Ehe oder Entlassung
Chinesisches Unternehmen droht unverheirateten Mitarbeitern mit Kündigung

| Larissa Bilovits 
| 25.02.2025

Ein Chemie-Konzern in China führt neue Regelungen ein, die "traditionelle, chinesische Werte" bei den Mitarbeiter:innen fördern sollen: Wer etwa innerhalb der nächsten Monate nicht heiratet, muss die Firma verlassen. 

Das Konzept der Ehe verliert gerade bei jungen Menschen zunehmend an Bedeutung. Galt die Eheschließung vor wenigen Jahrzehnten noch mehr oder weniger als gesellschaftliche "Pflicht" – immerhin wurde man sonst sozial geächtet –, sehen die neueren Generationen diese oftmals eher als Bürokratisierung der Liebe. Das schlägt sich auch in der Statistik nieder: So wurden beispielsweise in Wien im Jahr 1969 je 1.000 Einwohner:innen noch 8,5 Ehen geschlossen – im Vorkrisenjahr 2019 waren es laut der Stadt Wien nur noch fünf je 1.000 Einwohner:innen (und das, obwohl in ebendiesem Jahr auch gleichgeschlechtlichen Paaren die Eheschließung erlaubt wurde). 

China will Heiratsquote steigern

Aber nicht nur in Österreich verliert die Ehe zunehmend an Relevanz – auch in China etwa sind die Heiratsraten, ebenso wie die Geburtszahlen, seit Jahren tendenziell rückläufig. Um dem entgegenzuwirken, versucht die chinesische Regierung mittels Bürokratieabbau und finanzieller Anreize, junge Menschen wieder dazu zu bewegen, zu heiraten und eine Familie zu gründen.

Dieses Ziel wollte nun auch ein Chemie-Unternehmen aus der ostchinesischen Provinz Shandong vorantreiben, und die Heiratsquote unter seinen rund 1.200 Mitarbeitern steigern. Allerdings mit überaus fraglichen Mitteln – und Zwang: Wie die Hongkonger Zeitung South China Morning Post berichtete, führte der Betrieb im Jänner eine neue Richtlinie ein, der zufolge die Mitarbeiter:innen entweder heiraten oder die Firma verlassen müssten.

Kündigung bei Nicht-Heirat

Konkret hieß es in der Richtlinie, dass jeder, der bis Ende März nicht heiratet, einen Brief mit einer "Selbstkritik" schreiben müsste. Sollte man dann bis Ende Juni noch immer nicht geehelicht haben, würde das Unternehmen bei dem:der jeweiligen Mitarbeiter:in eine "Bewertung" vornehmen, wobei nicht genau hervorging, was damit gemeint war. Wer bis zur finalen Frist Ende September dann noch ledig ist, sollte tatsächlich gekündigt werden. 

Betroffen wären davon sämtliche ledige und geschiedene Mitarbeiter:innen zwischen 28 und 58 Jahren gewesen. Neben der Heiratsrichtlinie wollte man vonseiten des Unternehmens auch noch weitere Regeln durchsetzen, um die traditionellen chinesischen Werte bei den Mitarbeiter:innen zu "fördern".

Kurz nachdem die Regelungen in Kraft getreten waren, griffen allerdings die örtlichen Behörden ein. Diese hatte keine Wahl, immerhin löste der Fall in den sozialen Medien des Landes massig Kritik aus.

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