Seit 2013 verwendet die Schmuckwerkstatt SKREIN* ausschließlich faires Gold. Damit war die Schmuckwerkstatt in Österreich Pionier und mittlerweile ist das Thema in der Schmuckbranche angekommen. Bei der Branchenmesse Inhorgenta 2019 gaben etwa 2.000 Aussteller bei einer Befragung, dass „ökologische Nachhaltigkeit“ mit 45% und „fairer Handel“ mit 43% die Zukunftsthemen wären. Luxury News hat Alexander und seine Tochter Marie zum Interview gebeten.
Luxury News: Von welchen Mengen sprechen wir eigentlich? Wie viel Gold kauft die Schmuckwerkstatt jährlich ein?
Alexander Skrein: Rund fünf Kilo sind das jährlich.
Luxury News: Im übertragenen Sinn heißt es oft: Wo gehobelt wird, fallen Späne. Wie ist es eigentlich bei Ihnen in der Werkstatt? Da geht es doch handwerklich zur Sache. Was machen Sie mit diesen edlen Materialresten?
Marie Skrein: Ja, genau. Beim Arbeiten an unseren Schmuckstücken entsteht beim Sägen, Feilen und Schmirgeln Goldstaub. Bei uns heißt das Feilung. Diese wird unter dem Werktisch in einem Leder aufgefangen und am Ende eines Arbeitstages zusammengekehrt und in einem Gefäß gesammelt. Alle drei Monate bringen wir die Feilung gemeinsam mit anderen Goldresten zur Ögussa, eine von RJC (Reponsible Jewellery Council) zertifizierte Scheideanstalt, die dann das Gold wiederaufbereitet.
Luxury News: Von welchem Gewicht sprechen wir da?
Alexander Skrein: Das schwankt stark und ist in dieser „Zeit der Erben“ abhängig unseren Bruchgoldankäufen. Wir suchen immer Recycling Gold von Privatpersonen und zahlen 3% Aufschlag auf den üblichen Bruchgoldkurs. Heuer erwarten wir ca. 2000 Gramm gemischte Legierungen. Das sind rund 45.000.- Euro.
Luxury News: Und was passiert bei der Scheideanstalt - in Österreich ist das die ÖGUSSA - damit?
Alexander Skrein: Dort werden die gemischten Goldlegierungen eingeschmolzen, unrein wird von rein getrennt und gesäubert. Dann wird das 24 karätige Feingold entweder auf ein sogenanntes Goldkonto für uns gelegt oder gleich neu legiert, sodass aus dem Recycling Gold von uns wieder fairer Schmuck gemacht werden kann.
Luxury News: Bringen euch auch Kundinnen Gold zum Einschmelzen, also Schmuckstücke die nicht mehr zeitgemäß sind?
Marie Skrein: Ja, das passiert sogar sehr häufig. Konkret funktioniert das so, dass der oder die Kundin uns ein Stück bringt, das einfach nicht getragen wird, und wir gleich ein passendes neues Schmuckstück zusammen besprechen. Edelsteine aus solchen Schmuckstücken werden dabei oft weiterverwendet.
Es gibt so viele ungetragene Schmuckstücke, die in irgendwelchen Schatullen liegen. Wir freuen uns immer, wenn wir daraus ein neues Lieblingsstück machen dürfen, das lange Freude macht.
Alexander Skrein: Wir haben eine auf 1000 Gramm geeichte Waage und zahlen nach Prüfung des Goldes - das dauert manchmal ein paar Tage, geht jedoch zumeist prompt - den von der ÖGUSSA veröffentlichten Tageskurs + 3% Zuschlag aus. Weitere 2% führen wir immer wieder bei Aktionen als Spende für das ARMProjekt ab Die genauen Daten sind auf unserer Website einsehbar
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Luxury News: Wie haltet ihr das eigentlich mit dem Goldankauf von Minen?
Alexander Skrein: Wir kaufen nur auf speziellen Kundenwunsch frisches Minengold ein und bevorzugen Recycling Gold. Als Minengold kaufen wir von der ARM, das ist die Abkürzung für ‚Alliance for Responsible Mining“, zertifiziertes Gold bei der ÖGUSSA. Also viel Recycling-Gold und so gut wie kein Minengold, weil wir glauben, dass wir die Welt weniger belasten, wenn wir mit Material arbeiten, das bereits existiert.
Wir unterstützen jedoch gerne die Aktivitäten von ARM bei gezielten Ankaufaktionen von Recycling Gold indem wir die schon genannten 2% als Spenden an ARM weiterleiten. Dr. Felix Hruschka ist Vorstandsvorsitzender von ARM in Peru und wir schätzen sein Engagement und sein Wissen sehr. Wir konnten ihn als einen international anerkannten führenden Fachmann für faires Gold, als Vortragenden für eines unserer Werkstattgespräche am 24. Mai 2019 gewinnen.
Luxury News: Wie arbeitet ARM?
Alexander Skrein: ARM arbeitet vor allem mit kleinen Kooperativen. Derzeit sind es 137 in den Ländern Colombia, Peru, Bolivien, Ecuador, Senegal, Burkina Faso, Kamerun, Kenia, Uganda, Rwanda und in der Mongolei Sie zahlen faire Preise, kümmern sich um Arbeiter-Schutzprogramme und soziale Unterstützung.
Luxury News: Faire Preise – ist das für die Konsumenten hier in Europa spürbar?
Alexander Skrein: Bei uns verteuert das zum Beispiel einen Ehering von rund 1.000,- auf 1.060,- Euro.
Luxury News: Wie genau nehmt ihr das Versprechen ‚ausschließlich‘ mit fairem Gold zu arbeiten? Ich stelle mir vor, dass SKREIN* Werksteile zukaufen muss und denke beispielsweise an Schließen.
Alexander Skrein: Die Frage ist wichtig. Danke. Wir konnten das Problem wie folgt lösen: Wir beliefern unsere Schließenlieferanten mit fairem Gold. Sie fertigen für uns die Schließen und liefern uns das Werkstück. Mit etwa 20 Lieferanten arbeiten wir auf dieser Basis.
www.skrein.at