Was tun, wenn Versicherer unternehmerische Risiken nicht mehr übernehmen? Diese Frage stellen sich derzeit viele Unternehmen. Nicht nur nach den Überschwemmungen im Osten Österreichs, sondern auch, wenn es um Innovationen geht, kämpft der Versicherungsmarkt mit schwer einschätzbaren Risiken. Das führt dazu, dass vieles kaum versicherbar ist, oder nur mit hohen Prämien und Selbstbehalten. Eine alternative Lösung können Expert:innen zufolge Captives sein.
Als firmeninterne Versicherungsgesellschaften bieten sie eine flexible und effektive Möglichkeit, finanzielle Mittel zur Seite zu legen und ausschließlich Risiken des eigenen Unternehmens abzusichern. Allerdings habe Österreich hier noch Aufholbedarf, um die Chancen zu nutzen, sagt Georg Winter, CEO von Greco: "Viele Unternehmen zögern derzeit, hierzulande Captives zu gründen. Die Gründungsprozesse sind noch zu komplex, die Berichterstattungspflichten zu streng und die steuerlichen Bedingungen unattraktiv. Als B2B-Risikoexperte setzen wir uns dafür ein, diese Hürden zu beseitigen und Österreich als Captive-Domizil zu etablieren. So stärken wir den Wirtschaftsstandort und erhöhen die Resilienz unserer Klienten."
Motor für Standort und Innovationskraft
Innovationen gehen mit Risiken einher, die allerdings immer weniger von Versicherern abgedeckt werden könnten. Am Beispiel von Produkthaftungen werde deutlich, dass Unternehmen zögern, neue Innovationen auf dem Markt zu bringen, weil es schwierig sei, diese abzusichern. Diese Unsicherheit hemme die Risikobereitschaft und damit die Innovationskraft heimischer Unternehmen, zeigt man sich überzeugt.
Um dennoch als "First Mover" neue Ideen verfolgen zu können, brauchen Unternehmen demnach Strukturen, die es ihnen ermöglichen, Risiken aus Innovationen eigenständig zu managen. Durch die Etablierung als Captive-Domizil könne Österreich nicht nur seine Position als Forschungs- und Entwicklungsstandort stärken, sondern auch die Vorreiterrolle im gesamten CEE-Raum ausbauen. Laut Greco schaffe das neue Arbeitsplätze und stärke die heimische Wettbewerbsfähigkeit auf dem globalen Markt.
Weltweit etabliert, in Europa im Kommen
Auch in anderen europäischen Ländern nimmt die Gründung von Captives Fahrt auf. Frankreich etwa hat im Juni 2023 eine neue Gesetzgebung verabschiedet, die einen attraktiven Rahmen für Captives schafft. Dadurch steigt die Zahl neuer Captives stark an. Auch andere Beispiele aus ganz Europa würden bestätigen, dass es eine starke Präferenz gibt, Captives in denselben Ländern wie die jeweilige Muttergesellschaft anzusiedeln. Im Gegensatz dazu würden heimische Unternehmen aufgrund der unattraktiven Rahmenbedingungen oft auf diese Möglichkeit verzichten oder ihre Captives im Ausland gründen. Das sei nicht nur ein Nachteil für die Unternehmen, sondern auch für die österreichische Wirtschaft.
"Österreich darf die Chancen nicht verpassen und ins Hintertreffen geraten. Wir benötigen dringend eine klare gesetzliche Regelung für die Gründung und Berichterstattung von Captives, steuerliche Differenzierungen und die Förderung einer Risiko-Eigentragungskultur. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um den Finanzplatz Österreich attraktiver zu gestalten und als Hub für zentrale und osteuropäische Märkte zu positionieren. Jetzt ist der Moment, diese Chance zu nutzen und den Wirtschaftsstandort Österreich für die Zukunft abzusichern", betont Winter abschließend.
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