Urbaner Aufbruch
Die Zukunft des Wohnens: Drei Pionierprojekte für nachhaltige Stadtökosysteme

| Julia Weninger 
| 26.12.2024

Wie werden Städte im 21. Jahrhundert den Herausforderungen von Urbanisierung, Klimawandel und sozialen Disparitäten gerecht? Innovative Bauprojekte zeigen schon heute Lösungen, die unser Leben verändern können.

Von vertikalen Wäldern bis hin zu achtsamkeitsorientierten Metropolen – es gibt aktuell gleich mehrere Projekte, die neue Maßstäbe für Architektur, Stadtplanung und Ökologie setzen. Während der Eden Tower Natur und Stadt vereint, strebt Neom eine völlig energieautarke Megacity an. Die Mindfulness City in Bhutan hingegen stellt das spirituelle und gesellschaftliche Wohlbefinden in den Vordergrund. Diese drei Visionen verdeutlichen, dass die Zukunft des Wohnens nicht nur in der Lösung ökologischer Herausforderungen liegt, sondern vor allem auch darin, neue soziale und kulturelle Perspektiven zu eröffnen.

Ein Hochhaus als lebendiges Ökosystem

Es ist in erster Linie die Urbanisierung, die Architekt:innen dazu zwingt, über neue Wege des Bauens nachzudenken. Ein Paradebeispiel dafür ist der Eden Tower, entworfen von der Architektin Neri Oxman. Dieses Hochhaus verkörpert eine bahnbrechende Vision: Architektur, die nicht nur im Einklang mit der Natur steht, sondern aktiv zur Regeneration von Ökosystemen beiträgt.

An der Außenfassade des Eden Tower wachsen Grasland- und Waldökosysteme, die unter anderem die Kohlenstoffbindung fördern und die Temperatur regulieren. Im Inneren vereinen sich Wohnen und Natur: Plattformen mit unterschiedlichen Landschaften bieten Lebensraum für Menschen und Biodiversität zugleich. Die Gestaltung des Turms basiert auf generativen Designprozessen, bei denen künstliche Intelligenz hunderte Entwürfe generiert und optimiert hat, mit dem Ziel, den städtischen Fußabdruck zu minimieren, während die Bedürfnisse von Mensch und Umwelt gleichermaßen erfüllt werden.

Megacity der Zukunft

Ein Projekt von globaler Dimension entsteht derzeit in der nordwestlichen Region Saudi-Arabiens: Neom. Diese Megacity, die etwa so groß wie Belgien ist, bildet das Herzstück der saudischen Vision 2030, mit der das Land seine Wirtschaft diversifizieren und von fossilen Brennstoffen unabhängiger werden will.

Neom steht in erster Linie für technologische und ökologische Innovationen. Die Stadt soll vollständig mit erneuerbarer Energie betrieben werden, unterstützt durch das weltweit größte Wind- und Solarkraftwerk. Ein weiteres Highlight ist die Gründung der Neom Green Hydrogen Company, die sich der nachhaltigen Produktion von Wasserstoff widmet.

Neben Wohn- und Gewerbegebieten entstehen in Neom ein Luxusresort, eine Bergstadt und eine hochmoderne Industriezone. Zusätzlich ist eine Brücke nach Ägypten sowie eine hochmoderne Entsalzungsanlage geplant, die die Wasserknappheit in der Region bekämpfen soll. Die Fertigstellung ist für 2030 kommuniziert, finanziert durch mehr als 500 Milliarden Dollar.

Stadt der Achtsamkeit

Im Süden Bhutans ist mit der Gelephu Mindfulness City ein außergewöhnliches Projekt im Entstehen, das Spiritualität, Nachhaltigkeit und modernes Leben verbindet. Das von König Jigme Khesar Namgyel Wangchuck initiierte Vorhaben wird von der renommierten Bjarke Ingels Group (BIG) umgesetzt.

Ein besonderes Highlight sind die multifunktionalen Brücken, die mehr als reine Verkehrswege darstellen. Sie integrieren spirituelle Zentren, Universitäten, Märkte und medizinische Einrichtungen – jede repräsentiert einen der neun Aspekte des „Bruttonationalglücks“, dem Leitgedanken Bhutans.

Die Mindfulness City setzt auch auf Innovationen wie hydroponische Gewächshäuser und Green-Bitcoin-Mining. Zudem wird ein neuer Flughafen mit einer Start- und Landebahn für Großraumflugzeuge gebaut, dessen Terminal vollständig aus Holz bestehen soll.

oxman.com/projects/eden

big.dk/projects/gelephu-mindfulness-city

neom.com/de-de

leadersnet.TV