Tradition zum Anbeißen
Wiener Würstelstände sind jetzt UNESCO-Kulturerbe

Seit Jahrhunderten sind die beliebten Imbisse ein Ort, der nicht nur für traditionellen Wiener Genuss bei einer "Eitrigen" und einem "16er-Blech" steht, sondern auch für das Zusammenkommen verschiedenster Gesellschaftsgruppen.

Bis in die k.u.k.-Zeit reicht sie zurück, die traditionsreiche Geschichte der Wiener Würstelstände. Die Imbisse, die heute nicht mehr aus dem Stadtbild Wiens wegzudenken sind, finden ihren Ursprung in fahrbaren Garküchen, die einst als Einkommensquelle für Veteranen dienten. Den Startschuss für die Würstelstände, wie wir sie heute kennen, gilt allerdings die Erlaubnis für feste Standorte, die 1969 erlassen wurde. Rasend schnell entwickelte sich aus den unscheinbaren Ständen ein Ort, an dem verschiedenste Gesellschaftsschichten zusammenkommen, um zu nach Schichtarbeit oder Opernbesuch eine schnelle Mahlzeit zu sich zu nehmen und dabei neue Kontakte zu knüpfen – ein Ort der Niederschwelligkeit, Gemeinschaft und Vielfalt.

Teil der Wiener Popkultur

Aufgrund ihrer Allgegenwärtigkeit, von der Innenstadt bis in die Randbezirke, ist es wenig verwunderlich, dass die Wiener Würstelstände über die Jahre auch in der Popkultur verankert sind. So sind Begriffe wie "Eitrige" (Käsekrainer), "Krokodü" (Essiggurke) oder 16er-Blech (Dose Ottakringer Bier) fixe Bestandteile des Wiener-Vokabulars und sind Ausdrücke des typischen Wiener Schmähs. Aber auch in literarischen Werken finden die Standln Erwähnung, beispielsweise in Friedrich Torbergs "Tante Jolesch", HC Artmanns "Im Schatten der Burenwurst" und in Elisabeth T. Spiras "Alltagsgeschichten".

Wiener Würstelstände als immaterielles Kulturerbe

Auch heute noch sind die Würstelstände ein Stück gelebter Wiener Tradition. Das beweist etwa der älteste noch bestehende Stand, der 1928 eröffnete "Würstelstand Leo" am Döblinger Gürtel. Um dieser Tradition Ausdruck zu verleihen, wurden die Wiener Würstelstände nun offiziell in das Verzeichnis des immateriellen UNESCO-Kulturerbes aufgenommen und vertreten die Hauptstadt dort gemeinsam mit der Wiener Kaffeehaus- und Heurigenkultur.   

"Der Wiener Würstelstand ist nicht nur ein Ort der kulinarischen Genüsse, sondern auch ein lebendiges Symbol der Wiener Lebensart. Seine Ernennung zum immateriellen Kulturerbe ehrt die Tradition, die Gastfreundschaft und die Vielfalt unserer Stadt", freut sich Bürgermeister Michael Ludwig, der sich im Vorfeld für diese Auszeichnung eingesetzt hatte. Dieser Titel sei eine Anerkennung für alle Wiener:innen, "die mit ihrer Herzlichkeit und ihrem Charme die Würstelstände zu mehr als nur einem Imbiss machen – zu einem Treffpunkt, an dem sich Lebensfreude und Kultur begegnen".

"Dass die UNESCO nun den Wiener Würstelstand als Kulturerbe auszeichnet, ist eine schöne Bestätigung der Arbeit unserer Standler:innen und mehr als verdient", bestätigt auch Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien. "Die Würstelstände gehören zu Wien, wie die Heurigen und die Kaffeehäuser. Sie sind nicht nur eine kulinarische Institution, sondern auch soziale Treffpunkte. Und viele Standbetreiber:innen verlassen sich nicht nur auf die Tradition, sondern entwickeln ihr Gewerbe durch neue Angebote weiter. Daher freue ich mich sehr über die Entscheidung der UNESCO und dass wir die Würstelstandler:innen auf ihrem Weg zum Kulturerbe unterstützen konnten."

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