Viele Discos, Clubs und Bars kämpfen ums Überleben

| Redaktion 
| 05.02.2023

Die Nachtgastronomie appelliert an die Politik - Teuerungswelle, Fachkräftemangel und junge Leute, die seit Corona lieber im Privaten feiern, sorgen für Kopfzerbrechen.

Teuerung und Inflation, steigende Energiekosten, fehlende Planungssicherheit bei staatlichen Hilfen und der eklatante Personalmangel würden ein wirtschaftlich positives Comeback von Discotheken, Clubs und Bars erschweren, heißt es vom Verband Österreichischer Nachtgastronomen.

Jeder zehnte Betrieb musste zusperren

Vor Ausbruch der COVID-19 Pandemie habe es in Österreich 2.987 Betriebe der Nachtgastronomie; also Diskotheken, Clubs und Bars gegeben. Rund zehn Prozent hätten die Pandemie und ihre Auswirkung wirtschaftlich nicht überlebt. Hintergrund: Exakt zwei Jahre waren Diskotheken und Clubs wegen der Covid-19 Pandemie geschlossen. Nun werden weitere Insolvenzen erwartet.

Die verbliebenen rund 2.700 nachtgastronomischen Betriebe Österreichs würden nun auf eine schwere und herausfordernde Zeit zurückblicken. Die Zukunft sei ebenso ungewiss und für manche perspektivenlos. 

"Die heimische Wirtschaft sieht sich derzeit mit drei großen Herausforderungen konfrontiert", so Stefan Ratzenberger, Obmann des Verbandes Österreichischer Nachtgastronomen (VÖNG) und weiter "Die stete Teuerung und die damit einhergehende Inflation, die galoppierenden Energiepreise und der Umstand, dass wir uns nach wie vor mit einer, wenn auch abklingenden, Pandemie konfrontiert sehen."

Weitere Belastungen

Für die Nachtgastronomie würden noch weitere Belastungen hinzukommen. So hätten viele Discotheken und Clubs ob der fehlenden Mitarbeiter:innen von drei geöffneten Nächten (Donnertag, Freitag und Samstag) auf zwei reduzieren (Freitag und Samstag) müssen. Auch habe sich das Ausgehverhalten der Gäste geändert.

"Wie sehen uns mit einer Generation von jungen Gästen konfrontiert, die kurz nach Ausbruch der Pandemie im Frühjahr 2020 16 Jahre alt wurde und damit das gesetzliche Alter 'zum Ausgehen' erreicht hat, aber erst zwei Jahre später, im Frühjahr 2022 mit 18 Jahren die Möglichkeit bekamen, erstmals Discos und Clubs besuchen zu können", so Stefan Ratzenberger; und weiter "In diesen zwei Jahren wurden viele Alternativen gefunden, um vor allem im Privaten oder im Sommer im Freien zu feiern und die bis heute genutzt werden."

Auch hätten viele Restaurants im Zuge der Pandemie nachgerüstet. So seien Musikanlagen installiert und das Getränkeangebot erweitert worden. "So wird um 22 Uhr die Musik hinauf und das Licht hinunter gedreht. Die Gäste bleiben und besuchen weniger Clubs und Bars", so Stefan Ratzenberger.

Gesellschaftliche Bedeutung und Forderungen

Stefan Ratzenberger verweist auf die gesellschaftliche Bedeutung der Nachtgastronomie. Gerade für Jugendliche sei diese ein wichtiger Faktor in deren Entwicklung und sorge für erste soziale Kontakte über Schule und Lehrstelle hinaus.

Der wirtschaftliche Faktor sei auch nicht zu vergessen. Allein in Wien habe die Nachtgastronomie vor Corona jährlich eine Milliarde Euro erwirtschaftet. Der VÖNG richtet sich nun mit Forderungen an die Politik:

  • Arbeitsmarktreform: Attraktive Modelle für Studierende und steuerfreies Prämienmodell für Rückkehrer in die (Nacht)Gastronomie
  • Unverzügliche Auszahlung sämtlicher offener Corona-Unterstützungen und Entschädigungen durch die Cofag
  • Eigens definiertes Energie-Mehrkosten-Modell für die Nachtgastronomie analog zu bestehenden Modellen
  • Temporär einheitlicher Steuersatz von zehn Prozent auf Speisen und Getränke in der (Nacht)Gastronomie, um die hohen Energiekosten zu kompensieren
  • Änderung der Gewerbeordnung hinsichtlich der Haftung von Gastronomen für Personen und deren Verhalten von dem Lokal (Stichwort Raucher)
  • Steuerliche Gleichstellung von Fremd- und Eigenkapital

www.facebook.com/vöng

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