TU-Studie zeigt die österreichische Mobilität in 100 Jahren

| Redaktion 
| 04.07.2023

Das Forschungsteam für Verkehrswissenschaft wagte im Auftrag der ÖBB einen Blick in die Zukunft.

Wie sieht das Mobilitätsverhalten der Österreicher:innen in 100 Jahren aus? Im Rahmen einer Studie ging ein Forschungsteam dieser Frage nach.

Studienvorstellung

Im Rahmen einer Pressekonferenz wurden die Ergebnisse der TU-Studie im Auftrag der ÖBB der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Team rund um Günter Emberger vom Institut für Verkehrswissenschaften nahm sowohl die Fortbewegungsarten, die es immer schon gab – etwa der Fußmarsch – als auch Science-Fiction-artige Varianten, etwa Hyperloops oder Transport per Flugdrohne, unter die Lupe. Sie versuchten die Frage, wie werden wir uns in Österreich in 100 Jahren fortbewegen, zu beantworten.

Klimaschutz bestimmt die Rahmenbedingungen

"Unser Mobilitätsverhalten wird sich in den nächsten Jahrzehnten grundlegend ändern", ist Günter Emberger überzeugt und ergänzt: "Entweder weil wir mit aller Kraft versuchen, die globale Erderwärmung unter zwei Grad Plus zu begrenzen und entsprechend einschneidende Maßnahmen setzen – das wäre 'Change by Design' – oder weil die externen Rahmenbedingungen wie Extremwetterereignisse, globale Migrationsströme oder soziale und politische Verwerfungen ein Beibehalten des status quo nicht mehr zulassen – das wäre 'Change by Disaster'."

Um die Klimaziele zu erreichen, muss Österreichs Mobilität bis 2030 rund 30 Prozent an Treibhausgasemissionen einsparen, verglichen mit dem Wert des Jahres 2017. Bis 2040 soll der Bereich Verkehr überhaupt klimaneutral werden.

"Klimafreundliche Mobilität ist auf unserem Weg in eine klimaneutrale Zukunft entscheidend. Die Mobilitätswende schaffen wir aber nur gemeinsam, Bund, Länder, Städte, Gemeinden und Hand in Hand mit der Bevölkerung. Wir treffen als Politik die Entscheidungen, die klimafreundliche Mobilität zur günstigeren, bequemeren und sicheren ersten Wahl für die Menschen macht. Dass das gelingt, zeigen uns die Verkaufszahlen beim Klimaticket oder die Passagierzahlen auf der Bahn. In Österreich werden doppelt so viele Fahrräder wie Autos verkauft und der Anteil von E-Autos klettert immer höher", sagt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.

Diese Bemühungen werden zwar die Entwicklung der Mobilität in den nächsten Jahren und Jahrzehnten stark prägen, aber wie danach langfristig eine nachhaltige Mobilität aussehen wird, lässt sich schwer sagen. 

Zu Fuß und mit dem Fahrrad

Das TU-Team entwickelte vorab eine Liste an Kriterien, um einschätzen zu können, welche Transportmittel langfristig zukunftstauglich sind. Für Wege, die man zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen kann, wird es auch in Zukunft keine bessere Alternative geben, sind die TU-Expert:innen überzeugt. Großes Potenzial sieht man im öffentlichen Personennahverkehr und der konventionellen Eisenbahn. Auch Schifffahrt schneidet bei vielen Parametern gut ab – allerdings ist sie offensichtlich nur für ganz bestimmte Strecken nutzbar und somit nicht alltagstauglich.

"Wir befinden uns mitten in der Renaissance der Eisenbahn und die Zukunft hat für uns längst begonnen. Automatisierung, Digitalisierung und die künstliche Intelligenz eröffnen hier ganz neue Perspektiven. Gleichzeitig bauen wir unsere Bahnhöfe bauen wir zu multimodalen Drehscheiben aus, um auch die letzte Meile mit Car-, Bike- und E-Scooter-Sharing oder On-Demand-Mobilität abzudecken. So schaffen wir klimaneutrale und zukunftstaugliche Mobilität für alle", zeigt sich ÖBB-Chef Andreas Matthä zuversichtlich.

Schlechtere Noten stellt das Team dem Auto aus und zwar unabhängig von der Antriebsart: Energiebedarf, Flächenverbrauch und Kosten sind bei Autos vergleichsweise hoch. Ähnlich schlecht schneidet das Flugzeug ab – modernere Ansätze wie Drohnen oder Hyperloops erhalten sogar noch negativere Bewertungen.

Muskelkraft und Öffis

Aus dieser Perspektive betrachtet muss das Mobilitätssystem der Zukunft zum Großteil aus einer Kombination von schienengebundenem Verkehr für die Massenmobilität über mittlere und lange Distanzen und Fuß- und Radverkehr auf kurzen Distanzen bestehen.

Daraus lässt sich nicht mit Sicherheit ableiten, dass sich die effizientesten Fortbewegungsmittel auch tatsächlich durchsetzen. "Es ist weder möglich noch sinnvoll, die Mobilität in 100 Jahren zu prognostizieren", sagt Günter Emberger und fügt hinzu: "Aber wir wollen aufzeigen, dass es sinnvolle, nachhaltige Szenarien gibt. Es liegt in der Verantwortung der Politik, die Zukunft unserer Mobilität gemeinsam mit der Bevölkerung vorausschauend zu gestalten, positive Zukunftsbilder zu entwickeln und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen."

LEADERSNET war bei der Pressekonferenz. Einen Eindruck können Sie sich hier machen. 

www.oebb.at

www.tuwien.at

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