So kann die Reichweite von Elektroautos bei Kälte erhöht werden

| Tobias Seifried 
| 16.01.2023

Test zeigt, welche Maßnahmen bei kühlen Außentemperaturen helfen.

Für viele Käufer:innen von Elektroautos ist nach wie vor die Reichweite das ausschlaggebende Kriterium. Die im Labor ermittelten Herstellerangaben (WLTP-Messverfahren) sorgen zwar für eine Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Modelle und Marken, doch für die Praxis sind diese Werte nur bedingt aussagekräftig. Denn die tatsächliche Reichweite eines Elektroautos hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Neben dem Fahrstil, dem Streckenverlauf (Stadt, Autobahn, Gebirge, etc.), der Geschwindigkeit und der Effizienz des Antriebsstrangs spielt dabei auch die Außentemperatur eine große Rolle. Letzteres haben der ÖAMTC und seine Partnerorganisationen zum Anlass genommen, um einen speziellen Test durchzuführen.

Batterien reagieren auf Kälte empfindlich

"Eines der wichtigsten Kriterien ist die Temperatur: Vor allem auf Kälte reagieren Batterien empfindlich", erklärt Markus Kaiser, ÖAMTC-Experte für E-Mobilität. Bei Elektroautos komme neben dieser physikalischen Tatsache allerdings ein weiterer Punkt hinzu: Weil keine Motoren-Abwärme vorhanden ist, kommt die Energie für die Heizung der Fahrgastzelle vollständig aus der Antriebsbatterie, was die Reichweite weiter verringert.

Umso wichtiger seien bei batterie-elektrischen Autos die Effizienz der Heizung und die Isolierung des Innenraums – denn je länger und besser die Wärme gehalten werden könne, desto weniger müsse man heizen, so Kaiser. Beim aktuellen Test wurde überprüft, wie gut das bei einigen verbreiteten E-Pkw funktioniert. "Dafür waren wir bei minus zehn Grad im Klimaprüfstand", erläutert der ÖAMTC-Experte. 

E-Auto Heizung WintertestBeim Aufheizen des Innenraums kann kein Verbrenner mit E-Autos mithalten. Leider kühlt er aber auch schnell wieder aus. © ÖAMTC

Schnell aufgeheizt – aber rasch wieder ausgekühlt

Zunächst zur Effizienz: Um eine wohlige Temperatur im Innenraum zu erreichen, benötigten die getesteten Elektroautos wenig Zeit. "Egal, wie ausgekühlt das Fahrzeug vorher war: Bereits nach drei Minuten ist die Luft, die aus den Düsen kommt, 20 Grad warm, nach fünf Minuten sind es bereits 40 Grad", berichtet Kaiser. Da könne kein Verbrenner mithalten, weil dort erst Motor und Kühlkreislauf auf Temperatur kommen müssen, bevor Wärme für die Heizung übrig ist. Der Energiebedarf für den Referenzwert von ca. 20 Grad im Innenraum liegt laut den Tester:innen bei etwa zwei kWh. Hier sei zu beachten, dass große Fahrzeuge nach dem Einschalten der Heizung in der Regel mit sehr hoher Leistung beginnen und diese dann reduzieren. Kleinere Modelle heizen hingegen mit geringerer Leistung, dafür aber über längere Dauer. "Beide Ansätze haben einen entscheidenden Nachteil: Vor allem bei Kurzstreckenfahrten mit häufigerem Aufheizen verringert sich die Reichweite", hält Kaiser fest und weiter: "Damit es bei frostigen Außentemperaturen im Innenraum konstant 20 Grad hat, werden übrigens knapp zwei kW Leistung benötigt. Stünde man also z. B. zehn Stunden im Stau, braucht die Heizung 15 bis 20 kWh – eine Menge, die aktuelle E-Autos problemlos bereitstellen können."

Wärmeisolation kann Reichweite erhöhen

Doch wie lange können die Autos die Wärme halten, wenn nicht konstant geheizt wird? Die Tests der Mobilitätsclubs zeigen, dass der Innenraum bei einer Außentemperatur von minus zehn Grad Celsius nach einer halben Stunde von 20 auf zehn Grad und noch weiter abkühlt. "Dabei fällt auf, dass Autos, die schneller und konstanter heizen, die Wärme auch länger konservieren", erklärt der ÖAMTC-Experte. Generell würden wir uns aber wünschen, dass die Hersteller mehr Wert auf das Thema Wärmeisolation legen. Denn anders als bei Verbrennern, bei denen die Motorabwärme quasi als Nebenprodukt zur Aufheizung des Innenraumes verwendet werden kann, seien Heizenergiebedarf und Wärmeverluste bei Elektroautos ungleich relevanter, so der Experte abschließend.

www.oeamtc.at

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