Laut ÖAMTC sind Klimaziele im Verkehr mit "Elektro-only" nicht erreichbar

| Tobias Seifried 
| 05.03.2023

Der heimische Mobilitätsclub begrüßt Vorstoß Deutschlands, auch die Option E-Fuels zuzulassen. Unterstützung kommt von der WKÖ. Nun hat auch die EU-Kommission reagiert.

Kurz vor dem endgültigen Beschluss des Verbots der Neuzulassung von Verbrennungsmotoren ab 2035 im EU-Rat ist nun erneut die Diskussion aufgeflammt, ob neben Elektromobilität nicht auch synthetischen Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, zugelassen werden sollen. Das fordert jetzt der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) und drohte sogar mit einem Veto. Am Freitag hat die EU-Kommission reagiert.

So werden die EU-Staaten am Dienstag (8. März) nun doch nicht, wie ursprünglich geplant, eine endgültige Entscheidung über das pauschale Verbot neuer Autos mit Verbrennungsmotor ab 2035 treffen. Die geplante Abstimmung wurde kurzfristig verschoben. Ein neues Datum gibt es noch nicht.

Mobilitätsclub gegen "Elektro-only"-Strategie

Bereits vorm Bekanntwerden der Verschiebung hatte der ÖAMTC laut Bernhard Wiesinger, Leiter der Interessenvertretung, eine eindeutige Position: "Wir werden im Verkehr jede Technologie brauchen, um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen – Elektromobilität, Wasserstoff und E-Fuels." Begründet wird das mit folgender Rechnung: Bei rund 5,2 Millionen derzeit in Österreich zugelassenen Pkw und der Notwendigkeit, bis 2030 die Hälfte des CO2-Ausstoßes einzusparen, müsste Österreich, wenn es ausschließlich auf Stromer setzt, in sieben Jahren grob gerechnet 2,5 Millionen Diesel- und Benzin-Autos durch E-Fahrzeuge ersetzen. Wiesinger dazu: "Selbst, wenn ab sofort alle hierzulande neu zugelassenen Pkw Elektroautos wären, geht sich das bei 220.000 Neuzulassungen pro Jahr bis 2030 nicht aus. Mit einer 'Elektro-only'-Strategie werden wir die Klimaziele klar verfehlen."

E-Fuels für Bestandsflotte unerlässlich

Derzeit liegt das Durchschnittsalter eines in Österreich zugelassenen Pkw bei zehn Jahren und sieben Monaten. Das würde wiederum bedeuten, dass ein in Österreich angemeldetes Auto im Schnitt über 20 Jahre in Betrieb sei. "Wir wissen, dass auch in zehn Jahren Pkw mit Verbrennungsmotoren noch die Mehrheit im Fahrzeugbestand ausmachen werden. Es ist unumgänglich, dass wir auch für diese eine Möglichkeit schaffen müssen, klimafreundlich unterwegs zu sein. Und das funktioniert eben nur über nachhaltige Kraftstoffe – egal ob auf biogener oder synthetischer Basis", so der ÖAMTC-Interessenvertreter. 

Selbst, wenn im EU-Rat die inhaltliche Kehrtwende in letzter Sekunde nicht zustande komme, sei damit zu rechnen, dass die EU-Politik spätestens anlässlich des für 2026 fixierten Reviews vom Verbrenner-Verbot abrücken müsse. "Das Verbrenner-Verbot 2035 ist eine Sackgasse. Wenn die EU-Politik das erst 2026 erkennt, hat man bei E-Fuels drei wichtige Jahre verschenkt. Ihre rasche Zulassung ist unumgänglich. Denn die einzige Alternative wäre, die Klimaziele über erzwungenen Verzicht zu erreichen, indem der Spritpreis über zusätzliche Steuern so lange erhöht wird, bis jede:r Dritte:r sein Auto stehen lassen muss", so Wiesinger abschließend.

WKÖ ist der selben Meinung

Unterstützung bekommt der ÖAMTC u.a. von der Wirtschaftskammer Österreich. So sagt etwa Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der WKÖ: "Verkehrsministerin Gewessler sollte sich ein Beispiel an ihrem deutschen Kollegen nehmen und ebenfalls mit einem Veto bei der EU-Kommission drohen. Denn das Verbrenner-Aus ab 2035 ist weder realistisch noch aus Umweltgründen sinnvoll und führt uns in eine Klima-Sackgasse." Vor allem sollte seiner Meinung nach, wie es auch der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing fordert, die Nutzung von synthetischen Kraftstoffen auch nach 2035 möglich sein: "E-Fuels lassen sich sehr rasch und ohne Umrüstungsaufwand beim Fahrzeugbestand anwenden. Damit könnte man die mehr als fünf Millionen Pkw, die es in Österreich gibt, sehr einfach zu klimaneutralen Fahrzeugen machen."

Was gegen E-Fuels spricht

Befürworter des EU-Vorstoßes bemängeln hingegen den enormen Energieverbrauch bei der Herstellung von E-Fuels. Der (grünen) Strom, der dabei verbraucht wird, wäre anderswo sinnvoller einsetzbar. Außerdem heben sie den hohen Wirkungsgrad von reinen Elektroautos hervor. Ein mit Verbrennerauto, das mit E-Fuels fährt, braucht für die selbe Strecke rund sechsmal soviel Energie wie ein reiner Stromer. 

www.oeamtc.at

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV