Am Donnerstag wurden die vorläufigen Zahlen der österreichischen Industrie für das Jahr 2022 präsentiert. "Wir sehen ein recht gemischtes Bild, entsprechend vielschichtig fällt unser Resümee für das abgelaufene Jahr aus", sagte Sigi Menz, Obmann der Bundessparte Industrie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), bei einer Pressekonferenz und fügte hinzu: "Auf dem Papier präsentiert sich die Konjunktur wesentlich freundlicher als in der Realität der Unternehmen. Vom nominell starken Produktionswachstum bleibt nämlich nur ein bescheidenes Mengenwachstum übrig."
Dynamik gegen Jahresende nachgelassen
Klammere man die Mineralölindustrie sowie Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen aus, so lag die Produktionssteigerung der Industrie von 2021 auf 2022 bei 15,1 Prozent. "Dieses Plus der Produktionswerte war ebenfalls vorrangig Kosten- und Preiseffekten geschuldet. Die Industriekonjunktur verliert an Schwung", sagte Andreas Mörk, Geschäftsführer der Bundessparte Industrie in der WKÖ und ergänzte: "Gegen Jahresende hat die Dynamik nachgelassen und sogar ins Negative gedreht. Jetzt deuten die spürbare Verunsicherung, gepaart mit rückläufigen Neuaufträgen und gut gefüllten Lagerbeständen, auf eine weitere Verlangsamung der Produktion in den kommenden Monaten hin."
Hatte sich die Industrie-Konjunktur im Oktober und November bereits eingebremst, so war die abgesetzte Produktion im Dezember 2022 sogar geringer als im Vorjahresmonat.
Höhen und Tiefen
Schwer einstellen konnten sich die Unternehmen auf die überhöhte Inflation und Energiekosten, die Österreichs Wettbewerbsfähigkeit schaden: "Die Standortnachteile gegenüber internationalen Mitbewerber:innen sind eklatant", so Spartenobmann Menz und weiter: "Wir brauchen mehr denn je eine Strompreiskompensation, wie sie der EU-Emissionshandel für wettbewerbsintensive Industrien vorsieht."
Erfreulich zeigte sich unterdessen der Blick auf den Personalstand. 2022 beschäftigte die Industrie im Jahresdurchschnitt 468.600 Personen. Damit fehlten nur 600 auf den Wert von 1995 – ein 27-Jahres-Hoch.
Industrie in Zahlen
Der vorläufige Produktionswert der Industrie belief sich 2022 auf nominell 252,3 Milliarden Euro. Die hohen Umsätze seien vor allem den großen Preissteigerungen in der Energie geschuldet. Der Anteil der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen an der heimischen Industrieproduktion ist von zehn Prozent im Jahr 2020 auf 24 Prozent im Jahr 2022 gestiegen.
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