Der Interessenverband für Anleger (IVA) hat sich in einer Untersuchung angesehen, wie hoch die Gagen von Vorständ:innen und Aufsichtsrät:innen der an der Wiener Börse notierten österreichischen Unternehmen im Jahr 2023 ausgefallen sind. Und für die Lenker:innen von ATX-Prime-Konzernen gibt es eine gute Nachricht. Laut der Analyse sind die durchschnittlichen Vergütungen nach dem Jahr 2022, in dem es eine Stagnation gab, wieder gestiegen. Ausnahmen bestätigen aber auch hier die Regel.
Top 10 Gagen der ATX-Vorstandsvorsitzenden
So verdiente zwar BAWAG-CEO Anas Abuzaakouk 2023 mit 9,03 Millionen Euro erneut (mit Abstand) am meisten, 2022 machte seine Gage aber noch 9,4 Millionen Euro aus. Ganz anders sieht es beim Ex-Chef der Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG (SBO), Gerald Grohmann, aus. Während er 2022 "nur" 3,2 Millionen Euro verdiente, waren es im Vorjahr 5,5 Millionen Euro, was einem stolzen Plus von 2,2 Millionen Euro entspricht. Darüber hinaus durfte sich Grohmann aufgrund seines Abgangs bei SBO mit Ende 2023 noch über eine Abfertigung in Höhe von rund vier Millionen Euro freuen.
- BAWAG: 9,039 Millionen Euro
- Schoeller-Bleckmann: 5,494 Millionen Euro
- Andritz: 5,365 Millionen Euro
- Wienerberger: 4,701 Millionen Euro
- Mayr-Meinhof: 3,906 Millionen Euro
- OMV: 3,747 Millionen Euro
- Palfinger: 3,078 Millionen Euro
- Erste Group: 2,923 Millionen Euro
- voestalpine: 2,905 Millionen Euro
- Österreichische Post: 2,824 Millionen Euro
Medianwert aller ATX-Prime-Firmen: 1,593 Millionen Euro
Gesamtvergütung
Trost für Abuzaakouk: Auch seine Vorstandskolleg:innen mussten beim Verdienst Abstriche machen. Mit insgesamt 36,6 Millionen Euro (2022: 38 Millionen Euro) liegen die BAWAG-Manager:innen allerdings noch immer mit Respektabstand an erster Stelle. Der zweite Platz geht an die Andritz AG, bei der der Gesamtvorstand 2023 in Summe 20,8 Millionen Euro erhalten hat. Das entspricht einem Plus von 3,8 Millionen Euro gegenüber 2022. Komplettiert wird das Stockerl von den Vorständ:innen der voestalpine. Sie kamen insgesamt auf 15,4 Millionen Euro, dürften aber trotzdem nicht zufrieden sein. Schließlich verdienten sie 2022 noch 22 Millionen Euro freuen.
- Top 3 Vergütungen für den Gesamtvorstand
- BAWAG: 36,6 Millionen Euro
- Andritz AG: 20,8 Millionen Euro
- voestalpine: 15,4 Millionen Euro
Auf der anderen Seite des ATX-Gehaltsrankings landeten 2023 übrigens die beiden Vorstände des Börsenneulings EuroTelesites, die laut IVA auf eine Summe von 354.000 Euro kamen. Bei dem Unternehmen handelt es sich um das von A1 abgespaltete Funkturmgeschäft (LEADERSNET berichtete).
Wie eingangs erwähnt, sind die Gesamtvergütungen für die Vorstände der ATX-Konzerne im Vorjahr gestiegen. Konkret machte das Plus gegenüber 2022 3,85 Prozent aus, was rund zehn Millionen Euro entspricht. Insgesamt beläuft sich die Vergütung somit auf 262 Millionen Euro. Da die Hälfte der Gesamtvorstände mehr als 4,8 Millionen Euro erhalten hat, ist der Median gegenüber 2022 um sieben Prozent auf 1,513 Millionen Euro gestiegen. Dem IVA zufolge sind so pro Kopf durchschnittlich lediglich 4.000 Euro dazugekommen.
Variable Vergütung am Vormarsch
Weiters zeigt die Analyse, dass die variable Vergütung bei den österreichischen börsennotierten Unternehmen an Bedeutung gewinnt. Durchschnittlich macht sie demnach bereits 40 Prozent des Gehalts der Vorständ:innen aus. Hier gibt es bei den einzelnen Unternehmen jedoch sehr große Unterschiede. So hingen 2023 etwa beim Kranhersteller Palfinger 75 Prozent der Vergütung davon ab, ob die definierten Ziele erreicht wurden. Ähnlich hoch ist der Anteil bei Andritz (74,5 Prozent). Im Gegensatz dazu gibt es aber auch Konzerne, die nach wie vor komplett von einer variablen Vergütung absehen. Das gilt beispielsweise für FACC, Do & Co, Warimpex und UBM.
Vergleicht man die Vorstandsgehälter mit jenen der Aufsichtsrät:innen, verdienen Letztere für ihre Kontrollaufgaben deutlich weniger. Am Hungertuch müssen aber auch sie nicht nagen, zumal die Aufsichtsrät:innen häufig mehrere Jobs haben. Am besten hatten es hier 2023 ebenfalls jene der BAWAG, deren Aufsichtsräte mit 1,515 Millionen Euro vergütet wurden. Ganz hinten reihte sich auch hier EuroTelesites ein. Das Unternehmen notiert erst seit September 2023 an der Wiener Börse und wies für die Aufsichtsräte gar keine Vergütung aus.
www.iva.or.at
Wenn man seine Ziele nicht erreicht, ist üblicherweise Feuer am Dach. als normaler Angestellter, oder die Ziele sind gänzlich falsch gesteckt, kommt auch vor.
Ganz ehrlich: wenn der Median der Einkommen der österreichischen unselbständige Erwerbstätigen (4,5 Mio Personen ) bei etwa 32000 liegt (2022) wie rechtfertigt man ein rund 48mal höheres Gehalt (im Median)??????
Ist man tatsächlich 48x fähiger, 48x verantwortungsbewusster, 48x weitsichtiger.....
Sollte es nicht wenigstens bei Betrieben mit staatlicher Beteiligung eine Deckelung geben und Verteilung der Differenz zu den aktuellen Beträgen an die Mitarbeitenden ????
Wäre es nicht an der Zeit für ein Umdenken. Mehr wir als ich, und das an der Spitze???
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