Das sind die Jahresgagen der heimischen Top-Manager

| Tobias Seifried 
| 08.01.2024

Die Vorstände der ATX-Konzerne bekommen allesamt ein fürstliches Gehalt. Während die Arbeiterkammer Kritik übt, ortet die Industriellenvereinigung eine Neiddebatte und verweist auf die überproportionalen Steuerleistungen.

Am 8. Jänner war in dem noch jungen Jahr 2024 der sogenannte "Fat Cat Day". Damit ist jener Tag im Jahr gemeint, an dem das jährliche Einkommen von Beschäftigten durch Vorstandsvorsitzende (CEOs) der größten börsennotierten Unternehmen verdient wurde. Hierzulande dauerte das in diesem Jahr im Durchschnitt etwas mehr als vier Arbeitstage. Der Spitzenreiter in Österreich, Bawag-CEO Anas Abuzaakouk, musste gar nur etwas über einen Tag arbeiten, um auf das durchschnittliche Jahressalär einer:s Arbeitnemers:in zu kommen. Doch wie viel verdienen die Top-Manager:innen nun genau? 

Stundenlohn von 699 Euro

Laut der Arbeiterkammer (AK) hat ein:e ATX-Vorstandsvorsitzende:r 2022 im Durchschnitt rund 2,7 Millionen Euro verdient. Die Vergütung liege damit um ein 75-Faches höher als das Medianeinkommen eines:r Beschäftigten in Österreich. Bei einem Stundenlohn von 699 Euro müsse ein:e Top-Manager:in durchschnittlich lediglich 51 Stunden arbeiten, um das Jahres-Medianeinkommen eines:r österreichischen Beschäftigten, das aktuell bei 35.952 Euro liegt zu erreichen: Bei einem 12-Stunden-Tag seien das genau vier volle Arbeitstage und drei Stunden des folgenden Arbeitstages, rechnete die AK am Montag vor. 

Bawag-Chef führt das Ranking an

Bestverdiener unter den ATX-Vorstandsvorsitzenden war erneut Bawag-CEO Anas Abuzaakouk mit einem Jahresgehalt (2022) von 9,4 Millionen Euro. Damit benötigt er lediglich einen Arbeitstag und zwei Stunden des Folgetages, um die 35.952 Euro zu verdienen. Auf Platz zwei folgt Peter Oswald, der am Ruder von Mayr Melnhof sitzt und sich über eine Jahresgage von 5,6 Millionen Euro freuen darf. Oswald braucht demnach exakt zwei Tage, um das durchschnittliche Jahressalär einer:s Arbeitnemers:in zu verdienen. Den dritten Platz am Stockerl sichert sich der Vorstandsvorsitzende der voestalpine, Herbert Eibensteiner. Mit einem Jahresgehalt von 4,5 Millionen Euro hat er nach 2,5 Arbeitstagen das Medianeinkommen eines:r durchschnittlichen Beschäftigen in Österreich kassiert.

Im Jahr 2022 markierte Immofinanz-Chefin Radka Doehring das Schlusslicht im ATX-Gagenranking. Das lag auch daran, dass sie erst im Laufe des Jahres das Ruder übernahm und somit nur acht Monate als Vorstandsvorsitzende der Immofinanz tätig war. Mit einem Jahres- bzw. Achtmonatsverdienst von 463.209 Euro musste sie knapp 25 Tage arbeiten, um auf die 35.952 Euro zu kommen.

"Unnötige Neiddebatte"

Während die AK aufgrund dieser Berechnungen eine angemessenere Einkommensrelation zwischen Vorstandsvergütung und Belegschaft sowie Höchstgrenzen für die individuelle Vergütung von Top-Manager:innen fordert, ortet die Industriellenvereinigung (IV) hinter dem Fat Cat Day eine Neiddebatte. 

"Jedes Jahr zu Jahresanfang stellt die Arbeiterkammer unter dem Namen 'Fat Cat Day' zahlreiche österreichische Top-Manager:innen öffentlich an den Pranger, die Einkommensleistungen jener werden dafür genutzt, um unnötige Neiddebatten zu schüren", heißt es in einer Aussendung. Was dabei jedoch außer Acht gelassen werde, sei, dass jene Menschen auch überproportional viel zum Gemeinwohl in Österreich beitragen. So könnte beispielsweise die Lohnsteuerleistung der CEOs 2022 genutzt werden, um 77.000 Jahrestickets für den öffentlichen Verkehr in Wien zu finanzieren. Laut der IV waren die obersten zehn Prozent der Einkommensbeziehenden zuletzt für 61 Prozent der gesamten Lohn- und Einkommensteuer verantwortlich. Allein das oberste Prozent zahle 22,5 Prozent des Steueraufkommens.

Es gehe nicht darum, verschiedene Einkommensgruppen gegeneinander auszuspielen. "Vielmehr muss uns jedoch allen die Realität unseres progressiven Einkommensteuersystems bewusst sein", betont die Industriellenvereinigung. Ständig wiederkehrende Neiddebatten oder der Ruf nach weiterer Umverteilung seien eine klare Themenverfehlung und würden an der nachhaltigen Finanzierbarkeit unseres Sozialstaates sägen. Viel wichtiger wäre hingegen eine sachliche Diskussion darüber, wie der Staat seine immensen Steuereinnahmen möglichst treffsicher und wirkungsorientiert einsetzen kann.

www.iv.at

www.arbeiterkammer.at

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