Aktuelle Untersuchung
In Wien werden Eigentum und Mieten immer teurer

| Redaktion 
| 08.04.2025

In der Bundeshauptstadt liegen die durchschnittlichen Quadratmeterkaufpreise aber noch unter den europäischen Metropolen.

Während sich Wahlprogramme mit Forderungen nach leistbarem Wohnraum füllen, entwickelt sich der Wiener Wohnimmobilienmarkt in eine gegenteilige Richtung. In der Bundeshauptstadt steigen die Preise sowohl beim Eigentum als auch bei der Miete. Wien liegt aber im europäischen Vergleich noch unter dem Preisniveau vieler anderer Metropolen. Ein Umstand, der jedoch ohne entsprechendes Gegensteuern nicht von Dauer sein dürfte, so die Expert:innen von Engel & Völkers Commercial Wien. Sie sehen Handlungsbedarf, um der steigenden Belastung für Wohnungssuchende wirksam entgegenzuwirken.

Hohe Baukosten und geringe Neubauaktivitäten

"Mit durchschnittlichen Kaufpreisen von 5.500 bis 8.000 Euro pro Quadratmeter und Mietpreisen zwischen 16 und 20 Euro pro Quadratmeter zählt Wien zweifellos zu den hochpreisigen Städten Europas, liegt aber im Vergleich zu Metropolen wie Paris, London oder Zürich noch deutlich darunter", sagt Christian Sommer, Geschäftsführer von Engel & Völkers Commercial Wien.

In der französischen Hauptstadt Paris werden beispielsweise bis zu 17.000 Euro pro Quadratmeter gezahlt, die Mieten liegen zwischen 23 und 30 Euro/Quadratmeter. Dennoch wird Wohnen für viele Wiener:innen zur finanziellen Herausforderung. Einigkeit herrscht, dass ohne gezielte Maßnahmen ein Ende des Aufwärtstrends nicht in Sicht ist.

Dabei sind die Gründe für die steigenden Wohnkosten vielfältig. Im Speziellen treiben massiv gestiegene Baukosten seit 2020, ausgelöst durch Lieferengpässe und Teuerungen bei Materialien wie Holz oder Stahl, die Preise nach oben. Gleichzeitig wächst die Metropole durch Zuzug, während das Wohnangebot begrenzt bleibt, nicht zuletzt durch langwierige Genehmigungsverfahren.


Durchschnittliche Miet- und Kaufpreise in europäischen Metropolen © Engel & Völkers Commercial

Aufgrund der geringen Neubautätigkeiten soll laut Expert:innen die Wohnungsknappheit im Jahr 2026 einen Höhepunkt erreichen. Ein weiterer Treiber waren die seit der Einführung strenger Kreditvergaberichtlinien durch die Finanzmarktaufsicht (FMA) im Jahr 2022 deutlich verschärften Bedingungen, der Zugang zu Eigentum wird zunehmend erschwert. "Was politisch als Wunsch nach Eigentum gefordert wird, scheitert oft an der Realität der Finanzierung", betont Sommer und ergänzt: "Die Schere zwischen Wunsch und Wirklichkeit geht immer weiter auseinander."

Trotz Regulierungen steigen die Mieten

Der Anstieg am Mietmarkt konnte bislang auch durch gesetzliche Mietpreisdeckelungen nicht aufgehalten werden. "Im freifinanzierten Neubau ist der Markt nahezu unreguliert, hier treiben Angebot und Nachfrage die Preise. Selbst im Altbau, wo gesetzliche Grenzen gelten, führen politische Eingriffe, wie die Aussetzung der Indexierung, oft nur zu einer Verschiebung der Lasten, nicht aber zu einer nachhaltigen Entlastung. Solche Maßnahmen führen lediglich dazu, dass Eigentümer:innen die steigenden Betriebskosten allein tragen müssen – das dämpft die Investitionsbereitschaft und Sanierungstätigkeit", so Sommer.

Keine klaren Umsetzungsstrategien

Laut dem Experten greifen die Maßnahmen im aktuellen Regierungsprogramm jedoch zu kurz. Das Thema leistbares Wohnen und Wohnbauoffensive wird zwar behandelt, eine klare Umsetzungsstrategie fehlt jedoch. Sommer fordert deswegen: "Was wir brauchen, ist eine Kombination aus praxisnahen Fördermodellen, gezieltem Ausbau des gemeinnützigen Wohnbaus und einer Rücknahme überregulierender Kreditvergaberichtlinien."

Ein Bürokratieabbau bei Genehmigungsverfahren, vor allem unter der Vereinfachung der Bauordnung und auch steuerliche Anreize für Sanierungen und seien erforderlich, um dringend benötigten Wohnraum schneller zu schaffen. "Wenn Wien auch in Zukunft eine lebenswerte Stadt für alle Einkommensgruppen bleiben soll, braucht es mutige Entscheidungen, die auch die sehr wirksamen Marktmechanismen von Angebot und Nachfrage berücksichtigen", resümiert Sommer.

www.engelvoelkers.com/wiencommercial

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV