"Gender Spar Gap"
Frauen in Österreich haben schlechtere Voraussetzungen fürs Sparen

Auch wenn es hierzulande sechs von zehn Personen wichtig ist, Geld zurückzupacken, gibt es zwischen den Geschlechtern, aber auch zwischen den Altersgruppen, nachweislich Unterschiede bei der Machbarkeit. 

In Zeiten von Inflation und Teuerungen ist es wenig verwunderlich, dass Sparen in Österreich einen hohen Stellenwert einnimmt. Unterstützt wird diese Annahme durch eine aktuell durchgeführte Befragung unter 1.000 Personen, die zeigt, dass es sechs von zehn Österreicher:innen wichtig ist, Rücklagen zu haben. So geht aus der Befragung hervor, dass die meisten Teilnehmenden monatlich Geld zurückpacken – durchschnittlich 225 Euro. Allerdings gibt es nachweislich Unterschiede im Sparverhalten zwischen Männern und Frauen.

"Gender Spar Gap"

Je nach Einkommens- und Lebenssituation werden die Sparmöglichkeiten beeinflusst. So ist das Sparen mit einem Haushalts-Nettoeinkommen (HNE) unter 2.000 Euro (monatliche Sparsumme: 115 Euro) und für nicht erwerbstätige Personen aufgrund von Pension (132 Euro), Karenz (85 Euro) und Arbeitslosigkeit (rund 60 Euro) deutlich erschwert.

Aber auch das Geschlecht spielt eine erhebliche Rolle. Wie die Ergebnisse der Befragung zeigen, können vor allem Männer Geld zur Seite legen – durchschnittlich 284 Euro. Frauen erreichen lediglich eine durchschnittliche Summe von 166 Euro. Somit sparen Frauen um 41 Prozent weniger als Männer. 

"Frauen sind beim Sparen stark benachteiligt, da oft mehrere Faktoren zusammenkommen: weniger Einkommen, mehr Teilzeit, öfter alleinlebend, alleinerziehend, ein deutlich geringeres Finanzwissen. Dadurch nutzen sie auch weniger ertragreiche Spar- und Anlageformen. Es zeigt sich ein regelrechter 'Gender Spar Gap'. Sieht man sich die Sparbeträge zwischen den Geschlechtern an, zeigt sich eine Differenz von 41 Prozent. Schon eine Teilzeitbeschäftigung senkt die Sparmöglichkeiten um ein Drittel – und das betrifft die Hälfte aller Frauen in Österreich. Das Risiko der Altersarmut ist bei ihnen folglich deutlich erhöht. Als bank99 wollen wir unser Möglichstes tun und mit persönlicher Beratung zielgerichtet informieren", so Patricia Kasandziev, Vorstandsmitglied Markt & Digitalisierung der bank99, in dessen Auftrag marketmind die Befragung durchführte.

Singles und Eltern klar im Nachteil

Auch die Berufstätigkeit und die Wohnsituation prägen das Sparverhalten der Österreicher:innen. Während Teilzeit-Arbeiter:innen 201 Euro zur Seite legen, kommen Vollzeit-Arbeiter:innen auf eine Summe von 304 Euro. Außerdem sparen Personen in einem Paarhaushalt ohne Kinder sowie diejenigen, die noch bei ihren Eltern leben, deutlich mehr als Eltern oder Menschen in Single-Haushalten. Zudem können Frauen mit einem HNE zwischen 1.000 und 2.000 Euro lediglich 101 Euro monatlich als Rücklage nutzen. Und all jene, die einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen, nur 165 Euro bzw. Frauen in (Bildungs-) Karenz überhaupt nur 60 Euro.

Neben Männern sind es die Jüngeren sowie Gebildeten, die am meisten sparen können. Jüngere sparen im Durchschnitt 284 Euro (Babyboomer: 160 Euro) und Menschen mit Matura 319 Euro (ohne Matura: 180 Euro). Mit Blick auf die Bundesländer zeigt sich zusätzlich, dass in Tirol und Oberösterreich die höchsten Beträge gespart werden, im Burgenland die niedrigsten, während Wien im Mittelfeld liegt.

Konservative Sparmethoden

Die Auswertung der Befragung zeigte außerdem, dass Österreicher:innen traditionell sparen. 54 Prozent verfügen über ein Online-Sparkonto, 35 Prozent über ein Sparbuch, 34 Prozent auf dem eigenen Girokonto und 38 Prozent bevorzugen es, Bargeld zu Hause aufzubewahren. Weniger genutzt werden hingegen Assetklassen wie Aktien und Anleihen (28 Prozent), Edelmetalle (20 Prozent), Fonds und ETFs (12 Prozent) oder Immobilien (11 Prozent). Dabei setzen Männer stärker auf risikoreichere Spar- und Anlageformen. 

Mit Blick auf die Gesamtbevölkerung lässt sich hier einige Skepsis verorten. So schließt nahezu die Hälfte aller Befragten Investment in Fonds, Aktien und Co. strikt aus (43 Prozent). Was unter anderem auf den Wissensstand zurückzuführen ist. Im Zuge der Befragung zeigte sich, dass sieben von zehn Personen nicht wissen, was passiv gemanagte Fonds bzw. ETFs sind – dabei bestehen Männer dreimal so oft diesen Wissenstest als Frauen. 

"Notgroschen"

Gefragt nach der Motivation zu sparen, haben 46 Prozent der Befragten geantwortet, eine finanzielle Reserve für Notfälle einzuplanen. 43 Prozent möchten sich mit dem Geld größere Wünsche erfüllen und 38 Prozent denken dabei an ihre Altersvorsorge. Der Aufbau von finanziellen Rücklagen ist 37 Prozent wichtig und die Vorsorge für unsichere Zeiten lässt 35 Prozent der Befragten sparen. Und weitere vier Prozent träumen davon, durch das Ersparte eine berufliche Auszeit nehmen zu können. Auch hier zeigten sich wieder Geschlechterunterschiede. Ein Drittel der Männer (32 Prozent) hat angegeben, sich langfristig Vermögen aufbauen zu wollen. Bei den Frauen sind es nur 18 Prozent. Sechs von zehn Befragten sehen Sparen außerdem als essenziell für die Absicherung in der Pension an – bei den Millennials sind es sogar sieben von zehn. 

"Der Geschlechterunterschied, der sich vor allem auf das Einkommen bezieht, wird auch hier sichtbar: Männern geht es öfter um den langfristigen Vermögensaufbau. Sie haben auch deutlich mehr freies Kapital zur Verfügung. Bei Frauen steht die Verbesserung der Wohnsituation und das Erfüllen von Wünschen im Vordergrund. Allen gleich ist aber, dass das Sparverhalten stark von Sicherheit und dem Wunsch nach einer guten Vorsorge für die Zukunft geprägt ist", so Christian Bosch, Studienautor und Managing Director von marketmind über die Studienergebnisse.

Als größtes Spar-Hindernis sehen 52 Prozent die steigenden Kosten im Alltag. Das betrifft besonders Frauen, da sie tendenziell weniger Einkommen haben – unter anderem zurückzuführen auf die unbezahlte Care-Arbeit, die noch immer zum Großteil durch weibliche Hand erledigt wird. Auch unerwartete Reparaturen oder die finanzielle Unterstützung von Familienmitgliedern sind für 49 Prozent ein Grund, kein Geld zur Seite legen zu können. Die Inflation hindert wiederum 48 Prozent am Sparen.

Menschen, die Geld haben, sind informierter in puncto Sparen

Bei der Befragung stellte sich obendrein heraus, dass sich die Mehrheit der Österreicher:innen mehrmals jährlich mit dem Thema Sparen auseinandersetzt (59 Prozent). Nur zehn Prozent tun es nach eigenen Angaben überhaupt nie und nur vier von zehn Befragten geben an, sich monatlich zu informieren. Dabei beginnen die meisten Personen, sich mit 20 Jahren für das Thema zu interessieren. Die Gen Z beginnt allerdings wesentlich früher als noch ihre Vorgängergenerationen. Sie fangen meist schon mit 17 Jahren an, über das Sparen nachzudenken. Die Studie zeigt auch, dass der Wissensstand eine Rolle spielt: so liegt die Sparrate jener, die sich monatlich schlaumachen, bei durchschnittlich 332 Euro. Auf deutlich weniger als die Hälfte (151 Euro) kommen all jene, die sich seltener informieren. 

"Die Ergebnisse zeigen, dass sich vor allem jene informieren, die Geld zur Verfügung haben. Gerade für jene Menschen, die nicht so viel Einkommen haben, wäre es aber wichtig, frühzeitig eine Spar- und Anlagestrategie zu entwickeln, um im Alter abgesichert zu sein", so Kasandziev.

LEADERSNET war bei der Präsentation. Fotos sehen Sie hier.

www.bank99.at

www.marketmind.at

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV