Befragung von karriere.at
80 Prozent wünschen sich ein "Du" in der Stellenausschreibung

| Larissa Bilovits 
| 11.09.2024

In der Mehrheit der Jobinserate wird gesiezt. Und das, obwohl duzen bei potenziellen Arbeitnehmer:innen besser ankommt. Auch im Arbeitsalltag wünscht sich ein Großteil eine persönliche Ansprache.

Will man als Arbeitgeber:in neue Mitarbeiter:innen anwerben will, ist der erste Hürde eine ansprechende Stellenausschreibung. "Ansprechend" ist tatsächlich auch das Stichwort - in einer Analyse der Jobplattform karriere.at zeigt nun nämlich, dass Jobsuchende in den meisten Ausschreibungen gesiezt werden. Und das, obwohl ein "Du" vermeintlich besser anzukommen scheint.

Berufseinsteiger am häufigsten geduzt

Bei der Analyse von Stellenausschreibungen auf karriere.at stellte sich heraus, dass mit 63 Prozent die Mehrheit der Jobinserate in der höflichen Anrede - sprich "Sie" - formuliert werden. Dementsprechend werden potenzielle Arbeitnehmer:innen in 37 Prozent der Fälle geduzt.

Allerdings kommt es hier vorwiegend darauf an, welche Position im jeweiligen Unternehmen ausgeschrieben wird: Berufseinsteiger:innen werden mit 70 Prozent am häufigsten informell angesprochen, während es bei Jobsuchenden mit Berufserfahrung vergleichsweise nur 33 Prozent sind. In Stelleninseraten für Projekt- oder Bereichsleiter:innen wird in 32 Prozent der Fällen geduzt. Bewirbt man sich für Positionen in der Unternehmensführung, wird man, so die Analyse, ausschließlich mit einem höflichen "Sie" angesprochen.

Ansprache in Stelleninseraten nach Positionsebene

Branchenunterschied

Ob in Stelleninseraten gesiezt wird, hängt aber auch von der jeweiligen Branche ab, wie karriere.at feststellte. So wird etwa in den Bereichen Gesundheit, Pharma uns Soziales am häufigsten gesiezt (85 Prozent), gefolgt vom Rechtswesen sowie Rechnungswesen und Controlling (je 73 Prozent). Auch Jobsuchende in den Branchen Wissenschaft und Forschung (72 Prozent), Coaching und Training (71 Prozent) und Assistenz und Verwaltung (71 Prozent) werden meist höflich angesprochen.

Dagegen wird bei Stellenausschreibungen in Grafik und Design am häufigsten geduzt - in 61 Prozent der Fällen wurden die potenziellen Arbeitnehmer:innen informell angesprochen. Zudem wird bei Jobs in Gastronomie und Tourismus (58 Prozent) sowie Marketing und in der PR (55 Prozent) mehrheitlich geduzt. Völlig ausgeglichen ist das Verhältnis zwischen den Anredeformen im IT- und EDV-Sektor - 50 Prozent duzen, 50 Prozent siezen hier.

Ansprache in Stelleninseraten nach Berufsfeld

So kommt das "Du" bei den Jobsuchenden an

Neben der Analyse der Stelleninserate fragte karriere.at auch bei seinen User:innen nach, welche Ansprache sie präferieren. Dabei ergab sich, dass 80 Prozent der 1.000 befragten Jobsuchenden nichts dagegen haben, wenn sie in einer Ausschreibung geduzt werden. Zwölf Prozent haben jedoch ein Problem damit und würden sich die höfliche "Sie"-Form wünschen. Die restlichen acht Prozent haben keine Präferenz.

Auch im weiteren Bewerbungsprozess, sprich dem Bewerbungsgespräch, finden 72 Prozent der Befragten ein "Du" in Ordnung, während 20 Prozent zum siezen tendieren. Acht Prozent geben auch hier keine Präferenz ab.

Präferierte Ansprache im Bewerbungsprozess

Kolleg*innen duzen, Chef*in eher siezen

Geht der Bewerbungsprozess positiv aus und tritt der:die neue Arbeitnehmer:in den Posten an, wünschen sich 77 Prozent, mit ihren Kolleg*innen per Du zu sein. Nur sechs Prozent wollen mittels siezen Distanz schaffen. Den übrigen 18 Prozent ist es egal.

Wenn es um den Kontakt zur Führungsebene geht, sieht das Bild leicht anders aus: Nur noch 58 Prozent wollen mit dem:der Chef:in per Du sein. Die gegenseitige höfliche Anrede wird hier mit 17 Prozent mehr geschätzt. Hoch ist hier mit 25 Prozent aber auch die Quote jener, denen es egal ist, ob sich gegenüber der Führungskraft geduzt oder gesiezt wird.

Präferierte Ansprache im Arbeitsleben

Ansprache entscheidend für Glaubwürdigkeit des Unternehmens

"Im Arbeitsleben ist es in den meisten Branchen zum Standard geworden, sich zu duzen. Ob auch Jobsuchende im Stelleninserat mit Du angesprochen werden, hängt einerseits von den Gepflogenheiten der Branche, aber auch von der jeweiligen Unternehmenskultur ab. Damit ein Arbeitgeber authentisch ist, muss das Bild aus Sicht der Bewerbenden stimmig sein. Wenn im Stelleninserat geduzt wird, es aber im Unternehmen üblich ist, sich zu siezen, dann wirkt ein Arbeitgeber schnell unglaubwürdig", erklärt Georg Konjovic, CEO bei karriere.at.

www.karriere.at

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