dem ersten und aktuell größten LCC im Mittleren Osten und Nordafrika, der seit seiner Gründung im Jahr 2003 eine ambitioniert-aggressive Expansionspolitik betreibt. LEADERSNET sprach exklusiv mit Air Arabia CEO Adel Al Ali und wollte wissen, wie man sich als Günstig-Airline in Krisenzeiten gegen die Konkurrenz behaupten kann, was die Fliegerei ausmacht und wie man in diesem Business nachhaltig erfolgreich sein kann.
LEADERSNET: Herr Al Ali, als der CEO von Air Arabia haben Sie nicht nur den ersten, sondern auch den größten Low Cost Carrier im Mittleren Osten und Nordafrika aufgebaut. Wodurch hebt sich ihr Business Modell von anderen Billigfliegern wie Ryanair und Co. ab, die ja immer wieder mit Negativpresse auffallen und mit einem schlechten Image zu kämpfen haben?
Al Ali: Unser Geschäftsmodell ist sehr kundenorientiert und setzt einen klaren Schwerpunkt auf Qualität– und der Kunde erkennt und schätzt den Unterschied. Man könnte sagen, dass wir das Beste aus den beiden Welten der Luxus Airlines und der Billigflieger in uns vereinen: wir stellen zwar sicher, dass unsere Preise der Konkurrenz standhalten, aber dennoch bieten wir unseren Kunden das „gewisse Extra"– sei es Komfort, Unterhaltung an Bord oder dass sie bei uns Zeit sparen. Wir sind eine der wenigen Fluggesellschaften, die einen Sitzabstand von 32 Zoll bieten, halten unsere Flugzeiten sehr verlässlich ein und haben selten Verspätungen, bieten viel Unterhaltung und gutes Catering an Bord du verfügen über eine sehr moderne Flotte. Und das sind nur Beispiele.
Wissen Sie, Luxus Airlines können einen hohen Preis verlangen, weil der Kunde viel für sein Geld bekommt, das große aber auch einzige Argument für die üblichen Low Cost Carrier ist ihr niedriger Preis. Der Name ist hier Programm: sie bringen einen ans Ziel – Punkt. LCCs tun genau das, sie bieten das absolute Minimum an Komfort und alles, was darüber hinausgeht, kostet extra. Wir handhaben das anders.
Wir sind eine sehr kundenfreundliche, moderne Airline und unsere Hauptzielgruppe sind Familien, aber auch viele junge Menschen fliegen gerne und oft mit uns. Sie sind unsere Zukunft auf die wir bauen, und indem wir in gutes Verhältnis zu ihnen aufbauen und sie zufrieden mit uns und unserem Service sind, kommen sie wieder – für das positive Flugerlebnis auf mehr als nur einer Ebene. Indem wir unsere Zielgruppen kennen und sie und ihre Bedürfnisse genau beobachten haben wir schon allein damit ein großes Plus und damit ein Alleinstellungsmerkmal, das uns von anderen abhebt.
LEADERSNET: Ihr Unternehmen hat im Jahr 2003 seinen Betrieb aufgenommen und ist seitdem beträchtlich gewachsen. Könnten Sie uns die Unternehmensstruktur von Air Arabia, so wie sie heute aussieht, erklären? Welche Tochterunternehmen gehören zu Air Arabia und wie stehen sie in Verbindung zueinander?
Al Ali: Wir sind seit unseren Anfängen tatsächlich enorm gewachsen. Seit 2007 sind wir an der Börse in Dubai gelistet, unsere Diversifikation ist gut und wir wachsen weiter. Wir operieren vom Mittleren Osten aus und bedienen eine breite Palette an Destinationen vom Mittleren Osten über Nordafrika, Europa bishin zu Süd-und Zentralasien. Air Arabia hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle arabischen Länder und darüber hinaus zu servicieren. Wir sind so gut wie permanent dabei, unsere Route zu auszuweiten und unsere ideal gelegenen Hubs in den Vereinigten Arabischen Emiraten – in Sharjah and Ras Al Khaimah –, in Alexandria in Ägypten und in Casablanca in Marokko sind ein großer Vorteil bei unserer Expansion.
Unser Headquarter befindet am Sharjah International Airport und unser Unternehmen setzt sich aus vielen erfolgreichen Subunternehmen, die zusätzlich und auch unabhängig von Air Arabia existieren und operieren, zusammen. Dazu gehören ein Flug IT Business (ISA), ein Catering Business das sich auf den Flugverkehr spezialisiert hat – ähnlich eurem Do&Co, nicht wahr? – und ein Ground Handling Business. Andere Mitglieder der Air Arabia Group sind beispielsweise Centro by Rotana, Cozmo Travel, Sharjah Aviation Services, Information System Associates und die Alpha Aviation Academy. Wir haben überdies die Möglichkeit gehabt, Anteile an Hotels in Dubai zu kaufen, wie das Sheraton oder das Radisson, und nun gehören sie uns zur Gänze. Wir sehen das als ein gutes Investment, aber die Hotels und Air Arabia kreuzen sich nicht – wir versuchen, all unsere Unternehmen unabhängig voneinander zu erhalten. Zu unseren Vertriebskanälen gehören unsere Online Webseite, Call Center, General Sales Agents (GSA) und Sales Offices in der ganzen Region.
LEADERSNET: Sowohl die Luftfahrt- als auch die Reisebranche haben aktuell mit schwierigen Zeiten zu kämpfen – der Kollaps von Thomas Cook dient hier nur als jüngstes und aktuellstes Beispiel. Wie schätzen Sie persönlich die Situation ein und was sind Ihre Vorhersagen für die Branche?
Al Ali: Wir müssen uns bewusst machen, dass die Luftfahrt eine her schnelllebige und unberechenbare Branche ist, und darüber hinaus unterliegt sie einer Vielzahl an Regulationen. Zudem kann niemand ein Monopol auf sie verbuchen, es ist schlicht und einfach unmöglich die Preise in diesem komplexen und teuren Business vorherzusagen. Um zu überleben und gewinnbringend zu gedeihen tut jede Airline gut daran, ihr Unternehmen Jahr für Jahr aufs Neue einer genauen Prüfung zu unterziehen und sich an Veränderungen anzupassen – und zwar so schnell wie möglich. Also ja, es ist kein einfaches Business und es ist anstrengend, aber dennoch sehe ich die Situation der Branche sehr positiv. Thomas Cook hatte und hat mit mehr als nur "Airline Problemchen" zu kämpfen, und die Hürden, die sich diesem Unternehmen präsentierten, waren und sind sehr direkt mit der politischen und finanziellen Situation Europas verbunden.
Europa durchlebt hochspannende Zeiten, der Brexit, die unsichere wirtschaftliche Situation und die finanzielle Entwertung sind das Ergebnis davon. Der Dollar ist auch ein unerbittlicher Treiber. Dennoch – die Zukunft sieht gut aus für die Flug- und die Reisebranche: die Menschen wollen reisen, mehr denn je – und sie können es sich leisten, mehr denn je. Die Menschen woollen die Welt sehen, junge Menschen ganz besonders, und zum ersten Mal können die ganz Jungen das auch tun – und es sind Airlines wie Air Arabia die ihnen das ermöglichen. Die Branche kann ihnen heutzutage bessere Preise anbieten und das ist ein unschätzbarer Vorteil.
Meiner Meinung nach wird der Markt weiter wachsen und gedeihen und ja, manche Player werden von der Bildfläche verschwinden während Neue auf den Markt drängen – das ist der Lauf der Dinge. Wichtig ist es, auf die Wünsche der Kunden einzugehen und auf neue Entwicklungen am Markt einzugehen und ihnen, wenn möglich, vorzugreifen. Die Ansprüche der Kunden werden immer höher: der Kunde erwartet heute, 24/7 Zugriff auf dein Business und deine Services zu haben, zu jeder Zeit und an jedem Ort. Man tut gut daran, diesen Ansprüchen gerecht zu werden: man braucht einen guten Webauftritt, exzellentes Services und schnelle Reaktionszeiten. Wenn man all dies hat und sein Unternehmen regelmäßig einem gründlichen Check unterzieht, so wie wir es tun, dann, und davon bin ich überzeugt, kann man definitive optimistisch in die Zukunft der Flugbranche blicken.
LEADERSNET: Was macht, ihrer Meinung nach, eine gute Fluggessellschaft aus? Wie wird – und bleibt man – erfolgreich?
Al Ali: Airlines sind ein Business, und, so wie jedes andere Unternehmen muss man sich gut um sein Business kümmern – wenn man sich gut darum kümmert, dann wird es auch wachsen. Dieses simple Grundrezept lässt sich auf jedes erdenkliche Business da draußen anwenden , doch dann wiederum muss man sich auch bewusst machen, dass die Fliegerei eben wie keine andere Branche ist. Eine Airline, ein Flugzeug, sie beide sind kein Produkt das auf einem Regal im Supermarkt sitzt. In dieser Branche ist nichts vorhersehbar. Das Flugbusiness ist in ewiger Bewegung und das muss auch so sein – wie gesagt, es wartet nicht still und geduldig im Regal darauf, gekauft zu werden. Flugzeuge müssen permanent in der Luft sein, dafür sind sie gemacht – andernfalls sind sie wertlos, und, noch schlimmer: stehen deine Flugzeuge, dann kosten sie dich Geld.
Wenn du ein Flugzeug grounden musst, hast du schon verloren. Die kommerziellen Anforderungen sind von enormer Wichtigkeit, man muss ein Flugzeug, bzw. eine Flotte, richtig nutzen. Wenn man das nicht tut, dann ist es egal ob dir die Nr.1 Airline der ganzen Welt gehört, du wirst trotzdem keinen Profit machen. Wenn du es aber tust, wenn du deine Flotte richtig nutzt, dann werden deine Kosten sinken, dein Profit wird in die Höhe schießen und so weiter und so fort. So tun wir es mit unserer Flotte und bislang hat das großartig funktioniert.
In dieser Branche musst du blitzschnell reagieren und du musst immer mindestens einen Schritt, noch besser zwei Schritte, vorne sein. Die Nase vorn zu haben ist der Schlüssel zum Erfolg. Vorauszusagen was passieren wird ist so gut wie unmöglich aber ich schaue dennoch und definitiv sehr optimistisch in die Zukunft, und ich verrate auch gerne warum: die Weltbevölkerung wächst und damit auch die Nachfrage und die Branche.
Darum gebe ich Ihnen keine Vorhersage aber ich kann Ihnen sagen was Sie in dieser Branche beachten müssen: Achten Sie auf die Preisentwicklung bei Kerosin und Währungskurse und behalten sie auch die politischen Winde im Auge – die Entwicklungen in der Flugbranche sind ein relativ direktes Ergebnis aus diesen Faktoren.
LEADERSNET: Air Arabia bietet seit September Flüge von Wien zu ihrer Homebase in Sharjah an, aber fliegt schon um einiges länger von Wien nach Marokko und Tunis. Wie viele Flüge bieten Sie aktuell gesamt von und nach Wien an und sind noch mehr Verbindungen in Planung?
Al Ali: Ja, mittlerweile bedienen wir zwei unserer Haupt Hubs von Wien aus. Wir haben am 15. September den Flugbetrieb zwischen unserem Hauptquartier in Sharjah mit vier Flügen wöchentlich aufgenommen und mit Mitte Dezember werden unsere Intervalle auf tägliche Flüge von und nach Wien hochgeschraubt. Da wir diese Verbindung erst vor Kurzem geöffnet haben, haben wir aktuell noch keine konkreten neuen Pläne, aber so positiv wie sich das Geschäft entwickelt, werden auch die Verbindungen nicht ausbleiben. Und was unsere neue Route nach Sharjah betrifft, so kann ich sagen, dass wir schon in den ersten kurzen drei Monaten sehr erfreuliche Zahlen beobachten konnten.
LEADERSNET: Wie wichtig ist der Europäische Markt für Air Arabia und wie beliebt sind die Verbindungen bzw. wie hoch ist die Nachfrage für die Verbindungen zwischen diesem Markt und dem Mittleren Osten sowie Nordafrika? Konnten Sie in letzter Zeit neue Trends in Sachen Destinationen beobachten?
Al Ali: Europa ist allgemein ein großes und wirtschaftlich starkes Gebiet mit langen, kalten Wintern – das alles sind die besten Voraussetzungen für den Erfolg unserer Flugverbindungen und davon profitieren wir auch. Mit den Flugzielen, die wir anbieten, schlagen wir genau in die richtige Kerbe, den wir bieten den Europäern eine ideale Zuflucht vor der klirrenden Kälte. Und abgesehen vom viel wärmeren Wetter sind die Destinationen im Mittleren Osten oder in Asien – hier ist beispielsweise Sri Lanka ein sehr beliebtes Ziel – hochspannend zu erkunden. Aber hier handelt es sich um alles andere als ein bloßes einseitiges Interesse – es ist eine Kombination. Unsere Leute wollen Skifahren gehen und das reiche kulturelle Angebot Europas nutzen, also es ist wirklich eine ausgewogene Route, zu der beide Seiten beitragen.
LEADERSNET: Was sind ihre Pläne für die Zukunft und wie blicken Sie auf das, was kommt? Wälzen Sie bereits neue, konkrete Expansionspläne – und wenn ja, wie sehen diese aus?
Al Ali: Erst vergangenen Monat haben wir bekannt gegeben, dass wir ein Joint Venture gegründet haben – wir bauen einen Hub in Abu Dhabi, und das allein ist schon ein großer Schritt in und für die Zukunft. Was die nächsten Schritte anbelangt: wir wünschen uns organisch weiter zu wachsen und weiter zu expandieren, wie wir es auch schon in den letzten Jahren getan haben. Wir verfügen bereits über einen Hub in Ägypten und über einen in Marokko von wo wir den Südostasiatischen Kontinent anfliegen. Aktuell servicieren wir bereits eine Vielzahl an Destinationen und fliegen alle Flughäfen des Indischen Subkontinents – wie Malaysia oder Kuala Lumpur, die sehr gefragt sind – an. In Anbetracht dessen ist unser größter Wunsch, und auch der wichtigste Plan für die Zukunft, diesen erfolgreichen Weg weiter zu beschreiten und wir haben viel Freude daran, Menschen global zu verbinden und ihnen neue Ziele auf der ganzen Welt zugänglich zu machen.
Was unsere Expansionspläne anbelangt, so haben wir viele Shareholder die uns ihr Geld anvertrauen und nicht zuletzt darum geben wir unser Bestes gute und nachhaltige Entscheidungen zu treffen und halten auch immer Ausschau nach Möglichkeiten zu wachsen – darum bin ich zuversichtlich, dass sich uns neue Wege ganz organisch eröffnen werden. Ich blicke der Zukunft sehr optimistisch entgegen.
www.airarabia.com