Die erste Kältewelle des noch jungen Jahres hat Österreich aktuell fest im Griff. In einigen Regionen ist die Temperatur in den vergangenen Nächten um mehr als 20 Grad Celsius unter den Gefrierpunkt gesunken. Wie mittlerweile weitgehend bekannt ist, mögen Batterien und Akkus kalte Temperaturen nicht wirklich. Das macht sich nicht nur bei der Laufzeit von Smartphones bemerkbar, sondern wirkt sich auch auf die Reichweite von Elektroautos negativ aus. Doch wie viel Reichweite büßt man an kalten Tagen tatsächlich ein?
Im Schnitt 30 Prozent weniger Reichweite
Dieser Frage ist Recurrent Auto nachgegangen. Das US-Unternehmen ist auf die Analyse von Batterien gebrauchter Elektroautos spezialisiert und verkauft jährlich eine große Anzahl an Stromern aus zweiter Hand. In den vergangenen Monaten hat Recurrent Auto die anonymisierten Daten von 10.000 Stromern aus verschiedenen Baureihen gesammelt. Diese wurden zur aktuellen Wintersaison ausgewertet und die Ergebnisse Ende 2023 veröffentlicht. Dabei wurde geprüft, wie weit die Fahrzeuge bei kühlen (-6 Grad Celsius) und bei für die Akkus idealen Temperaturen (+21 Grad) in der Praxis kommen. Im Durchschnitt verlieren die untersuchten Elektroautos bei Kälte demnach knapp 30 Prozent - konkret kommen sie bei Minusgraden nur noch auf 70,3 Prozent ihrer verfügbaren Akkukapazität, so Recurrent Auto. Die Unterschiede bei den einzelnen Modellen sind jedoch groß.
Der Audi e-tron (Modelljahre 2021/22), der mittlerweile ein Facelift bekam und nun Q8 e-tron heißt, schnitt sehr gut ab und verliert laut der Analyse bei kalten Temperaturen nur 16 Prozent Reichweite. Das 2019er-Modell des Nissan Leaf (-23 Prozent) und die Tesla-Modelle 3, X und Y (-24 Prozent) haben sich ebenfalls wacker geschlagen. Weniger gut fielen die Ergebnisse bei der US-Version des VW ID.4 Modelljahr 2021 aus, der 46 Prozent Reichweite verliert. Laut Recurrent Auto liegt das schlechte Abschneiden u.a. darin, dass hier keine Wärmepumpe an Bord ist. In Österreich gibt es den ID.4 hingegen sehr wohl mit Wärmepumpe. Ähnlich schlecht schnitt der Chevrolet Bolt (-42 Prozent) ab. Der Hyundai Kona (Jahrgänge 2020/2021) und der 2021er Ford Mustang Mach-E büßen der Auswertung zufolge 34 Prozent Reichweite ein. Beim Gesamtsieger, dem Jaguar I-Pace (hier geht es zum LEADERSNET-Test) fällt das Urteil zwiespältig aus. Der Akku des britischen Stromers verlor bei Kälte zwar nur drei Prozent an Reichweite, laut Recurrent Auto liege das jedoch vor allem daran, dass die Batterie des I-Pace bereits bei Idealtemperatur ziemlich ineffizient arbeite.
Quelle Recurrent Auto 2023
Was zu beachten ist
Obwohl die Ergebnisse aufgrund der regionalen Gegebenheiten - die USA sind ein Flächenland, in dem viele Strecken auf Autobahn zurückgelegt werden - nicht eins zu eins auf unsere Breiten übertragbar sind, ist die Analyse aufschlussreich. Denn auch beim großen Elektroauto-Wintervergleichstest 2022 des norwegischen Automobilclub NAF (Norwegian Automobile Federation) bewegten sich die Reichweitenverluste in einem ähnlichen Rahmen. Hier wurden 29 Stromer bei Temperaturen zwischen 0 und minus 19 Grad Celsius auf Herz und Nieren getestet (LEADERSNET berichtete).
Auch Verbrenner verlieren an Reichweite
Zur "Ehrenrettung" der Elektroautos muss jedoch gesagt werden, dass auch Verbrenner bei Kälte deutlich mehr Kraftstoff verbrauchen und somit an Reichweite einbüßen. Bei ihnen funktioniert das Tanken jedoch deutlich schneller. Da in Österreich ein Pkw täglich im Durchschnitt nur rund 30 Kilometer bewegt wird, reichen aber auch die Winterreichweiten für die meisten Autofahrer:innen aus. Nur bei langen Strecken kann es mit E-Modellen, die nur eine geringe Reichweite aufweisen, mitunter eine längere Reise werden.
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© Recurrent Auto
Sitzheizung, Gebläse und Innentemperatur. Da kommen dann nochmals 20% dazu....
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