LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Anderl, die Digitalisierung verändert aktuell alle Lebensbereiche. Der damit einhergehende Strukturwandel erfasst Gesellschaft, Staat und Wirtschaft gleichermaßen. Kaum etwas ist im Moment präsenter als dieses Thema, aber was bedeutet Digitalisierung?
Hermann Anderl: Die Digitalisierung steht für einen tiefgreifenden Wandel, den wir als Gesellschaft in unserem Alltag erleben. Doch was dieser Wandel mit sich bringt, ist Innovation für unser tägliches Tun. So ist es der Fortschritt rund ums Home-Office, die Veränderung der Kommunikation mit Videokonferenzen, Cloud Computing bis hin zu Datenverarbeitung und Datenschutz – also viel Neues, aber auch zahlreiche Herausforderungen, die für uns damit einhergehen und deren Rahmenbedingungen wir abklären müssen.
Für Unternehmen - aber eigentlich auch für jede:n Einzelne:n - gilt es, die Möglichkeiten der Digitalisierung sinnvoll nutzen und die entsprechenden Vorteile daraus zu ziehen und umzusetzen. Eine "Verweigerung" schafft nicht nur kurzfristige Wettbewerbsnachteile sondern wird sich als elementarer Hemmschuh für zukünftige, erforderliche Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen herausstellen – wie sonst sollen wir dem allgemeinen Kostendruck und einem immer härteren Wettbewerbsdruck gewachsen sein wenn nicht durch Produktivitäts- und Effizienszsteigerung? Davon bin ich zutiefst überzeugt!
LEADERSNET: Die Digitalisierung ist nicht nur die Einführung von Technologie in ein Unternehmen, vielmehr geht es darum, eine Geschäftsstrategien, Prozesse und Kulturen zu verändern, um die Möglichkeiten der digitalen Welt voll auszuschöpfen. Wie digital sind die Firmen und was bedeutet "Digitalisierung" ganz konkret für ein Unternehmen?
Anderl: Von Canon durchgeführte Studien zeigen, dass die Digitalisierung in Unternehmen nachweislich ein hohes Niveau erreicht hat – eine der Lehren aus der Pandemie mit Sicherheit - aber dennoch noch weiter ausbaufähig ist. Die Hauptfacts: 59 Prozent der befragten IT-Verantwortlichen in den Unternehmen unterschiedlichster Branchen, schätzen den Digitalisierungsgrad im eigenen Unternehmen eher hoch ein. Speziell im Banken- und Versicherungssektor wächst der digitale Standard. Ein weiterer Punkt: Mit einer ansteigenden Mitarbeiteranzahl nimmt auch die Einschätzung eines hohen Digitalisierungsgrads zu. Dennoch müssen Unternehmen oftmals die interne digitale Transformation noch vorantreiben.
Eher niedrig digitalisierte Unternehmen sind im Handel (17 Prozent) zu finden, in der öffentlichen Verwaltung oder im Gesundheitswesen (15 Prozent). Insgesamt verbringen Mitarbeiter:innen aber nach wie vor viel Zeit mit papiergebundenen operativen Office-Tätigkeiten. Hier unterstützt zum Beispiel die Digitalisierung bei der Archivierung von Altablagen.
LEADERSNET: Canon Austria will österreichischen Unternehmen auf ihrem Digitalisierungsweg unter die Arme greifen, um nicht den europäischen Anschluss zu verlieren. Aus diesem Grund wurde der "Canon DigiCheck" ins Leben gerufen. Was genau steckt hinter diesem neuen Produkt/Tool und wie kann damit den heimischen Betrieben geholfen werden?
Anderl: Mit dem Canon DigiCheck durchleuchten wir gemeinsam mit IT- und Organisationsverantwortlichen mittlerer und großer Unternehmen sechs Bereiche der Bürokommunikation. Konkret schauen wir auf die Infrastruktur, Sicherheit, Produktivität, Mobiles Arbeiten, Informationsmanagement und Automatisierung. Die Analyse zeigt zum einen den "Digitalen Reifegrad" einer Organisation und die Benchmark in Bezug auf Branche und Unternehmensgröße gegenüber den anderen Marktteilnehmern.
Zum anderen liefert mir der DigiCheck eine Potenzialanalyse. Mit der können unsere Modern Working Expert:innen feststellen, wo die digitalen Stärken liegen und wo es noch Optimierungsbedarf gibt. Ohne eine entsprechende Infrastruktur kann hybrides Arbeiten nicht funktionieren, denn wenn ich standortübergreifend arbeiten möchte, muss ich mobiles Arbeiten, also den Zugriff auf Unternehmensdaten von außen, unterstützen. Und das sollte natürlich auch entsprechend sicher und compliant sein. Je mehr von meinen bestehenden Prozessen ich bereits digitalisiert habe, desto eher kann ich diese optimieren bzw. sogar automatisieren.
LEADERSNET: In einer digitalisierten Welt nimmt das Thema Data Security eine überaus wichtige Rolle ein. Unternehmen speichern Daten heute plattform- und standortübergreifend. Sie tauschen sie aus und arbeiten gemeinsam daran, was den Schutz dieser Informationen erschwert. Wie hilft Canon den österreichischen Betrieben ihre Daten zu schützen und wo liegt der Unterschied zu anderen Unternehmen, die vielleicht ein ähnliches Konzept/Modell verfolgen?
Anderl: Mit der Weiterentwicklung unserer heutigen hybriden Arbeitswelt gehen viele Collaboration-Tools einher, mit deren Hilfe wir Informationen austauschen können. Sie sind unverzichtbar, stellen aber auch Schwachstellen für Cyberkriminalität und Hacker:innen dar. Und diese Angriffe gelten nicht nur großen Unternehmen, sondern auch Anwaltskanzleien, Ordinationen oder Agenturen.
Wir bei Canon haben drei Schwerpunktbereiche festgelegt, die Führungskräfte und IT-Entscheider:innen berücksichtigen sollten: Die Schulung der Mitarbeitenden, die Informationssicherheit des Geräts und die Einführung intelligenter technologischer Richtlinien. Denn letztlich ist die Kombination aus der Sensibilisierung der Mitarbeiter:innen und dem Einsatz intelligenter technologischer Prozesse, wie etwa einer Email-Überwachungssoftware, entscheidend, um sich gut zu schützen. So schaffen wir ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Risikobereitschaft und Risikotoleranz.
Daher zielen unsere Lösungen darauf ab, den gesamten Informationslebenszyklus zu schützen. Und das unabhängig von der Form (papier- oder digitalbasiert), und ohne die Arbeit der Menschen, die auf die Daten zugreifen müssen, zu beeinträchtigen.
LEADERSNET: Wie schauen die Pläne von Canon Austria für 2024 und die (noch) weitere Zukunft aus?
Anderl: Im letzten Jahr haben wir ein rasantes Wachstum der Künstlichen Intelligenz erlebt. Dieses scheint sich auch auf diese Weise fortzusetzen. Das bedeutet, dass ihr Potenzial immer noch eine Chance für die Kreativbranche ist, die es zu enthüllen und entdecken gilt. Besonders relevant für unsere Branche sind dabei generative KI und andere Tools, die in der Lage sind, lebensechte Bilder mit einer einfachen Ein-Wort-Eingabeaufforderung zu erstellen. Wir sind daher bestrebt, die kreative Community bei der Erforschung der Möglichkeiten dieser neuen, sich entwickelnden Technologie zu unterstützen. Gleichzeitig aber auch der Welt führende Technologie zur Verfügung zu stellen, um diese besonderen Momente weiterhin mit der Kamera festzuhalten.
Die transformative Kraft der KI nutzt Canon bereits im gesamten Portfolio. Ein Beispiel dafür ist unsere verbesserte Fokussoftware in unseren Consumer-Kameras, die eine unübertroffene Motivgenauigkeit bietet. Oder der Einsatz von KI in der hochmodernen medizinischen Bildgebung, die Wissenschaftler:innen hilft, einige der weltweit größten Herausforderungen im Gesundheitswesen zu lösen. Wir werden jedenfalls auch im kommenden Jahr weiterhin nach neuen Innovationsströmen mit dieser Technologie suchen.
www.canon.at
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