2023 wurden in Österreich erstmals mehr reine Elektroautos (BEV) verkauft als Diesel-Pkw - mit dem Tesla Model Y schaffte es eines sogar auf Platz 2 der Jahrescharts (LEADERSNET berichtete). Mit einem Marktanteil von rund 20 Prozent ist den Stromern der absolute Durchbruch aber nach wie vor nicht gelungen. In vielen anderen Ländern sieht es ähnlich aus. Zuletzt wehte den E-Autos sogar wieder ein stärkerer Wind entgegen.
Rückschläge nur von kurzer Dauer
So haben einige große Autovermieter angekündigt, ihre Stromer aufgrund von hohen Kosten und schlechten Wiederverkaufswerten wieder gegen Verbrenner tauschen zu wollen, in Deutschland wurde die Kaufprämie früher beendet als angekündigt und die Mehrheit der Privatkund:innen zögert nicht nur in Österreich nach wie vor stark, wenn es um die Anschaffung eines neuen Elektroautos geht. Bei Letzteren wirken Faktoren wie die vergleichsweise hohen Preise, rasante Fortschritte bei der Batterietechnologie und eine unzureichende Ladeinfrastruktur verunsichernd bzw. abschreckend.
Dennoch sind die meisten Branchenexpert:innen davon überzeugt, dass in Zukunft bei den Pkw kein Weg um den Elektroantrieb vorbeiführen werde. Neben den politischen Vorgaben spreche auch dafür, dass sich der Markt für E-Mobilität zunehmend professionalisiert. So zeigen sich aktuell vor allem neue Wachstumssegmente bei Firmen- und Flottenfahrzeugen und im gewerblichen Bereich, was auch mit den immer ambitionierteren ESG-Zielen zusammenhängt. Diese neuen Marktsegmente dürften neuen Autoherstellern und Ladetechnologiespezialisten zahlreiche neue Chancen bieten. Damit einhergehend gebe es eine Reihe von neuen Anwendungsszenarien, die abgedeckt werden müssen und Nutzeranforderungen, die es zu erfüllen gelte.
Zukunftsforscher vom Erfolg überzeugt, außer...
Ein international angesehener Experte, der fest vom raschen Durchbruch der E-Mobilität überzeugt ist, ist Lars Thomas. Der Zukunftsforscher und Gründer der Denkfabrik "future matters" prognostiziert für 2024 einen weiterhin progressiv wachsenden Marktanteil von elektrischen Fahrzeugen. Aufgrund der Marktverwerfungen sowie Lieferkettenproblemen und Energiepreisschwankungen der letzten beiden Jahre sei die Entwicklung insgesamt etwas verhaltener. Der dämpfende Effekt, ausgelöst durch Zinsanstieg und Inflation, dürfte jedoch die Talsohle durchschritten haben. Die abwartende Haltung gegenüber Investitionen beschränke sich noch auf einzelne regionale Absatzmärkte und -kanäle, so der Experte. Global betrachtet, würde die Elektromobilität laut Thomas, der auch Verwaltungsratsmitglied der Juice Technology AG ist, weiter an Fahrt gewinnen.
Diese Entwicklung sieht future matters einzig als bedroht an, wenn ungünstige politische Maßnahmen oder intensiver Lobbyeinfluss – beispielsweise seitens der Öl- und Gasindustrie – darauf abzielen, die Elektromobilität gezielt zu behindern oder zu bremsen.
Vier Trends für die Jahre ab 2024
Um seine Prognose zu untermauern, nennt Lars Thomas folgende Trends für die kommenden Jahre:
- In nächster Zeit ist mit sinkenden Strompreisen und einer zunehmenden Verfügbarkeit von variablen Stromtarifen zu rechnen, was auf die Zunahme des Anteils der erneuerbaren Energien am Strommix zurückzuführen sei. Dies werde den Vorteil der Elektromobilität gegenüber anderen Antriebsformen weiter stärken, so der Zukunftsforscher.
- Der Anteil der Elektrofahrzeuge (BEV und Plug-in-Hybride) an den Neuzulassungen in Europa und den USA dürfte laut Lars Thomas folglich bis 2025 auf 50 Prozent und bis 2030 auf 80 Prozent anwachsen. Dieser Trend werde vor allem durch die zunehmende Verfügbarkeit von reinen Elektroautos zu attraktiven Preisen von neuen chinesischen und anderen asiatischen und US-amerikanischen E-Auto-Herstellern vorangetrieben.
- BEV würden auch für gewerbliche Flotten immer wichtiger. Ihr Anteil an den Neuzulassungen werde von zehn bis 15 Prozent auf über 45 Prozent bis Ende 2025 ansteigen, so Tomas. Diesem Trend, der alle Sparten von Unternehmensflotten – von Geschäftsautos über Nutzfahrzeuge bis hin zu Mietwagen – umfasse, liegen ökologische (ESG-Verpflichtungen und CO2-Ziele) und ökonomische Überlegungen (Kosteneinsparungen durch geringere TCO) zugrunde. Man erwartet, dass in den nächsten zwei Jahren allein in die Fuhrparks von Miet- und Firmenwagenflotten mehr als 400.000 neue Elektrofahrzeuge aufgenommen werden.
- Im Zuge dieser Entwicklungen werde der Markt für Ladeinfrastruktur in den nächsten Jahren stark wachsen. Besonders die Nachfrage nach smarten Ladetechnologien mit intelligentem Lastmanagement, die ein netzdienliches Laden von Elektrofahrzeugen ermöglichen, dürfte nun sehr dynamisch steigen, ist der Zukunftsforscher abschließen überzeugt.
Fazit
Aufgrund dieser Analysen und Einschätzungen lautet das Fazit von Lars Thomas: "Schon in einem Jahr wird jeder zweite neu zugelassene Wagen mit einem Elektromotor ausgestattet sein." Hier bezieht er sich auf reine Elektroautos und Plug-in-Hybride. Zudem ist er davon überzeugt, dass das netzdienliche Laden weiter in den Fokus rücken wird.
www.future-matters.com
www.juice.world
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