Zwischen Tradition und radikaler Moderne

| 21.01.2018

Auf der SIHH 2018 in Genf demonstrierte die Uhrenindustrie Optimismus.

Selten stand die Genfer Uhrenmesse SIHH derart im Blickpunkt wie in diesem Jahr. Das liegt unter anderem daran, dass die Leistungsschau immer mehr Hersteller anzieht und dass es generell im Uhrenhandel wirtschaftlich bergauf geht. Seit Monaten steigen die Uhrenexporte im Vergleich zum Vorjahr. Es zeigt sich die Bereitschaft der Uhrenerzeuger neben der traditionellen Linie auch viel Neues zu präsentieren. Hier eine Auswahl der interessantesten, streng limitierten Modelle aus dem Top-Luxus-Segment:

 

Lo Scienziato Luminor 1950 Tourbillon GMT Titanio

Das innovative Titangehäuse der neuen „Lo Scienziato“ von Panerai stammt aus dem 3D-Drucker. Das Handaufzugswerk P.2005/T mit Tourbillon besteht aus skelettierten Titanbrücken, die Unruh dreht sich nicht wie üblich um die senkrechte Achse, sondern um die waagerechte. Auf dem Zifferblatt zeigt sich gegenüber der kleinen Sekunde bei der Neun eine Tag-Nacht-Anzeige, der zweite Stundenzeiger aus dem Zentrum zeigt die Zeit einer zweiten Zeitzone an. Der Preis der leichten Komplikationsuhr PAM767, die dem toskanischen Physiker und Astronom Galileo Galilei gewidmet ist, liegt bei 139.000 Euro.

 

RM 53-01 Tourbillon Pablo Mac Donough

Die „RM 53-01 Tourbillon Pablo Mac Donough“ widmet Richard Mille dem argentinischen Polospieler Pablo Mac Donough, der sich in diesem harten Kontaktsport schon mehrere Knochenbrüche zugezogen hat. Um selbst harte Schlägertreffer zu überstehen, setzt die Manufaktur zum ersten Mal in der Uhrenwelt ein Verbundglas, ähnlich dem Sicherheitsglas von Autofrontscheiben, ein. Zwischen zwei Schichten Saphirglas sorgt ein dünner Polyvinylfilm für Bruchfestigkeit des Verbundglases. Und um das manufaktureigene Tourbillonkaliber zu schützen, hat Richard Mille es im Gehäuse aus TPT-Karbon aufgehängt. So erhöht sich die Bruchfestigkeit und eine einzigartige Oberflächenstruktur entsteht. Richard Mille baut 30 Exemplare der RM 53-01 Tourbillon Pablo Mac Donough von dem ein jedes 941.500 Euro kostet.

 

Différentiel d’Égalité

Robert Greubel und Stephen Forsey stellen einen äußerst präzisen Zeitmesser mit konstant bleibendem Gangverhalten vor. Das „Différentiel d’Égalité“ stellt über seine Gangdauer von 60 Stunden eine konstante Energieversorgung bei stabil bleibenden Amplituden und damit eine verbesserte Gangleistung sicher. Zugleich ist zum ersten Mal in eine Greubel Forsey-Uhr eine springende Sekunde integriert. Das Greubel Forsey-Handaufzugkaliber verfügt über einen Unruhstopp sowie eine Sekundenrückstellung, die durch Herausziehen der Krone aktiviert wird. Diese Vorrichtung mit Herz und Hammer kann durch den Saphirglasboden des 44 Millimeter großen Weißgoldgehäuses betrachtet werden. Die Différentiel d’Égalité ist auf 33 Exemplare limitiert und kostet 255.161 Euro.

 

Triple Split von A. Lange & Söhne

Den einzigen Schleppzeiger-Chronographen der Welt, der Additions- und Vergleichszeiten bis zu einer Dauer von zwölf Stunden messen kann, stellt A. Lange & Söhne vor. Die einzigartige „Triple Split“ eröffnet ganz neue Möglichkeiten in der mechanischen Sportzeitmessung. Die zentrale Stoppsekunde, der Minuten- und der Stundenzähler verfügen über je ein Paar Rattrapante- oder Schleppzeiger. Damit lassen sich bis zu zwölf Stunden lang Zwischen- und Rundenzeiten messen, etwa bei langen Radrennetappen oder dem Ironman. Die Triple Split bringt ihren komplexen Mechanismus in einem 43,2 Millimeter großen Gehäuse aus 18 Karat Weißgold unter. Die Gangreserve des Handaufzugwerkes L132.1 von 55 Stunden wird mit einer Auf/Ab-Anzeige bei sechs Uhr signalisiert. Das Prunkstück der Manufaktur ist auf 100 Exemplare limitiert und kostet 139.900 Euro.

 

Excalibur Aventador S

Aus einer Zusammenarbeit der Uhrenmanufaktur Roger Dubuis mit Lamborghini Squadra Corse, der Rennsportabteilung des italienischen Sportwagenherstellers entstand die „Excalibur Aventador S“, ein Meisterwerk aus Roségold, Karbon, Titan und Kautschuk. Die Inspiration zu dem hauseigenen Handaufzugskaliber RD103SQ, das in einem 45-Milllimeter-Gehäuse untergebracht ist, stammt vom Motor des Supersportwagens Lamborghini Aventador S. Die beiden Unruhen sind schräg geneigt und das Federhaus wird von einer Platine in Form des Motors verdeckt. Das Uhrwerk verfügt über eine springende Sekunde sowie eine Gangreserveanzeige. Der Kostenpunkt, der auf 28 Exemplare limitierten Excalibur Aventador S mit Roségold-Akzenten liegt bei 216.000 Euro.

 

Vortex Gamma Magma

Das neueste Modell der Marke Hautlence ist die „Vortex Gamma Magma“ mit einem Gehäuse aus dem Verbundwerkstoff HLLightColor mit keramischen Nanotubes. Dieses Material ermöglicht die auffällige Lava-Orange-Farbe mit schwarzen Kanten. Drei Patente schützen die Technik des Manufaktur-Automatikkalibers HLR2.0. Eines bezieht sich auf die in drei bis vier Sekunden wechselnde Stundenanzeige, die die Vorteile von schleichenden Anzeigen und augenblicklich springenden Indikationen vereint. Das zweite Patent schützt den mit der Stundenanzeige verbundenen Positionswechsel der Hemmung, der Schwerkraftfehler ausgleicht, und das dritte die zwei Federhäuser, von denen eines die Hemmung antreibt und das andere ausschließlich Energie für die Stunden- und Minutensprünge liefert. Für dieses Meisterwerk hoher Uhrmacherkunst sind zirka 145.000 Euro zu veranschlagen.

 

Rotonde Skeleton Mysterious Double Tourbillon

In dem Kaliber 9465 MC der Manufaktur von „Cartier“ scheint das Tourbillon der Rotonde Skeleton Mysterious Double Tourbillon bei sechs Uhr ohne sichtbare Verbindung zum Werk förmlich zu schweben. Als Doppeltourbillon vollzieht es eine komplette Drehung um seine eigene Achse innerhalb von sechzig Sekunden, während sein Käfig den Innenkreis in etwa fünf Minuten umrundet. Skelettierten Brücken in Form römischer Ziffern unterstreichen die Leichtigkeit dieser Konstruktion, deren Handaufzugwerk aus 286 Komponenten besteht. Das Doppeltourbillon arbeitet in einem 45 Millimeter großen Gehäuse aus Platin. Die Rotonde Skeleton Mysterious Double Tourbillon ist auf 30 Stück limitiert und kostet zirka 215.000 Euro.

 

Lady Arpels Planétarium

Bei den Damenuhren erhielt die von Van Cleef & Arpels vorgestellten „Lady Arpels Planétarium“ enorme Aufmerksamkeit. Mit der Damenversion der 2014 vorgestellten „Midnight Planétarium“, einer astronomischen Uhr für das Handgelenk, setzt die Manufaktur ihre Devise „für Frauen auch technisch das Beste“ eindrucksvoll fort. Das Zifferblatt besteht aus Aventurin, eine Sternschnuppe aus Weißgold zeigt die Stunden und Minuten an. Dazu drehen sich eine Venus aus grüner Emaille, eine Erde aus Türkis, Merkur aus rosa Perlmutt und ein diamantener Mond um eine goldene Sonne Ein wunderschönes Exemplar einer Damenuhr, das auch mit 200.000 Euro seinen Preis hat.

 

Minute Repeater Tri-Axial Tourbillon

Girard-Perregaux zeigt mit der „Minute Repeater Tri-Axial Tourbillon“, wie sich ein uhrmacherisches Erbe neu fassen lässt. Dass dabei eine lesbare Zeitanzeige zur Nebensache wird, lässt auf Distanz zur klassischen Zeitmessung schließen. Dafür strahlt die neue Minutenrepetition Tri-Axial Tourbillon eine intensive Originalität und eine ebenso kraftvolle Präsenz aus. Diese Titanuhr mit einem Durchmesser von 48 mm und einem anspruchsvollen Design, welches den aktuellen Markttrends voll entspricht, umfasst das gesamte Spektrum der Fähigkeiten von Girard-Perregaux und vereint in zwei großen Komplikationen die ganze Bandbreite kreativer Ansätze, die die Geschichte der Manufaktur geprägt haben: Die Minutenrepetition und das Tourbillon schwenken gleichzeitig um drei Achsen. Der Preis der Minute Repeater Tri-Axial Tourbillon liegt bei 426.000 Euro.(et)