Laut aktuellen Zahlen der Statistik Austria gibt es hierzulande so viele offene Stellen wie noch nie (LEADERSNET berichtete). Und nun zeigen die am Montag veröffentlichten Ergebnisse einer Studie, dass die Österreicher:innen bereit für neue Jobs sind: trotz herausfordernder Rahmenbedingungen sei die Wechselbereitschaft der Arbeitnehmer:innen in Österreich im Vergleich zum Vorjahr um rund sechs Prozent gestiegen. So das Ergebnis - und damit ein Rekordwert - der Langzeitstudie von forsa, die von onlyfy by Xing (Tochtermarke der New Work SE) beauftragt wurde und seit 2012 durchgeführt wird.
Dabei werden regelmäßig Arbeitnehmer:innen aus Deutschland und seit 2019 auch aus Österreich und der deutschsprachigen Schweiz zu Themen wie Jobzufriedenheit, Wechselbereitschaft, Wünschen an künftige Arbeitgeber:innen sowie Motiven hinter tatsächlichen Jobwechseln befragt (siehe Infobox).
Generation Z ist besonders offen
Vor allem bei den Erwerbstätigen zwischen 18 und 29 Jahren (Generation Z) ist die Wechselbereitschaft laut der Umfrage sehr stark ausgeprägt: 42 Prozent seien offen für eine neue Aufgabe. Während über alle Altersgruppen hinweg 15 Prozent der Befragten konkret ihren Ausstieg planen, seien es bei der jüngeren Generation mit 33 Prozent (Vorjahr: 29 Prozent) mehr als doppelt so viele. Die Expert:innen schlussfolgern daraus, dass damit drei Viertel der Befragten dieser Altersgruppe mental auf dem Sprung (75 Prozent) sind. Besonders für diese Altersgruppe spiele dabei mehr als für alle anderen das Gehalt eine große Rolle (70 Prozent). Aber auch die 30- bis 49-Jährigen (Generation Y/Millennials) sind den Ergebnissen zufolge bereit für Neues: Die Offenheit für einen Jobwechsel liege hier mit insgesamt 49 Prozent zwar leicht unter dem Niveau des Vorjahres (50 Prozent). Jedoch sei der Anteil derjenigen, die aktiv auf Jobsuche sind, auf elf Prozent gestiegen (Vorjahr: acht Prozent).
Die Generationen 50+ (Babyboomer und Generation X) sind hingegen nur noch selten auf einen Jobwechsel gepolt: Nur neun Prozent würden konkrete Schritte planen, und weniger als ein Drittel (29 Prozent) sei bereit für einen neuen Job.
"Unternehmen müssen sich darüber im Klaren sein, dass die jüngeren Generationen agiler sind und die Prioritätensetzung eine andere ist, als noch vor einigen Jahren", sagt Siegfried Götzinger, Geschäftsführer von onlyfy by XING in Österreich. "Das Selbstbewusstsein der Erwerbstätigen hat sich verfestigt, Österreichs Beschäftigte schauen positiv auf ihre berufliche Zukunft. Die Wechselbereitschaft ist trotz der schwierigen Rahmenbedingungen auf
dem höchsten Niveau der vergangenen fünf Jahre."
Die Top-Gründe für den Jobwechsel
Während das Gehalt in den vergangenen Jahren etwas an Bedeutung verloren hat, feiert es in Zeiten hoher Inflation offenbar ein Comeback. Denn die Höhe des Einkommens ist der wichtigste Grund, um über einen Jobwechsel nachzudenken, so die Ergebnissse der forsa-Studie. Zudem seien Frauen mit ihrer aktuellen finanziellen Situation deutlich unzufriedener (55 Prozent) als Männer (47 Prozent). Der Wunsch nach mehr Gehalt in Österreich werde durch hohe Inflation (60 Prozent) sowie gestiegene Ausgaben (43 Prozent) und mehr Verantwortung (33 Prozent) angetrieben. Rund ein Drittel der Befragten (30 Prozent) ist davon überzeugt, dass sich ihr Marktwert durch den Fachkräftemangel erhöht habe. Doch auch wenn das Gehalt das wichtigste Motiv für einen neuen Job ist, macht Geld allein nicht glücklich: Schlechte Erfahrungen von Freund:innenen oder Bekannten mit diesem:r Arbeitgeber:in würden 67 Prozent davon abhalten, sich trotz besserer Bezahlung bei einem Unternehmen zu bewerben. Ein schlechter Führungsstil sowie der Standort des Unternehmens seien für 62 Prozent ein k.o.-Kriterium.
"Beschäftigte sind sich der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt bewusst. Sie formulieren ihre Ansprüche deutlich, wissen aber auch genau, was sie nicht wollen", so Siegfried Götzinger. "Den Unternehmen muss heutzutage klar sein: Auch wenn alles andere passt, reicht eine schlechte Erfahrung von Freund:innen oder negative Bewertung auf kununu aus, um eine Stelle nicht anzutreten oder sich gar nicht erst zu bewerben."
Prioritäten der Jobsuchenden verschieben sich
Höheres Gehalt (69 Prozent), gute Zusammenarbeit (67 Prozent) und flexible Arbeitszeiten (61 Prozent) sind die wichtigsten Kriterien für Arbeitnehmer:innen bei der Wahl des Arbeitgebers und Arbeitsumfeldes. Bei all diesen Kriterien liegen die Werte höher als im Vorjahr. Zudem werden Sinnerfüllung (2023: 57 Prozent, 2022: 46 Prozent) sowie Führungsverhalten wichtiger.
Zudem stünden flexible Arbeitszeiten, Vier-Tage-Woche, Sabbatical und Workations bei den Arbeitsnehmer:innen ganz oben auf der Wunschliste bei zusätzlichen Benefits.
"Um die Wünsche zu kennen – und auch erfüllen zu können – ist der offene und konstante Dialog zwischen Unternehmen und Arbeitnehmern wichtig. Nur so kann es gelingen, dringend benötigte Fachkräfte zu gewinnen und auch langfristig zu beschäftigen", so Götzinger abschließend.
www.onlyfy.com
www.forsa.de
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