Der sogenannte Black Friday ist ein Feiertag in den USA. Traditionell findet er am Freitag nach Thanksgiving statt und markiert den Beginn der Weihnachtseinkaufsaison. Er ist nicht zu verwechseln mit dem "Black Thursday", dem Tag, der an den Börsencrash in New York 1929 erinnert. Schon längst ist der Feiertag weit mehr als das. Denn der Einzelhandel hat seine Chance erkannt und motiviert die Konsument:innen mit saftigen Rabatten zum Einkauf. Inzwischen sind die USA nicht mehr das einzige Land, bei dem der Aktionstag Einzug gehalten hat. Auch viele weitere Industrienationen haben den Termin sowohl im stationären als auch Online-Handel übernommen.
Im Nachbarland Deutschland findet der Black Friday erst seit 2013 im größeren Rahmen statt. Wobei der Techkonzern Apple 2006 einst das erste Unternehmen war, das dortzulande an diesem Tag mit Rabatten warb – allerdings nicht unter dem amerikanischen Namen, sondern markiert als eine Art "eintägiges Shopping-Event". Im Laufe der Zeit gewann die Aktion schnell an Bekanntheit. So auch in Österreich. Hier setzten Händler:innen laut der Wirtschaftskammer Österreich 2018 bereits 100 Millionen Euro um – Tendenz steigend für kommende Jahre.
Ungebrochene Konsumlaune
Trotz Teuerungen, Inflation und anderen wirtschaftlichen Herausforderungen scheint hierzulande der Shoppingwille ungetrübt. So haben bei einer aktuellen Umfrage 52 Prozent der Befragten angegeben, dass sie den Black Friday nutzen wollen, um auf Schnäppchenjagd zu gehen. So zeigt sich, dass der Aktionstag in Österreich trotz Krise nicht an Bedeutung verliert – sondern eher das Gegenteil eintrifft. Waren 2019 nur 37 Prozent der Konsument:innen in der Zielgruppe 16 bis 74 Jahre auf Rabattjagd, stieg die Zahl 2023 bereits auf 48 Prozent und heuer sogar auf 52 Prozent.
Altersunterschiede
Allerdings zeigt sich, dass nicht jede Altersgruppe die gleiche Begeisterung für den Aktionstag pflegt. So geht aus der Erhebung hervor, dass mit zunehmendem Alter der Black Friday den Menschen gleichgültiger wird. Während 78 Prozent in der Altersgruppe 16 und 24 ihre Beschaffungen am Aktionstag erledigen wollen, sind es in der Kohorte 65 bis 74 Jahre lediglich 26 Prozent. Einige gehen dabei sogar noch weiter: So haben 44 Prozent der Umfragteilnehmenden ausgesagt (16 bis 74 Jahre), dass sie auf den Black Friday warten, um sich ein bestimmtes Produkt im Sonderangebot zu besorgen. 29 Prozent nutzen die Aktion heuer vor allem für den Einkauf der Weihnachtsgeschenke – im Vorjahr planten das lediglich 18 Prozent.
Online-Gigant dominiert Verkaufsangebot
Ganz im Gegensatz zu den USA ist der Black Friday in Österreich vor allem ein Online-Shopping-Phänomen. So wollen 40 Prozent der Befragten Österreicher:innen zwischen 16 und 74 Jahren am Aktionstag im Internet ihrer Shoppinglust freien Lauf lassen – und damit vier Prozent mehr als noch im vergangenen Jahr. Lediglich 28 Prozent setzen auf den stationären Einzelhandel und nur zwölf Prozent wollen ausschließlich in Ladengeschäften ihre Besorgungen tätigen. Besonders der Online-Gigant Amazon profitiert davon – allein in Österreich wollen 34 Prozent der Befragten den Online-Marktplatz nutzen, um Schnäppchen abzugreifen. Das bedeutet, zwei Drittel aller an der Umfrage teilnehmenden Black-Friday-Shopper:innen greifen auf den Online-Giganten zurück.
In puncto Online-Plattformen zeigt sich eine weitere Entwicklung. So spielt heuer der asiatische Raum zumindest in Österreich eine untergeordnete Rolle, wenn auch ein geringes Wachstum zu verzeichnen ist: gerade einmal zehn Prozent der Befragten haben angegeben, auf Temu bestellen zu wollen - 2023 waren es noch acht Prozent. Und sieben Prozent wollen dies bei Shein tun. Der nur geringe Zuwachs mag anderen an den neueren Entwicklungen liegen, demnach gegen Temu bei der österreichischen Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) eine Beschwerde eingebracht wurde. Der chinesische Online-Marktplatz hat im nächsten Schritt einen Monat Zeit, um auf die Erkenntnisse der Untersuchung des CPC-Netzes zu antworten und offenzulegen, wie die befundenen Probleme behoben werden sollen (LEADERSNET berichtete).
Ausgaberekord erwartet
Doch nicht nur die Käuferzahlen, auch die Ausgaben sollen heuer einen neuen Rekordwert erreichen. Waren es noch rund 450 Millionen Euro im Jahr 2023, wird für 2024 rund um den Black Friday mit Einnahmen von rund 490 Millionen Euro gerechnet. Das bedeutet, dass sowohl bei der Zahl der Shopper:innen als auch bei den Ausgaben mit einem Anstieg um plus neun Prozent gegenüber dem Vorjahr gerechnet wird.
"In der Krise schlägt die Stunde der Aktionstage. Rund um Black Friday ist heuer mit einem Rekord der Käuferzahlen und der Ausgaben zu rechnen. Der heimische Einzelhandel wird davon nur bedingt profitieren. Einerseits wird ein Gutteil der Ausgaben zu internationalen Online-Händlern – allen voran Amazon – fließen und andererseits werden die Rabatte die Margen im Einzelhandel weiter unter Druck setzen – und das bei anhaltend hoher Kostenbelastung", so Ernst Gittenberger über die aktuellen Analyseergebnisse des Instituts für Handel, Absatz und Marketing (IHaM).
Christoph Teller, IHaM-Institutionsvorstand, fügt ergänzend dazu: "Für den heimischen Einzelhandel – insbesondere für kleine Händler – ist die Rabattschlacht im Vorweihnachtsgeschäft ein zweischneidiges Schwert. Einerseits fällt es dem Handel aufgrund der hohen Bekanntheit der Aktionstage – mittlerweile ist 94 Prozent der Konsument:innen Black Friday ein Begriff – und dem hohen Werbedruck im Vorfeld der Aktionstage schwer, sich dem Black Friday gänzlich zu entziehen. Andererseits ziehen heuer bereits 29 Prozent der Konsument:innen – nach 18 Prozent im Vorjahr – ihre Weihnachtseinkäufe vor und kaufen Geschenke zu rabattierten Preisen. Somit wird die Rabattschlacht rund um Black Friday heuer einiges vom eigentlichen Weihnachtsgeschäft wegknabbern."
Weitere Informationen zur Methodik der Erhebung finden Sie in der Infobox.
www.jku.at
Kommentar schreiben