IV. Quartal
Einzelhandelsmanager blicken skeptisch auf das Weihnachtsgeschäft 2024

| Janet Teplik 
| 15.10.2024

Die Einschätzungen spiegeln die aktuelle, schwierige Wirtschaftslage wider. Und zeigt, dass die gesamtwirtschaftliche Rezession weiterhin auf die Konsumlaune der privaten Haushalte drückt, die zunehmend mit "Angstsparen" reagieren.

Trübe Aussichten für den Einzelhandel, denn trotz gestiegener Erwartungen im Vergleich zum Vorjahr bleibt der Saldo negativ und verzeichnet im September -13 Prozentpunkte. Damit liegt die Zahl zwar über dem Vorjahreswert (2023: -22 Punkte), verharrt aber weiterhin im negativen Bereich – und das betrifft auch Weihnachtszeit.

Oh, du nicht Fröhliche...

Denn die Geschäftsindikatoren für September zeigen die antizipierten Einzelhandelsentwicklungen der kommenden drei Monate an: Oktober, November und Dezember. Somit ist auch das Weihnachtsgeschäft inkludiert. Als erst profunder Vorlaufindikator weist der negative September-Wert somit auf die gedämpften Erwartungen der Einzelhandelsmanager:innen an das Weihnachtsgeschäft hin, was wiederum die aktuelle, schwierige Wirtschaftslage widerspiegelt. 

So drückt die Rezession auch weiterhin auf die Konsumlaune der privaten Haushalte, die zunehmend mit "Angstsparen" reagieren. Jedoch wirkt sich die anhaltende Verunsicherung und die damit einhergehende Kaufzurückhaltung der Konsument:innen besonders auf den Non-Food-Einzelhandel negativ aus, für den das Weihnachtsgeschäft in vielen Branchen zentral für ein positives Jahresergebnis ist. 

Erwartungen IV. Quartal: 18 Länder positiv, sieben negativ

Doch nicht überall sieht es negativ aus. Der Ausblick auf das vierte Quartal dreht im EU-Durchschnitt heuer wieder ins Positive – wenngleich der Anstieg verhalten ausfällt. Haben die Einzelhandelsmanager:innen noch im September 2023 den Ausblick auf die Monate Oktober, November und Dezember gesamthaft mit minus zwei Prozentpunkten negativ bewertet, kehrt der Saldo aus positiven und negativen Erwartungen heuer im September mit Plus einem Prozentpunkt ins Positive. Somit zeigt sich in vielen EU-Ländern ein erfreulicher Ausblick auf das Weihnachtsgeschäft – aber eben nicht in allen.

Neben Österreich ist vor allem auch Deutschland betroffen. Mit einem Geschäftslageindikator von -31 Prozentpunkten liegt der Wert im tief roten Bereich. Somit fallen im Nachbarland die Erwartungen der Einzelhandelsmanager:innen noch pessimistischer aus als hierzulande mit -13 Prozentpunkten. Und auch Ungarn blickt skeptisch auf das vierte Quartal (-16 Prozentpunkte). 

Belgien wiederum weist eine ähnliche Entwicklung wie Österreich auf. Auch hier fallen die Einschätzungen zwar besser als im Vorjahr aus, der Ausblick auf die letzten drei Monate des Jahres und somit auch auf das Weihnachtsgeschäft bleibt aber negativ (-7 Prozentpunkte). Zudem liegt die Inflation in Belgien, ebenso wie in Österreich und Ungarn, im bisherigen Jahresverlauf über dem Durchschnitt der Eurozone. In Frankreich hingegen trüben sich die Aussichten im Einzelhandel im Vergleich zum Vorjahr mit minus zehn Prozentpunkten wieder ein. 

In 18 von 25 EU-Ländern – ausgenommen Luxemburg und Irland, da für diese Länder keine Daten verfügbar sind – fällt der Ausblick auf das vierte Quartal und somit auf das Weihnachtsgeschäft positiv aus. Insbesondere der Einzelhandel in den südosteuropäischen EU-Ländern, allen voran Kroatien (Saldo aus positiven und negativen Erwartungen: +44 Prozent), Rumänien (+17 Prozent) und Bulgarien (+36 Prozent) schaut positiv auf das letzte Quartal des Jahres und konnte im bisherigen Jahresverlauf reale Umsatzzuwächse über dem EU-Einzelhandelsdurchschnitt generieren. Diese Entwicklungen zeigen sich in abgeschwächter Form auch auf der iberischen Halbinsel sowie in Tschechien (+35) und in der Slowakei (+25).

In Nordeuropa fallen die Zukunftsaussichten unterschiedlich aus. In Finnland schaut man pessimistisch auf das vierte Quartal (Saldowert: -8 Prozentpunkte). Und in Schweden überwiegt der Optimismus (+44).  Ähnliche Entwicklungen zeigen sich auch in den baltischen Staaten. Während das Konsumklima in Estland in den letzten Monaten im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist, steigt dieses in Lettland und Litauen an. 

Fazit für Österreich

"Der negative Ausblick der österreichischen Einzelhandelsmanager:innen auf das IV. Quartal verwundert nicht. Die Gesamtwirtschaft verharrt in der Rezession, die Handelskonjunktur – vor allem im Non-Food-Einzelhandel – springt nicht an und eine Konsumerholung ist trotz gestiegener Löhne und nachlassender Inflation nicht in Sicht. Diese Gemengelage lässt nicht unbedingt auf ein positives Weihnachtsgeschäft im heimischen Einzelhandel schließen. Dennoch bleibt abzuwarten, inwieweit die gedämpften Erwartungen zum aktuellen Zeitpunkt ihren Niederschlag in harten Umsatzzahlen finden werden. Denn das Weihnachtsgeschäft ist erst vorbei, wenn es vorbei ist", so Christoph Teller, IHaM-Institutsvorstand über die aktuelle Datenlage.

Ernst Gittenberger vom Institut für Handel, Absatz und Marketing (IHaM) ergänzt: "Der EU-Vergleich zeigt, Österreich ist eher die Ausnahme denn die Regel. Während die Einzelhandelsmanager:innen in 18 EU-Ländern mit positiven Erwartungen ins IV. Quartal starten, fällt der Ausblick in sieben Ländern negativ aus. Für zwei EU-Länder sind keine Prognosedaten verfügbar. Die "Negativ-Zone" verläuft in der EU in einem Bogen von Frankreich über Belgien und Deutschland nach Österreich bis hin zu Ungarn und umfasst zudem die nordeuropäischen Länder Finnland und Estland. Die landesspezifischen Entwicklungen im Einzelhandel sowie im Konsumklima im bisherigen Jahresverlauf spiegeln sich in den divergierenden Einschätzungen der Einzelhandelsmanager:innen für das IV. Quartal wider und sind so auch ein erster Prognoseindikator für das im Einzelhandel so wichtige Weihnachtsgeschäft in den einzelnen EU-Ländern."

www.jku.at

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