Vorteile hoher Inflation und wie Sie sich helfen können

| Bernhard Führer 
| 15.12.2022

Wenn die Inflation steigt, verzeichnen Aktienanlagen höhere Renditen.

Die derzeit hohen Inflationsraten verursachen viele Probleme, weshalb die Notenbanken weltweit auf eine niedrige und stabile Preissteigerung abzielen. Aber es gibt zumindest eine Sache, die besser wird, wenn die Inflation und die Erwartungen auf diese steigen: Sparer und Anleger gehen weg von Spareinlagen und halten Anlageklassen, welche langfristig eine höhere Rendite erwirtschaften.

Haushalte legen vermehrt in Wertpapiere an

Ganz allgemein zeigt sich, dass Aktienanlagen höhere Renditen verzeichnen, wenn die Inflation steigt, und schaffen so eine indirekte Absicherung gegen die jährlichen Preissteigerungen. Aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Sobald die Inflation etwa vier bis fünf Prozent übersteigt, haben Unternehmen Schwierigkeiten, die steigenden Kosten für Rohstoffe und ähnliches an die Endkunden weiterzugeben, und erleben eine Kosten-Preis-Schere. Gleichzeitig beginnen dann zumeist – wie derzeit an den Finanz- und Kapitalmärkten – die Bewertungen stark zu sinken. Die Kombination dieser beiden Effekte bedeutet, dass Anlageklassen wie Aktien nicht die beste Investition und ein mangelnder Inflationsschutz sind, sobald die Inflation auf einem Niveau von über fünf Prozent anhält.

Da die Menschen jedoch an Aktien als renditestarke Anlage glauben, die in Inflationszeiten helfen kann, führt eine steigende Inflation in der Regel zu einem Anstieg der Inflationserwartungen der Anleger, was wiederum die Anleger dazu motiviert, einen größeren Teil ihres Portfolios in Aktien umzuschichten. Was dazu führt, dass viele Haushalte die zukünftige Inflation überschätzen.

Nur wenige Haushalte nehmen in Österreich an den Finanz- und Kapitalmärkten teil. Dies ist hauptsächlich auf die Nichtbeteiligung armer Haushalte zurückzuführen, die nicht über genügend finanzielle Sicherheit verfügen, um überschüssige Ersparnisse in Aktien zu investieren. In den angelsächsischen Ländern ist der Anteil in der Regel höher. Dabei zeigt sich bei den bestehenden Aktionären, dass diese unglaublich konzentriert sind – sie halten wenige Anlageklassen, Aktien und streuen keine Risiken wie nach Währungen oder Regionen.

Angesichts dieser niedrigen Beteiligungsquoten und der geringen Diversifikation in den Anlegerportfolios dürfte jede Erhöhung der Aktienmarktbeteiligung und zusätzliche Investitionen in bestehende Aktienmarktportfolios die Rendite verbessern. Ein Anstieg der Inflationserwartungen um einen Prozentpunkt führt zu einem Anstieg des Anteils der Haushalte, die in Aktienmärkte investieren, um etwa drei Prozentpunkte und zu einem Anstieg des Aktienengagements der Haushalte, die bereits in Aktien investieren. Letzteres ist ein eher kleiner Effekt, aber wenn wegen der hohen Inflation mehr Haushalte an der Börse teilnehmen, macht das für die Altersvorsorge einen großen Unterschied – zumindest wenn Anleger, die neu an der Börse investieren, am Markt bleiben und nicht einsteigen von fallenden Aktienkursen gebeutelt und dann wieder aufgeben.

Wie sich von den hohen Preissteigerungen schützen?

Um nicht, wie eben geschildert, gleich aufzugeben, soll nun aufgezeigt werden, wie Schutz Ihres Vermögenswerte zu Inflationszeiten sichergestellt werden kann.

  1. Planen Sie im Voraus: Wie bei vielen anderen Finanzplanungs- und Anlagefragen ist es wahrscheinlicher, dass Sie Zeiten hoher Inflation erfolgreich meistern, wenn Sie einen Plan haben. Ihr Vermögensverwalter kann Ihnen helfen, einen diversifizierten Anlagemix zu erstellen, der Ihre besondere Risikobereitschaft, Ihren Zeithorizont, Ihre Ziele, Herausforderungen und Ihre finanzielle Situation berücksichtigt. Wenn Sie an Ihrem Plan festhalten, können Sie in Zeiten hoher Inflation auf Kurs bleiben, um Ihre Ziele zu erreichen.

  2. Streuen Sie Risiken: Unabhängig vom aktuellen Marktumfeld ist es immer ratsam, ein diversifiziertes Portfolio zu halten. Durch die Investition in verschiedene Arten von Vermögenswerten wird Ihr Risiko gestreut. Wenn also ein Sektor oder eine Anlageart schlecht abschneidet, kann eine andere Anlageart, die besser abschneidet, dazu beitragen, die Volatilität in Ihrem Portfolio auszugleichen.

  3. Fügen Sie eine Allokation anderer Regionen hinzu: Österreichische Anleger bevorzugen tendenziell Anlagen in Österreich. Dieses Phänomen ist als "Home Bias" ("Verzerrung des eigenen Landes") bekannt und ist oft das Ergebnis von Emotionen oder dem Gefühl, sich mit dem Vertrauten wohler zu fühlen. Der deutschsprachige Raum macht weniger als 1/10 der weltweiten Kapitalmärkte aus. Jedoch investieren mehr als 75 Prozent der Anleger vorwiegend in die heimischen Finanzmärkte. Ein weltweit gestreutes Portfolio, welches mehrere Länder einschließt, erholt sich nach Finanzkrise schneller, schützt vor unakzeptablen Verlusten und unterliegt weniger Schwankungen, als wenn alles auf ein spezifisches Land gesetzt wird.

Dies alles hilft Ihnen dabei, Preissteigerungen abzufedern und sich so zu positionieren, um in Zeiten hoher Inflation gute Resultate zu erzielen.

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