Mit 58.195 Verbücherungen im ersten Halbjahr 2023 ist der Immobilienmarkt nach den aktuellen Immospiegel-Analysen von Remax um 16.063 Objekte zum Vorjahr eingebrochen. Minus 21,6 Prozent fehlen demnach auf die ersten sechs Monate des Jahres 2022, das jedoch das zweitstärkste in der Historie war. Dennoch seien seit dem Jahr 2015 jedes Jahr im Vergleichszeitraum mehr Immobilienkäufe im Grundbuch registriert worden als 2023.
Auch beim Transaktionswert sei der Rückgang sichtbar, noch stärker als bei den Stückzahlen: Von 21,73 Milliarden Euro ist der Verkaufswert laut Remax auf 16,58 Milliarden Euro im ersten Halbjahr von 2022 auf 2023 gesunken, also um minus 23,7 Prozent.
Appell an die Politik
"Unter den verschärften Kreditvergaberichtlinien leiden in erster Linie junge Paare und Jungfamilien. Die massiven Auswirkungen auf den Immobilienmarkt zeigen sich auch in den aktuellen Verbücherungszahlen. Besonders die bei Familien beliebten Doppel- und Reihenhäuser sind massiv betroffen. Damit nicht genug, bedeutet diese Entwicklung auch negative Milliardenfolgen im Baugewerbe und in der Fertighausindustrie, von den Baunebengewerben ganz zu schweigen. Das Ziel muss doch sein, dass sich Jungfamilien während ihrer Erwerbstätigkeit Eigentum schaffen können, das gehört seitens der Politik gefördert und unterstützt", fordert Bernhard Reikersdorfer, Managing Director von Remax Austria. Aktuell sei genau das Gegenteil der Fall. Laut ihm wäre es auch höchst an der Zeit, die Kreditvergaberichtlinien entsprechend anzupassen.
Während im ersten Halbjahr 2022 noch Coronakrise, Ukrainekrise, Energiekrise und steigende Inflationswerte eine Trendwende vermuten ließen, hätten die starken und raschen Zinserhöhungen ab der zweiten Jahreshälfte 2022 sowie die Verschärfungen im Bereich der Hypothekarkreditfinanzierungen "KIM-V" ab September 2022 den Markt tatsächlich schwer getroffen, heißt es in der Analyse. Remax-Austria-Experte Anton Nenning dazu: "Konkret sind Immobilien im Bereich von 400.000 bis eine Million Euro von einem massiven Nachfrageeinbruch betroffen. Darunter lässt es sich leichter finanzieren, darüber brauchen die Interessenten oft dank 'gefüllter Portokassa' eher kaum oder wenig Kreditunterstützung."
Bis auf wenige Ausnahmen alle Bereiche betroffen
Wie stark der Einbruch von den schlechteren Finanzierungsmöglichkeiten getrieben sei, würden erste Mengenerhebungen zeigen: Jene Immobilienformen, die als besonders finanzierungsabhängig gelten, haben den Analysen zufolge die höchsten Rückgänge: Doppelhaushälften (-34 Prozent) und Reihenhäuser (-33 Prozent). Denn, wer liquider ist, kauft sich ein Einfamilienhaus (-16 Prozent), eine Villa (-17 Prozent) oder einen Hausanteil (-25 Prozent), und wer sparsamer sein will/muss, muss zu einer (kleineren) Wohnung (-24 Prozent) greifen. Bei PKW-Abstellplätze belaufe sich das Minus auf 29 Prozent.
Dagegen seien Waldstücke (+1 Prozent), Weingärten (-4 Prozent), Seegrundstücke (-7 Prozent), Kleingärten (-8 Prozent) und Gebäude am See (+28 Prozent) davon unbeeindruckt. Unter den Grundstücken (-15 Prozent) würden sich sowohl Baugrundstücke finden, die deutlich gelitten haben, als auch landwirtschaftliche Grundstücke, die es weniger getroffen hat.
Im Gewerbebereich treffen die Mengenrückgänge laut dem Remax-Immospiegel vor allem Landwirtschaften (-35 Prozent), Büroflächen (-33 Prozent), und Lagerflächen (-23 Prozent), weniger die Zinshäuser (-10 Prozent) und Geschäftslokale (-8 Prozent). Rückgänge verzeichnen auch die sonstigen Gebäude (-24 Prozent), Zuwächse jedoch die Bürogebäude (+11 Prozent).
Wert der Top-100-Verbücherungen
Insgesamt eine Konsolidierung am Immobilienmarkt zeigt der Wert aller Top-100-Immobilienverkäufe im ersten Halbjahr. Er setzt sich aus Großprojekten zusammen und ist den Experten zufolge von 1,75 Milliarden Euro (2021) auf 1,96 Milliarden Euro (2022; +12 Prozent) gestiegen, um 2023 auf 1,61 Milliarden Euro (-18 Prozent) zu sinken.
"Auch hier wieder ein Indiz für die immobilienwirtschaftliche Beruhigung, auf die die Finanzierungsklemme der Privatkäufer nicht zutrifft und demzufolge auch wesentlich geringere Einbußen verzeichnet", sagt Nenning.
Die Eintrittsgrenze für den Top-100-Club lag 2021 bei 8,4 Millionen Euro, 2022 bei zehn Millionen Euro (+19 Prozent) und sank 2023 auf 7,8 Millionen Euro, also um minus 22 Prozent.
www.remax.at
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