Und weiter geht’s: Das Jahr 2025 ist erst ein paar Wochen alt, aber es ist bereits viel passiert. Auch im Lebensmittelhandel (LEH) stellt sich die Frage, was wohl wieder so alles bis zum nächsten Silvesterfest geschehen wird. Eine spannende Frage für die Händler ist dabei auch heuer wieder: Wie werden sich die Konsument:innen verhalten? Und wie wird sich dementsprechend die Nachfrage gestalten?
Rewe setzt auf pflanzliche Ersatzprodukte
Paul Pöttschacher, Pressesprecher von Rewe (Billa, Billa Plus, Adeg, Penny), denkt, dass sich die laufende Entwicklung vorerst nicht so schnell ändern wird: "Die Trends der letzten Jahre setzen sich fort und nach wie vor stehen nachhaltige, pflanzenbasierte sowie Bio-Lebensmittel im Fokus. Immer mehr Menschen legen Wert auf umweltfreundliche und gesunde Lebensmittel." Das führe bei Rewe zu einem stetigen Ausbau des Bio-Sortiments sowie einem Anstieg von pflanzlichen Alternativen und nachhaltigen Verpackungslösungen. Auch im Convenience-Bereich gewinnen pflanzliche Produkte an Bedeutung. "Gleichzeitig erkennen wir auch einen klaren Trend in Richtung Tierwohl-Produkte. Im heurigen Jahr erwarten wir eine weitere Steigerung der Nachfrage nach pflanzlichen Fleischalternativen, Bio-Lebensmitteln und umweltfreundlichen Produkten." Diese Entwicklung bestätigt auch der Rückblick auf das vergangene Jahr: Im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel stieg laut Pöttschacher der Absatz pflanzlicher Fleischprodukte in den ersten 48 Wochen 2024 um 24 Prozent, der von pflanzlichen Milchprodukten wuchs um elf Prozent. Umsatzmäßig wuchsen pflanzliche Fleischersatzprodukte um 14 Prozent und pflanzliche Milchersatzprodukte um 4,4 Prozent. Damit haben sich pflanzliche Ersatzprodukte sowohl beim Umsatz als auch beim Absatz dynamischer entwickelt als tierische Produkte.
Insbesondere beim Rewe-Flagschiff Billa war das zu beobachten: "Als plant based Pionier sieht Billa spannende Entwicklungen: In jeder zehnten bei Billa verkauften Milchpackung steckt rein pflanzlicher Inhalt." Und das zeigt sich auch in den Ende 2022 geöffneten auf pflanzliche Produkte spezialisierten Geschäften – bei der Einführung der neuen Filialmarke sieht man sich somit bestätigt: "Die Verdopplung der Pflanzilla-Welten und die Einführung neuer pflanzlicher Produkte, wie der Vegavita-Schnitzelsemmel zeigen, dass wir weiter am Ausbau des pflanzlichen Sortiments arbeiten. Der nachgefragte Klassiker, der Vegavita Tofu, aber auch die 2024 neu gelaunchte Range der Vegavita Tempeh-Sorten, werden 2025 weiter ausgebaut. Aktuelle Produktneuheiten aus dem Bereich der Frische-Convenience sind drei Sorten pflanzliche Sandwiches mit Co-Brandings beliebter Hersteller, nämlich Planted und Bettafish."
Auch bei der Rewe-Bio-Eigenmarke Ja Natürlich! hat sich wieder etwas getan: Der neue Bio-Haferjoghurt ist rein pflanzlich und kommt ganz ohne exotische Pflanzenöle aus. Aber dabei soll es nicht bleiben, das entsprechende Angebot wird weiter wachsen: "Wir werden sicherstellen, dass wir ein vielfältiges Sortiment an pflanzlichen Produkten, einschließlich der beliebten pflanzlichen Drinks und Snacks, anbieten." Und auch anderweitig werden diese Aktivitäten verstärkt: "Wir erwarten, dass der Frische-Trend weiterwachsen wird, da Verbraucher:innen zunehmend frische und qualitativ hochwertige Produkte nachfragen. Wir werden unser Angebot an Convenience- und Sofortverzehr-Produkten weiter ausbauen, und bieten bereits jetzt in unseren Formaten wie Billa To Go oder Billa Corso ein sehr umfangreiches Sortiment."
Veganer Leberkäse
Auch beim großen Mitbewerber Spar rechnet man bei der Nachfrage eher mit Kontinuität statt großen Überraschungen, wie Unternehmenssprecherin Nicole Berkmann berichtet: "Es zeichnen sich keine großen Änderungen bei den Food-Trends ab, es ist eher so, dass sich bestehende Trends verstärken." Nach wie vor seien Convenience-Produkte sehr gefragt, die einen immer größeren Teil im Sortiment einnehmen. "Von ready to cook bis ready to eat", wie Berkmann betont. Interessant seien auch die Entwicklungen im Veggie-Bereich. Diese würden auch beim LEH-Marktführer stetig weiterwachsen. Einer der Bestseller in diesem Segment sei der von Tann produzierte vegane Leberkäse. Mit weiteren neuen Produkten sei, so Berkmann weiter, heuer zu rechnen: "Wir reagieren auf diese Trends mit laufenden Produktentwicklungen im Eigenmarken-Bereich. Natürlich nehmen wir auch Markenartikel ins Sortiment, wenn es ein entsprechendes Angebot gibt."
Europaweite Synergien
Bei Lidl wird es keine massive Expansion im Sortiment geben – das sei der nun einmal üblichen Struktur geschuldet, wie es von Unternehmensseite heißt: "Als Diskonter haben wir eine begrenzte Regalfläche, die wir so effizient wie möglich nutzen müssen. Wir haben daher nicht das größte, aber immer das richtige Sortiment und bieten unseren Kund:innen immer eine perfekte Vorauswahl an – und zwar zum besten Preis-Leistungs-Verhältnis." Die Auswahl der Produkte erfolge auf Grundlage ständiger Marktbeobachtungen, Marktforschungsergebnisse und Trendforschung. Somit würden ähnliche Themen wie bei anderen Marktteilnehmern den Ton angeben: "Große Themenschwerpunkte wie Veggie, Vegan, Bio und Fairtrade gehören längst zu unserem Standardsortiment. Hier haben wir das Angebot in den vergangenen Jahren sukzessive erhöht und werden dies auch weiterhin tun." Ein Beispiel dafür sei die zu 100 Prozent pflanzliche Eigenmarke "Vemondo". Insgesamt bietet Lidl laut eigenen Angaben bereits über 450 pflanzliche Alternativ-Produkte an. Ebenso bedient man die Nachfrage von Tierwohl-Produkten mit der Eigenmarke "FAIRantwortung fürs Tier". "Unser Ziel ist es, das Tierwohl-Sortiment in den Bereichen Frischfleisch/Frischgeflügel, aber auch Wurst, Molkereiprodukte und Eier weiter auszubauen", heißt es auf KEYaccount-Anfrage.
Bei den Eigenmarken setze man aber nicht nur auf Lebensmittel des täglichen Bedarfs, sondern auch gezielt auf sogenannte Abrundungsartikel im Sinne des One-Stop-Shopping-Gedankens. "Unser Sortiment orientiert sich ständig an den Kundenbedürfnissen, die wir vorwiegend mit eigenen Qualitäts-Marken abdecken." Der Eigenmarkenanteil bei Lidl beträgt aktuell 80 Prozent. Markenprodukte machen 20 Prozent des Sortiments aus. Vor allem die heimischen Eigenmarken "Alpengut", "Wiesentaler" und "Ein gutes Stück Heimat" sind laut Lild in Österreich besonders beliebt. "Aber auch starke Herstellermarken sind und bleiben ein wesentlicher Teil unserer Sortimentsstrategie, nicht nur als Treiber für Innovationen", so ein Unternehmenssprecher. Und auch das Thema Frische steht bei Lidl weiterhin im Fokus: "Frische ist und bleibt weiterhin eine unserer Hauptkompetenzen. Unsere Obst- und Gemüselogistik ist auf absolute Frische ausgelegt – hier sind wir führend. Diese stellen wir mit unserem Frische-Versprechen, das aktuell Kern einer breit angelegten Kampagne ist, auch gerne unter Beweis."
Neben den anhaltenden Trends behalte man aber auch neue Entwicklungen auf dem Markt im Auge: Darauf könne Lidl insbesondere mit Aktionsartikeln kurzfristig gut reagieren: "Möglich macht das unser Geschäftsmodell: Wir nutzen Synergien beim europaweiten gemeinsamen Einkauf und können daher schnell auf mögliche Trends reagieren – wie kürzlich bei Dubai-Schokolade. Mit einer europaweit sehr gut aufgestellten Supply Chain profitieren wir auch von einer besonderen Resilienz, was Verfügbarkeiten auch bei Knappheiten betrifft."
www.spar.at
www.billa.at
www.lidl.at
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