leadersnet.at Rundruf zum Mythos "Sommerloch"

Reichl, Vretscha und Antlanger-Winter über die "Saure-Gurken-Zeit". 

Der Sommer ist die nachrichtenärmste Saison des Jahres. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass zu dieser Zeit oftmals eher sinnlose Inhalte die Medien prägen, die unter dem Jahr nicht erwähnenswert wären. Journalistenurgesteine behaupten jedoch, das so genannte Sommerloch habe es nie gegeben und auch die "Saure-Gurken-Zeit" sei eine Legende aus der Werbebranche. Wie sehen österreichische Experten die Lage? leadersnet.at hat Rainer Reichl - CEO Reichl und Partner, Andreas Vretscha - COO MediaCom und Christine Antlanger-Winter Leiterin der Digitalabteilung Invention von Mindshare zu ihrer Version des "Sommerloches" befragt.

Das Sommerloch sei Geschichte, meint Rainer Reichl. Bedingt durch die zunehmende Globalisierung hätten sich auch die Reise- und Urlaubsgewohnheiten der Menschen verändert. "Sommer findet auf dieser Welt immer statt und ist für die reichen Menschen der Industrienationen auch mit dem Flugzeug einfach zu erreichen. Single Haushalte, Paare ohne Kinder und die zunehmende Gruppe der 50 Plus Generation verstärken diesen Trend", so Reichl und fügt hinzu "Die Zeit, dass Österreich geschlossen in die Ferien gefahren ist, ist vorbei. Die Konsumenten konsumieren, die Unternehmen lassen fleißig präsentieren. So soll es doch auch sein", so Rainer Reichl, CEO Reichl und Partner.

Budgets unter dem Durchschnitt

Ganz anderer Meinung ist Andreas Vretscha, COO MediaCom: Für ihn besteht das "klassische Sommerloch" noch immer: "Im TV werden vermehrt Wiederholungen gezeigt, im Printbereich erscheinen Publikation in Doppelnummern für Juli/August, die Politik gönnt sich abgesehen von Skandalen eine offizielle Sommerpause und die Frequenz der vom täglichen Berufsverkehr verursachten Staumeldungen im Radio ist geringer." Auch in der Werbebranche sei ein Durchatmen zu spüren. "Die Anzahl der täglichen Mails und Anrufe ist etwas niedriger und es wird weniger Geld investiert. Die Budgets im Juli und im August liegen signifikant unter dem Jahresschnitt", sagt Vretscha. Das habe auch seine Berechtigung: "Für viele Produktgruppen ist der Sommer schlichtweg die falsche Saison und in der privaten Investitionsplanung hat der Sommerurlaub vor anderen Anschaffungen oft Vorrang. Aber gerade deswegen bietet das Sommerloch auch eine große Chance." Konsumbedürfnisse müssen auch im Sommer gedeckt werden und Konsumwünsche können im Sommer durch den geringeren Werbecluster sogar einfacher geweckt werden.

Chance für Online-Werbung

Von einem "Sommerloch", das schon langes keines mehr ist spricht hingegen Christine Antlanger-Winter von Mindshare. Das ganze Jahr über sind immer mindestens 96 Prozente der Österreicher vor Ort in Österreich. Die gewohnte Mediennutzung bezogen auf Internet, Zeitung und Zeitschriften verändere sich daher saisonal wenig. "Aus unserer Mindshare Studie Mindminutes wissen wir, dass bei den pro Monat nur maximal vier Prozent Auslandsurlaubern vor allem Internet und Print-Magazine hoch im Kurs stehen. Das ist eine Chance für Online Werbung und In-App Advertising. Es gibt daher keinen Grund für ein Sommerloch, das es in dieser Form auch nicht mehr gibt", ist Antlanger-Winter überzeugt. (red)

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